Josef Paul Sauvigny
Josef Paul Sauvigny (* 4. November 1875 in Bestwig; † 4. Juli 1967 in Brilon) war von 1917 bis 1937 Bürgermeister der Stadt Brilon, er gehörte zuerst der Zentrumspartei, dann der NSDAP an.
Sein Vater war der Gutsbesitzer Karl Sauvigny, seine Mutter die Tochter des Briloner Amtsgerichtsrats Köster. Er besuchte in Brilon die Volksschule und das Gymnasium Petrinum. In Bonn, Würzburg und Heidelberg studierte er Jura. Ab Oktober 1915 war er 2. Beigeordneter, ab April 1916 1. Beigeordneter der Stadt Brilon.[1]
Von 1917 bis 1933 war er Bürgermeister als Parteiangehöriger der Zentrumspartei. Auf dem Briloner Borberg, einer frühgeschichtlichen Wallburg, fand 1931 ein Friedenstreffen mit mehreren hundert Teilnehmern und Abbé Franz Stock zusammen mit einer Gruppe Franzosen statt. Dieses Treffen wurde von etlichen Braunhemden aus der Umgebung lautstark gestört. Sauvigny ließ diese daraufhin vom Platz entfernen.[2]
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung sprach er „von einer Kraft, die uns leitet“, beschwor „den Willen, der uns eint“ und von Hitler als einem „Führer, der uns ruft, vergessend des Parteienhasses von gestern“. Am 1. Mai 1933 hielt er eine Rede auf den Führer, die in alten Zeitungen nachzulesen ist.[3] Er trat 1933 der SA der Reserve bei und wurde 1935 zum Oberscharführer befördert. Er war Mitglied in der NS-Volkswohlfahrt, im NS-Reichskriegerbund und im NS-Rechtswahrerbund. 1938 trat er in die NSDAP ein.
Während seiner Amtszeit ließ er zwei Straßen in „Adolf-Hitler-Straße“ und „Hermann-Göring-Straße“ umbenennen.[4]
Er wurde in seinem Entnazifizierungsverfahren 1947 als Minderbelasteter in die Kategorie 3 eingestuft. Wegen dieser Einstufung bekam er nur noch 60 % seiner Pension, und es wurde ihm verboten, öffentliche Ämter zu übernehmen. Er selbst nannte dies ein „schreiendes Unrecht“; er sagte: „Eine persönliche Schuld kommt bei mir nicht in Frage.“ Er berief sich darauf, dass die Nazis ihn zwangspensioniert hätten. Er sei daher ein Nazigeschädigter.
Sauvigny hatte mit seinen Protesten und Rechtfertigungen Erfolg. Zu den Opfern des nationalsozialistischen Terrors schwieg er sich allerdings in seinen Protestschreiben an den Berufungsausschuss aus. Er wurde 1948 in einem Berufungsverfahren als Mitläufer in die Kategorie 4 herabgestuft und erhielt wieder seine volle Pension. Die Begründung des Ausschusses lautete: „Sein Eintritt in die SA erfolgte unter Druck, da S. sonst seine Stellung als Bürgermeister verloren hätte. […] Innerlich stand er dem Nazismus ablehnend gegenüber.“
Sauvigny war Großvater des CDU-Politikers Friedrich Merz.
Weblinks
- Pascal Beucker: Der Vormerz: Christdemokratische Familiengeschichte. In: Jungle World. 28. Januar 2004 .
Einzelnachweise
- Alfred Bruns: Brilon 1816–1918. Verlag Diethelm Krüger, Brilon 1988, ISBN 3-923013-08-6, S. 145.
- Briloner Heimatbund (Hrsg.): Briloner Heimatbuch, Band VI, S. 26.
- Toralf Staud: Glosse: „Opa war okay“. In: Zeit Online. 22. Januar 2004, archiviert vom Original am 15. Februar 2004; abgerufen am 1. März 2021.
- Patrik Schwarz: Nicht der Opa ist das Problem: Der seltsame Stolz des Friedrich Merz. In: haGalil. 19. Januar 2004, abgerufen am 1. März 2021.