Joseph Cottet
Joseph Cottet (* 14. April 1923 in Bossonnens, Vivisbachbezirk; † 23. Mai 2019[1]) war ein Schweizer Politiker (BGB), Nationalrat und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben und Wirken
Cottet, von Hause aus katholisch, stammte aus Bossonnens. Seine Eltern waren Robert Cottet, Landwirt, und Clothilde geb. Richoz. Er heiratete Odile Bochud, Schneiderin. Das Paar hatte neun Kinder.
Joseph Cottet besuchte die Primarschule in Bossonnens, die Regionalschule in Attalens und nach mehrjähriger praktischer Tätigkeit das Landwirtschaftliche Institut Grangeneuve. Er übernahm einen Bauernhof von 35 Jucharten. Auf beruflicher Ebene spielte er eine erhebliche Rolle in den landwirtschaftlichen Organisationen. Er leitete den Freiburger Verband der Produzenten der Silozone und wurde aufgrund dieses Mandats Mitglied der eidgenössischen Kommission, die sich mit differenzierten Milchpreisen beschäftigte. Als Viehzüchter wirkte er an der Kreuzung der Simmentaler und Red-Holstein-Rassen mit. Er wurde in den Gemeinderat von Bossonnens gewählt, dem er von 1962 bis 1971 als Amtmann vorstand.
Stets für die Sache der Landwirtschaft engagiert, wurde er Kantonalsekretär der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB) und Redaktor des Parteiorgans Le Courrier fribourgeois. Als Nachfolger des zurückgetretenen Robert Colliard wurde er 1957 Abgeordneter des Vivisbachbezirks im Grossen Rat, dem er bis 1971 angehörte. Ab 1966 war er Präsident der BGB-Fraktion. Er richtete eine Anfrage an den Staatsrat über die industrielle Entwicklung des Kantons und trat mit einer Motion für das Frauenstimmrecht ein. Zudem war er Senator der Universität und stellvertretender Aufsichtskommissar der FSB.
1971 wurde Joseph Cottet in den Staatsrat gewählt. Er leitete die Direktion des Militärwesens, der Landwirtschaft, des Forstwesens und der Staatsreben von 1971 bis zur Neuordnung von 1973 und anschliessend die Landwirtschafts-, Polizei- und Militärdirektion bis 1981. Die Anstalten von Bellechasse und die Kantonale Gebäudeversicherung waren seiner Direktion angegliedert. Dem Grossen Rat unterbreitete er Gesetze über die Besteuerung der Schiffe (1974) und der Motorfahrzeuge, Anhänger und Fahrräder (1975) sowie über das Filmwesen und das Theater (1977), ein Gesetz, mit dem die Zensur abgeschafft wurde. Zudem verabschiedete das Parlament 1976 dank ihm eine Finanzhilfe für die Opfer der Dürreperiode. 1976 und 1980 war er Staatsratspräsident.
Im Mittelpunkt seiner Tätigkeiten stand Grangeneuve. Zwar lehnte das Volk 1971 einen Kredit für die Gebäude von Grangeneuve ab, doch besann es sich 1973 eines Besseren. Für die Modernisierung der land- und milchwirtschaftlichen Schulen verantwortlich, hatte Joseph Cottet 1978 Krediterhöhungen für die Umbauten des Landwirtschaftlichen Instituts Grangeneuve zu rechtfertigen, das am 13. Mai 1981 eingeweiht wurde.
Joseph Cottet legte dem Parlament ein Gesetz über die Fischerei (1979) vor. Auf seinen Antrag wurde das Gesetz über die Feuerpolizei von 1964 im Jahr 1981 abgeändert. Des Weiteren setzte er sich für die Renovierung der Mattenkaserne und des Zentralgefängnisses ein. Das Weingut Ogoz, das mit dem Gut Les Faverges vereint war, wurde vom Staat an die KGV verkauft.
Die Erinnerung an die beiden Freiburger Schwadronen, die 1973 bei der Abschaffung der Kavallerie aufgelöst wurden, ließ die Idee heranreifen, eine berittene Truppe zu schaffen. Dank Cottets Hartnäckigkeit wurde 1981 das «Cadre Noir et Blanc» geschaffen. Die gewählte Uniform ist eine authentische und historische Replik der Uniform der Freiburger Dragoner von 1792.
Da Joseph Cottet nicht mehr auf der gemeinsamen Liste mit der CVP figurierte, wurde er 1981 nicht mehr wiedergewählt, als sich das Volk für eine «Proporz»-Regierung mit Vertretern der drei grossen Parteien entschied (3 CVP, 2 SP, 2 FDP), doch wuchs sein Stimmenanteil zwischen den beiden Wahlgängen von 21 auf 32 %. Er wurde von einem «ausserparteilichen Aktionskomitee für eine freiburgische Entente» unterstützt, das sich für die Wahl von sechs bürgerlichen Kandidaten einsetzte, war jedoch der Meinung, dadurch werde das Abkommen, das die CVP seit Februar 1966 mit der BGB verband, nicht mehr respektiert.
1963 kandidierte er vergeblich für den Nationalrat; die BGB musste dafür zahlen, dass die Freiburger Deputation von 7 auf 6 Sitze reduziert wurde und die FDP einen Sitz hinzugewann. Auch 1967 hatte Joseph Cottet keinen Erfolg. Dagegen wurde er 1983 als Vertreter der Schweizerischen Volkspartei in den Nationalrat gewählt, dem er bis 1987 angehörte. Dank einer Annäherung an die Christlich-soziale Partei konnte die SVP einen Sitz in Bern gewinnen. Cottet war Mitglied der Aussenkommission und der schweizerischen Delegation des Parlamentarierausschusses der EFTA, dessen Vizepräsident er 1987 war. Er interessierte sich weiterhin für landwirtschaftliche Fragen und reichte eine Motion zum sechsten Landwirtschaftsbericht (1985) ein. 1986 wurde er nicht mehr in den Gemeinderat von Bossonnens gewählt.
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4. (online)
- Dominique Roulin und EJ: Cottet, Joseph. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Weblinks
- Joseph Cottet auf der Website der Bundesversammlung
- Publikationen von und über Joseph Cottet im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek