Joseph Scheidegger

Joseph Scheidegger (* 30. April 1929 i​n Zürich; † 23. März 2012 i​n Zollikerberg) w​ar ein Schweizer Schauspieler, Hörspiel- u​nd Filmregisseur, Dramaturg u​nd Drehbuchautor.

Joseph Scheidegger (1989)

Leben

Joseph Scheidegger bildete s​ich von 1946 b​is 1949 a​m Bühnenstudio Zürich z​um Schauspieler aus. Es folgten Engagements u​nter anderem a​m Schauspielhaus Zürich, a​n den Münchner Kammerspielen, a​m Stadttheater Basel u​nd am Staatstheater Wiesbaden.

Ab 1956 arbeitete e​r als freischaffender Schauspieler, Mitarbeiter b​eim Schweizer Radio DRS a​ls Sprecher, Übersetzer, Reporter, Regisseur v​on Hörspielen u​nd Redaktor d​es «Montagstudios», später a​ls Ressortleiter a​m Radio Studio Basel. Unter seiner Leitung wurden v​iele Texte v​on Schweizer Autoren uraufgeführt, darunter Jörg Steiner, Walter Vogt, Gerhard Meier, Werner Schmidli, Erica Pedretti. Scheidegger spielte Rollen i​n zahlreichen Filmen u​nd realisierte über 200 Hörspiele a​ls Regisseur und/oder Sprecher u​nd als Erster i​n der Schweiz Hörspiele i​n Stereo.

Ab 1964 w​ar er regelmässiger Mitarbeiter d​es Schweizer Fernsehens a​ls Dramaturg, Regisseur u​nd Drehbuchautor. Als Redaktor u​nd Regisseur d​er Abteilung «Dramatik» realisierte e​r Fernsehspiele u​nd Serien v​on Schweizer Autoren, darunter Lukas Hartmann, Klaus Merz, Oscar Peer, Werner Schmidli, Walter Vogt, Werner Wüthrich, Emil Zopfi. Er drehte Porträts u​nter anderem über Autoren w​ie Elias Canetti, Friedrich Dürrenmatt, Franz Hohler u​nd Gerhard Meier.

Joseph Scheidegger w​ar zweimal verheiratet u​nd Vater v​on vier Kindern. Seine Tochter Eva Vitija h​at mit d​em Dokumentarfilm «Das Leben drehen»[1] e​in sehr persönliches Porträt i​hres Vaters geschaffen; d​er Film w​urde 2016 m​it dem Zürcher Filmpreis ausgezeichnet.

Werkverzeichnis Filme als Regisseur (Auswahl)

  • Spiele der Macht – Ein nicht ganz absurdes Fernsehspiel von Walter Vogt. Fernsehen DRS, 1970.
  • Fünf Frauen. Fernsehspiel von Lys Wiedmer. Fernsehen DRS, 1973.
  • Familienobe. Fernsehspiel von Werner Schmidli. Fernsehen DRS, 1974.
  • Das Interview – Leben und Werk. Drehbuch Yvette und Herbert Zgraggen. Fernsehen DRS, 1975.
  • Inquisition. Fernsehfilm von Walter Vogt. Fernsehen DRS, 1975.
  • Herabsetzung des Personalbestandes. Fernsehfilm von E. Y. Meyer. Fernsehen DRS, 1976.
  • Landflucht. Fernsehfilm von Werner Wüthrich. Fernsehen DRS, 1979.
  • Vermisst wird. Fernsehspiel nach dem Buch Gustav’s Untaten von Werner Schmidli. Fernsehen DRS, 1982.
  • Der Computerkiller. Fernsehfilm nach dem Drehbuch von Emil Zopfi. Fernsehen DRS, 1985.
  • Retuorn. Nach der Erzählung Accord von Oscar Peer in Romanisch, der erste Fernsehfilm in rätoromanischer Sprache des Schweizer Fernsehens DRS. Fernsehen DRS, 1986.
  • Seniorentango. Fernsehfilm von Angelo Scudeletti. Fernsehen DRS, 1986.
  • Die Gewalt der Friedfertigen: Frère Roger von Taizé. Fernsehen DRS, 14. Januar 1992.
  • Schnurstracks. Video Tanzprojekt von Brigitta Ehrismann. Regie, Kamera, Ton, Schnitt: Joseph Scheidegger, 1999.
  • Waldtage. Video Waldkindergarten mit Anna Leiser. Regie, Kamera, Ton, Schnitt: Joseph Scheidegger, 1999.
  • Tante Rosi. Video für die Ausstellung «Last minute. Eine Ausstellung zu Sterben und Tod» im Stapferhaus. Regie, Kamera, Ton, Schnitt: Joseph Scheidegger, 2000.
  • Man muss lange schauen, um etwas zu sehen. Künstlerporträt über Verena Anderegg und Friedrich Reinhard Brüderlin. Regie, Kamera, Ton, Schnitt: Joseph Scheidegger, PS Productions. 2002.

