Juergen Boos
Juergen Boos (* 9. Mai 1961 in Lörrach) ist ein deutscher Verlagsmanager und seit April 2005 Direktor der Frankfurter Buchmesse.
Leben und Wirken
Juergen Boos absolvierte in den 1980er Jahren eine Ausbildung zum Verlagsbuchhändler beim Herder Verlag und studierte Marketing und Organisationstheorie. Er übernahm Führungs-Positionen beim Droemer Knaur Verlag, Carl Hanser Verlag sowie Springer Science and Business Media und John Wiley & Sons. 2005 wurde er Direktor der Frankfurter Buchmesse.
Als Direktor modernisiert er die Frankfurter Buchmesse von der klassischen Büchermesse hin zur "Messe für Inhalte und Geschichten": Unter seiner Leitung entstanden branchenübergreifende Angebote wie Books at Berlinale, die Transmedia-Konferenz StoryDrive, die Self-Publishing Area sowie die Frankfurt Hot Spots für digitale Dienstleister und Publishing Startups. Dies brachte ihm in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung den Vorwurf ein, die Frankfurter Buchmesse zur reinen „Messe der Content-Industrie“ umzugestalten.
Boos lud 2015 Salman Rushdie für die Eröffnungspressekonferenz auf der Frankfurter Buchmesse ein, um auf die zunehmenden Angriffe auf die Freiheit des Wortes aufmerksam zu machen. Dies wurde im Vorfeld von der iranischen Regierung heftig kritisiert. Sie boykottierte wegen Rushdies Auftritt die Frankfurter Buchmesse und ließ den iranischen Nationalstand auf der Buchmesse leer stehen.
Juergen Boos erhielt am 17. Januar 2017 die Ehrendoktorwürde der Ivane Javakhishvili Tbilisi State University. Am 20. November 2013 wurde ihm das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen.
Für die Frankfurter Buchmesse 2020 verantwortete Juergen Boos unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie ein hauptsächlich digitales Angebot sowohl für Fachbesucher mit digitalem Rechtehandel als auch für Lesepublikum mit Veranstaltungen im Rahmen des digitalen Bookfest.[1][2]
Boos ist Präsident der LITPROM (Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V.), sowie Geschäftsführer der LitCam (Frankfurt Book Fair Literacy Campaign). Er ist außerdem Mitglied des Scientific Committee des Sheikh Zayed Book Award und Mitglied der Akademie Deutscher Buchpreis. Im Februar 2018 wurde Boos als Chevalier des Arts et des Lettres ausgezeichnet.[3]
Kritik
Im September 2009 wurde Juergen Boos öffentlich kritisiert. Unter seiner Leitung wurden zwei chinesische Dissidenten, die auf einem Symposium zum Thema „China und die Welt: Wahrnehmung und Wirklichkeit“ sprechen sollten, auf massiven Druck der chinesischen Delegation zunächst wieder ausgeladen. Sie nahmen dennoch teil, was zu Protesten der chinesischen Delegation führte. Am 15. September 2009 nahm Juergen Boos dazu öffentlich Stellung.[4]
Weblinks
- Der politische Messemacher – Porträt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 2005
Einzelnachweise
- Ulrich Gutmair: Frankfurter Buchmesse 2020: Das Netz ist kein Ersatz. In: Die Tageszeitung: taz. 18. Oktober 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 5. November 2020]).
- Buchmesse zieht Publikum ins Netz. 18. Oktober 2020, abgerufen am 5. November 2020.
- Französischer Kulturorden für Buchmesse-Direktor: Juergen Boos als Chevalier geehrt, boersenblatt.net, 22. Februar 2018, abgerufen am 22. Februar 2018
- Matthias Naß: Die Hosen voll. In: ZEIT ONLINE. 17. September 2009, abgerufen am 19. Oktober 2015.