Josip Manolić
Josip Manolić (* 22. März 1920 in Kalinovac bei Bjelovar)[1] ist ein ehemaliger jugoslawischer Politiker. Er war hoher Funktionär des Bundes der Kommunisten Kroatiens und vom 24. August 1990 bis zum 17. Juli 1991 Ministerpräsident der Sozialistischen Republik Kroatien.[2]
Leben
Manolić schloss 1960 in Zagreb ein Jura-Studium ab.[2] Ab 1939 war er Mitglied der Kommunistischen Partei Jugoslawiens und hatte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg verantwortungsvolle Posten in Partei und Gewerkschaft inne.[1] Ab 1941 war er bei den Partisanen.[2]
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm er verschiedene Funktionen in der Partei und in Verbänden. 1948–1960 war er Chef des Sekretariats für Innere Angelegenheiten der Republik Kroatien[2] und 1960–1965 Polizeichef von Zagreb.[1]
1965 und 1969 wurde er als Abgeordneter in den kroatischen Republiksrat Sabor gewählt, wo er unter anderem Präsident der Gesetzgeberisch-juristischen Kommission war. Im Gefolge des Kroatischen Frühlings verlor er 1972 sein Abgeordnetenmandat.[2]
Im Juni 1989 gründete er zusammen mit Franjo Tuđman und Stipe Mesić die Kroatische Demokratische Union (HDZ), baute deren Parteiapparat auf und wurde Vizepräsident der Republik. Im August 1990 löste er Stipe Mesić im Amt des kroatischen Ministerpräsidenten ab und amtierte in dieser Funktion bis Juli 1991.[2] Danach wurde er Leiter des Amts für Verfassungsschutz und ab 1993 Präsident des Rats der Gemeinden im Sabor.[1]
Auf dem Parteitag im Oktober 1993 machte er sich zusammen mit Mesić für eine Änderung der Bosnien-Politik Tuđmans stark. Dafür wurde er, damals Vorsitzender des Senats, aus der HDZ ausgeschlossen.[3] Er und Mesić, damals Präsident des Unterhauses, gründeten 1994 eine neue Partei, die Kroatischen Unabhängigen Demokraten (HND), deren Präsident er 1995 war. Danach zog er sich aus der aktiven Politik zurück.[2]
2006 sagte er als Zeuge der Anklage beim Prozess gegen sechs bosnische Kroaten vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal (ICTY) in Den Haag aus.[4][5]
2015 erschien seine Autobiographie unter dem Titel Politika i domovina – Moja borba za suverenu i socijalnu Hrvatsku („Politik und Heimat – Mein Kampf für ein souveränes und soziales Kroatien“).[6][7]
Im Mai 2021 wurde bekannt, dass er, im 102. Lebensjahr, eine Covid-19-Infektion erfolgreich überstanden hatte.[8]
Familie
Einige Jahre nach dem Tod seiner ersten Ehefrau, der Übersetzerin Marija Eker-Manolić (* ca. 1922; † 2003), heiratete er im Jahre 2016 Mirjana Ribarić (* 1956; † 19. August 2020), die als Erzieherin in einem SOS-Kinderdorf in Lekenik tätig war. Sie starb im Alter von 64 Jahren an Lungenkrebs.[9]
Literatur
- Manolić, Josip. In: Hrvatska enciklopedija, mrežno izdanje. 2021 (kroatisch).
- Ivan Topić: Politička biografija Josipa Manolića. University of Zagreb, 2020 (kroatisch).
Weblinks
- Literatur von und über Josip Manolić in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Manolić, Josip. In: Hrvatska enciklopedija, mrežno izdanje. 2021 (kroatisch).
- Josip Manolić. In: Večernji list. 1. Dezember 2016 (kroatisch).
- Karl Gersuny: HDZ: Tudjman baut Alleinherrschaft aus. Hardliner und Gemäßigte ausgespielt. In: Die Tageszeitung. 18. Oktober 1993 .
- Tudjman’s “Empty Talk and Wishes”. In: Sense – Transitional Justice Center. 3. Juli 2006 (englisch).
- Manolic under Crossfire from Defense Counsel and Accused. In: Sense – Transitional Justice Center. 6. Juli 2006 (englisch).
- Orhidea Gaura Hodak: Intervju: Josip Manolić: ‚Gregurić je odgovoran za privatizacijsku pljačku‘. In: Nacional. 8. Juli 2015 (kroatisch).
- Josip Manolić o optužbama de ja otrovao kardinala: Stepinac je u zatvoru imao povlašteni tretman mimo svih pravila. Übersetzung=Josip Manolić weist Anschuldigungen im Fall der Vergiftung von Kardinal Stepinac zurück. In: Nacional. 22. Juni 2015 (kroatisch).
- Josip Manolić u 102. godini pobijedio koronu! Stanje mu je neko vrijeme bilo ozbiljno, ali nije bio u bolnici. Übersetzung: Josip Manolić besiegte den Corona-Virus im 102. Lebensjahr. In: Jutarnji list. 12. Mai 2021 (kroatisch).
- Stogodišnjem Josipu Manoliću preminula supruga, narod.hr, 19. August 2020 (kroatisch).