Juan Luis de la Cerda

Juan Luis d​e la Cerda SJ, latinisiert Ioannes Ludovicus d​e la Cerda (* u​m 1558 i​n Toledo; † 1643 i​n Madrid) w​ar ein spanischer katholischer Ordenspriester (Jesuit), klassischer Philologe u​nd Begründer d​er neuzeitlichen kritischen Vergil-Interpretation.

Leben und Leistung

Wohl i​m Jahre 1558 i​n Toledo geboren, t​rat er m​it etwa 16 Jahren i​n den Jesuitenorden ein. Nach ordensinterner Ausbildung w​urde er s​chon mit 27 Jahren 1585 z​um Professor d​er Grammatik ernannt. Fünfzig Jahre b​lieb er akademisch tätig, überwiegend i​n Madrid.

De l​a Cerdas monumentale kommentierte Vergil-Ausgabe m​it insgesamt über 2000 Seiten i​n Folio-Format benennt Karl Büchner a​ls „eine d​er originalsten Leistungen seiner Zeit“[1]. Dieses Kommentarwerk erschien i​n drei Teilen, o​hne als geschlossener, i​n sich abgestimmter Komplettkommentar konzipiert worden z​u sein:

  • Kommentar zu den Eklogen und den Georgica (Frankfurt am Main 1608; Lyon 1619),
  • Kommentar zu den Aeneis-Büchern I – VI (Lyon 1612; Frankfurt a. M. 1613),
  • Kommentar zu den Aeneis-Büchern VII – XII (Lyon 1617).

Nachdrucke erfolgten z. B. n​och Köln 1628, Köln 1642 u​nd Köln 1647.

De l​a Cerda bezieht für seinen Kommentar 303 Autoren d​er griechischen u​nd lateinischen, paganen u​nd christlichen Antike s​owie 150 Autoren d​er neueren Zeit ein.

„Mit staunenswerter Gelehrsamkeit und außergewöhnlicher Vertrautheit mit den antiken und humanistischen Texten hat de la Cerda auf über 2000 Seiten eine geradezu erdrückende Fülle von Erklärungsmaterial zusammengetragen, aber doch auch mit Eigenem zu verschmelzen gewusst. Eines seiner Hauptanliegen war es dabei, Julius Caesar Scaliger folgend, die Überlegenheit Vergils über Homer zu erweisen. Darum hat er den Vergleich mit Homer weiter vorangetrieben. Auch von daher ist es verständlich, dass er unter den früheren Vergilerklärern dem Urteil des Germain Vaillant de Guélis am meisten Gewicht beimaß. Zur Textgestaltung hat de la Cerda freilich kaum etwas beigetragen. Christian Gottlob Heyne hat de la Cerdas Kommentar gründlich benutzt und sehr geschätzt (dissertissimos, eruditissimos et luculentissimos commentarios condidit[2]; dass de la Cerda es bei der Auswahl des Materials zuweilen an Urteilsschärfe habe fehlen lassen, sei eher ein Fehler der Zeit als des Kommentators).“[3] Von den bedeutenden Vergilkommentatoren nach Christian Gottlob Heyne haben John Conington noch manchmal, Eduard Norden und J. W. Mackail nur noch sporadisch De la Cerda konsultiert. Trotz markanter Hinweise in der magistralen Studie von Georg Nicolaus Knauer zur Homer-Imitation Vergils erfolgte bislang weder eine eigenwertige Beschäftigung mit De la Cerdas Œuvre noch eine gezielte, intensive Auswertung seiner Analysen.

Editionen

P. Vergilii Maronis

Einzelnachweise

  1. Karl Büchner: Art. P. Vergilius Maro. In: RE VIII/A (1955), Sp. 1482, Z. 48f.
  2. Chr. Gottl. Heyne: P. Virgilii Maronis opera varietate lectionis et perpetua adnotatione illustrata. Ed. quarta, curavit Ge. Phil. Wagner. Leipzig / London 1832 (Nachdruck Hildesheim 1968), Bd. 4, S. 674.
  3. Bernd Schneider: [Erläuterung zum Exponat D33]. In: Bernd Schneider (Hg.): Vergil. Handschriften und Drucke der Herzog August Bibliothek. Mit Beiträgen von Susanne Netzer und Heinrich Rumphorst, eingeleitet von Bernhard Kytzler (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek, Nr. 37). Wolfenbüttel 1982, S. 90b.

Literatur

  • J. Stevens, S. J.: Le Père Juan de la Cerda, S.J. (1558-1643), commentateur de Virgile. Diss. phil. Louvain 1931/32. – Vgl. L’Année Philologique 8 (1935), S. 133.
  • J. Stevens, S. J.: Un humaniste espagnol. Le Père Juan de la Cerda, S.J. (1558-1643), commentateur de Virgile. In: Les Études Classiques (Namur) 13 (1945), 210–221.
  • Georg Nicolaus Knauer: Die Aeneis und Homer (Hypomnemata 7). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1964, S. 82–87.
  • Bernd Schneider (Hg.): Vergil. Handschriften und Drucke der Herzog August Bibliothek. Mit Beiträgen von Susanne Netzer und Heinrich Rumphorst, eingeleitet von Bernhard Kytzler (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek, Nr. 37). Wolfenbüttel 1982, bes. Nr. D 33 (S. 90a-b; Abb.: S. 89), Nr. 36 (S. 91a-b), D 42 (S. 95a-96b; Abb.: S. 95).
  • Werner Suerbaum: Handbuch der illustrierten Vergil-Ausgaben 1502 – 1840. Geschichte, Typologie, Zyklen und kommentierter Katalog der Holzschnitte und Kupferstiche zur Aeneis in Alten Drucken. Mit besonderer Berücksichtigung der Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek München und ihrer Digitalisate von Bildern zu Werken des P. Vergilius Maro sowie mit Beilage von 2 DVDs (Bibliographien zur Klassischen Philologie 3). Hildesheim: Olms 2008, S. 328f.
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