Johanna Harre
Johanna Harre (* 23. Oktober 1899 in Hannover; † 1996) war eine deutsche Kunsthandwerkerin, die sich vor allem um die Anfertigung und Weiterentwicklung von Klöppelspitze verdient gemacht hat.
Leben
Nach dem Besuch eines hannoverschen Lyzeums besuchte Johanna Harre die Kunstgewerbeschule in Hannover. Um ihre Begabung zu fördern und ihre Kunstfertigkeit zu verfeinern studierte sie später an der Kunstschule in Weimar. Eine spätere Dozententätigkeit an der Meisterschule in Hildesheim schloss sich an. Nach dem Zweiten Weltkrieg widmete sie ihre Werke ausschließlich der Klöppelspitze. Frau Harre verstarb 1996. Bis zu ihrem 90. Lebensjahr entwarf sie Bilder, die ihr als Klöppelvorlagen dienten und setzte sie in ihren Spitzenbildern um. Sie nutzte ausschließlich eigene Entwürfe.
Im Jahr 1927 war sie Gründungsmitglied der GEDOK (Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen) in Hannover. Zuletzt geehrt wurde Frau Harre im Jahr 2007 in Hannover im Rahmen der 80-Jahr-Feier mit den anderen Gründungsmitgliedern der GEDOK wie auch bei der Retrospektive „50 Jahre Niedersächsischer Staatspreis für das gestaltende Handwerk“.
Leistungen
Bis ins 19. Jahrhundert hinein waren es die Männer, die Entwürfe für die Klöppelspitze fertigten, während die Frauen diese umsetzten. Wie auch bei anderen Künsten und im Kunsthandwerk allgemein vollzog sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der Entwicklung der Klöppelspitze ein Bedeutungswandel vom kultischen und wirtschaftlichen hin zum künstlerischen. Das künstlerische Ausdrucksmittel der Klöppelarbeit wird von wenigen Kunsthandwerkerinnen so vollkommen beherrscht und weiterentwickelt wie von Johanna Harre, ihr künstlerisches Werk fand international und national große Anerkennung.
Ihre Arbeiten zeichnen sich aus durch einen bewussten Verzicht auf ornamentale Musterungen, wie sie durch komplizierte Klöppelschläge entstehen. Sie verwendet überwiegend den festen Leinen- und den dichten Flechtschlag und erzielt damit klare Muster und transparente Rhythmen. Zunächst hat sie um ein feines Leinengewebe geradlinige Kanten von fast architektonischer Strenge gearbeitet, die dann immer figürlicher und bildhafter wurden, bis sie auf den Stoffgrund verzichtete, um das Bildnerische und Zweckfreie der Spitze noch überzeugender zur Wirkung zu bringen.
Sie schlug einen Bogen zu strengen geometrischen Formen und ausdrucksstarken Kontrasten von Schwarz und Weiß, vom Stil des Bauhauses. Die künstlerische Entwicklung des Werkes Johanna Harres entstand ohne Anlehnung an die Tradition der Klöppelspitze, allein aus ihrem inneren Antrieb.
Die Bilder wurden nach ihrem Tod erstmals wieder im Jahr 2009 im Museum Abenberg gezeigt.
Ehrungen
Der frühen Anerkennung durch Wettbewerbssiege in Eger folgte
- 1954 die Bronzemedaille der internationalen Triennale Mailand,
- 1958 der Niedersächsische Staatspreis (erste Preisträgerin im Stiftungsjahr),[1]
- 1964 der Bayerische Staatspreis,
- 1975 der 2. Preis Wettbewerb „Der Baum“ Norddeutschland.
Wichtige Ausstellungen
- 1951 Triennale Mailand
- 1955 „Dentelles Anciennes et Modernes“ Brügge
- 1956/57 Neues Deutsches Kunsthandwerk, Wanderausstellung für die Schweiz
- 1957 Triennale Mailand
- 1960 Internationales Kunsthandwerk Stuttgart
Weblinks und Literatur
- Klöppelmuseum Abenberg mit Sonderausstellung 2009 für u. a. Johanna Harre
- 80 Jahre Gedok – Künstlerinnenverband feiert Bestehen mit Ausstellung
- "Arbeitskreis Geschichte" des Deutschen Klöppelverbands (Hrsg.): Spitzen des 20. Jahrhunderts 1900–1950. 1995, ISBN 978-3934210059
Einzelnachweise
- Staatspreis-Retrospektive: Kunsthandwerk in Niedersachsen (Memento des Originals vom 26. September 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.