Werkverzeichnis Hörspiele als Regisseur (Auswahl)

  • Einführung in die Philosophie. Sendung über Karl Jaspers. Radio DRS, 15./22. Juni 1962.
  • Russisches Roulette von Alfred Andersch. Radio DRS, 13./15. August 1962.
  • Der Turm von Peter Weiss. Radio DRS, 19./24. November 1962.
  • Der Zauberpunsch von Michael Ende. Radio DRS, 17. Dezember 1963.
  • Gespräch um Nichts von Werner Schmidli. Radio DRS, 7. September 1964.
  • Die Wunde von Ted Hughes. Radio DRS, 1965.
  • Die Geschichte des Matthias von Werner Schmidli. Radio DRS, 13. August 1966.
  • Ds Bett von Jörg Steiner. Radio DRS, 9. Januar 1967.
  • Die Zimmerschlacht von Martin Walser. Radio DRS, 1. April 1968.
  • Ferien in Florida von Gert Hofmann. Radio DRS, 6. Juli 1968.
  • Wer kennt den Mann von René Regennass. Radio DRS, 3. Februar 1969.
  • Die erzwungene Heirat von Jean Baptiste Molière. Radio DRS, 7. April 1969.
  • Badekur von Erica Pedretti. Radio DRS, 3. Dezember 1969.
  • Feldgraue Scheiben von Hanspeter Gschwend. Radio DRS, 25. September 1970.
  • D’Muetter stirbt am Mäntigzobe von Alain Claude Sulzer. Radio DRS, 7. Dezember 1970.
  • Eisenwichser von Heinrich Henkel. Radio DRS, 1971.
  • D’Schlummermuetter von Hansjörg Schneider. Radio DRS, 5. April 1971.
  • Heureka von Gerhard Meier. Radio DRS, 29. Januar 1972.
  • Catch as Katz can von Erica Pedretti. Radio DRS, 6. März 1972. Erstes Stereohörspiel.
  • Der grosse Tag von Gerhard Meier. Radio DRS, 28. Mai 1973.
  • Brrrm, brrrm, brrmmmm von Ernst Burren. Radio DRS, 27. August 1973.
  • Der Neueintritt von Henrik Rhyn. Radio DRS, 30. September 1973.
  • Im Park von Hanspeter Gschwend. Radio DRS, 1974.
  • Die langen Jahre der Anna Ehrismann von Herbert Meier. Radio DRS, 2. Juni 1974.
  • Knöpfe von Ilse Aichinger. Radio DRS, 12. Oktober 1974.
  • Eine entfernte Ähnlichkeit von E. Y. Meyer. Radio DRS, 3. März 1975.
  • Oh Mueter, liebi Mueter von Jochen Ziem. Radio DRS, 11. Februar 1987.
  • De Bärni Lips gaht uf Tutti von Hans Peter Treichler. Radio DRS, 22. April 1987.

Auszeichnungen

  • 1965 Prix Suisse für das Hörspiel «Die Wunde» von Ted Hughes.
  • 1970 Prix Suisse für das Hörspiel «Badekur» von Erica Pedretti.
  • 1971 Zürcher Radiopreis für das Hörspiel «Feldgraue Scheiben» von Hanspeter Gschwend.
  • 1992 Berner Filmpreis für «Die Gewalt der Friedfertigen – Frère Roger von Taizé».

Einzelnachweise

  1. Martin Walder: Das nachgetragene Leben. «Das Leben drehen». In: Neue Zürcher Zeitung. 4. Mai 2016.
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