Juggernaut
Juggernaut [ˈdʒʌɡə(r)ˌnɔːt] ist ein metaphorischer Begriff aus dem Englischen. Er steht für eine unaufhaltsame Kraft, die alles vernichtet, was ihr im Wege steht. Der Wortursprung liegt bei den riesigen, viele Tonnen schweren Prozessionswagen (Ratha), die während einer bestimmten hinduistischen Prozession (Ratha Yatra) zu Ehren des Gottes Jagannatha verwendet werden. Einmal in Fahrt gebracht, sind diese Wagen von Menschen kaum zu stoppen. Während der britischen Besatzung Indiens gelangte der Begriff in die englische Sprache und von dort heute teilweise auch ins Deutsche. In der englischen Umgangssprache wird mit diesem Begriff auch ein schwerer Sattelzug bezeichnet.
Soziologie
Der Soziologe Anthony Giddens vergleicht die Institutionen der Moderne mit dem Wagen des Juggernaut (in der deutschen Übersetzung Dschagganath-Wagen): In ihrer Wucht zerstören sie alles, sind dabei jedoch kaum steuerbar. Diese Metapher wurde von verschiedener Seite rezipiert.[1]
Beispiele in Medien
Die New York Times sprach in Bezug auf den deutschen 7:1-Halbfinalsieg über Brasilien bei der Fußball-WM 2014 von einem „German juggernaut“.[2]
Angesichts bevorstehender Verhandlungen zum EU-Austritt des Vereinigten Königreichs verglich der britische Politiker und Autor Stanley Johnson 2017 den Ausstiegsprozess mit einem Juggernaut.[3]
Einzelnachweise
- Anthony Giddens: Konsequenzen der Moderne, 1996, S. 173f. (ISBN 978-3-518-28895-5); Englisches Original (1990): The Consequences of Modernity; Für die Rezeption z. B.: Harald Bluhm: Riding the Juggernaut, in: INITIAL, Heft 4 (1991), S. 447ff.; Wagner, Peter: Strukturierungstheorie auf dem Juggernaut. In: Soziologische Revue 19 (1996), S. 10ff.
- New York Times online, 8. Juli 2014
- Marco Giannangeli: Boris Johnson’s Remainer dad admits Brexit is a ‚juggernaut‘ gathering momentum. Artikel vom 19. März 2017 im Portal express.co.uk (Daily Express), abgerufen am 9. November 2017