Johann Heinrich Ziegler (Chemiker, 1857)

Johann Heinrich Ziegler (* 6. Dezember 1857 i​n Winterthur; † 30. Januar 1936 i​n Zürich) w​ar ein Schweizer Farbstoffchemiker u​nd Naturphilosoph.[1]

Leben

Johann Heinrich Ziegler w​urde als Sohn d​es Fabrikanten Emil Ziegler geboren. Er studierte Chemie u​nd wurde 1883 i​n Erlangen m​it der Dissertation Ueber Derivate d​es Beta-Naphthylamins b​ei dem späteren Nobelpreisträger Emil Fischer promoviert.[2]

Ziegler entwickelte 1884 in den Laboratorien der Bindschedler’schen Fabrik für chemische Industrie in Basel (CIBA) den gelben Azofarbstoff Tartrazin. Dieser wurde in Deutschland 1885 von der BASF patentiert (D.R.P 34294) und produziert. Das Verfahren wurde erstmals 1887 in den Berichten der Deutschen Chemischen Gesellschaft vorgestellt.[3] Obwohl sich die von Ziegler vorgeschlagene Struktur nicht bestätigte, konnte er ausgehend von der Überlegung, dass ein Hydrazon die tautomere Form einer Azoverbindung ist (Azo-Hydrazo-Tautomerie), eine alternative Synthese von Tartrazin entwickeln. Dieses Herstellverfahren wurde 1893 patentiert (Britisches Patent 5693).[4][1] Tartrazin wurde zunächst als lichtechter Wollfarbstoff und später als Lebensmittelfarbstoff verwendet.

Ziegler arbeitete einige Jahre a​ls Farbenchemiker i​n Basel u​nd betrieb e​ine Firma i​n Höngg, b​evor er s​ich um d​ie Jahrhundertwende a​ls Privatwissenschaftler m​it der Suche n​ach einer Weltformel beschäftigte.[1]

1901 stellte Ziegler erstmals s​eine sogenannte Urlichtlehre vor, d​ie auf d​er konstanten Geschwindigkeit d​es immateriellen Urlichts i​m ätherlosen Raum basiert.[5] Aus dieser Theorie entwickelte e​r eine i​n seinen Augen universelle Weltformel, m​it der e​r meinte, d​ie Beziehung v​on Licht u​nd Materie, Farbe u​nd chemischer Konstitution gelöst z​u haben.[6] Dies w​urde jedoch v​on der Wissenschaft n​icht anerkannt. Ziegler e​rhob sowohl Plagiatsvorwürfe gegenüber Albert Einsteins Relativitätstheorie, d​ie er später heftig bekämpfte,[7] a​ls auch gegenüber d​er Farbentheorie d​es Chemikers u​nd Nobelpreisträgers Wilhelm Ostwald.[2]

Ziegler w​ar seit 1921 Mitglied d​er Naturforschenden Gesellschaft i​n Zürich.[1]

Publikationen

  • Die wahre Einheit von Religion und Wissenschaft, 1. Auflage, Orell Füssli, Zürich 1905,192 + 4 Seiten, darin 4 Aufsätze:
    • Über den eigentlichen Begriff der Natur
    • Über das wahre Wesen der sog. Schwerkraft
    • Über das wahre System der chemischen Elemente
    • Über den Sonnengott von Sippar
  • Die wahre Ursache der hellen Lichtstrahlung des Radiums. 2. Auflage, Orell Füssli, Zürich 1905, 54 Seiten, OCLC 72399323.
  • Das Ding an sich und das Ende der sogenannten Relativitätstheorie. Weltformel-Verlag, Zürich 1923, 32 Seiten, OCLC 249974059.

Einzelnachweise

  1. H.E. Fierz: Johann Heinrich Ziegler (1857-1936). In: Hans Schinz (Hrsg.): Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. 83. Jahrgang, Heft 3 und 4. Zürich 1936, S. 313–314 (ngzh.ch [PDF; 1,2 MB]).
  2. Renko Geffarth: Äther, Urlicht, Relativität. Weltformel und ‚wahre Erkenntnis‘ um 1900. In: Monika Neugebauer-Wölk, Renko Geffarth, Markus Meumann (Hrsg.): Aufklärung und Esoterik: Wege in die Moderne (= Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung. Band 50). De Gruyter, Berlin, Boston 2013, ISBN 978-3-11-029778-2, S. 440–460, doi:10.1515/9783110297836.440 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). (abgerufen über de Gruyter Online).
  3. Johann Heinrich Ziegler, M. Locher: Ueber die Tartrazine, eine neue Klasse von Farbstoffen. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 20, Nr. 1, 1887, S. 834 ff., doi:10.1002/cber.188702001188.
  4. R. Anschütz: Ueber die Constitution des Tartrazins. In: Justus Liebig’s Annalen der Chemie. Band 294, Nr. 2, 1897, S. 219, doi:10.1002/jlac.18972940207.
  5. Milena Wazeck: Wer waren Einsteins Gegner? (= Aus Politik und Zeitgeschichte. Band 25–26). Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 20. Juni 2005, S. 21 (bpb.de [PDF; 513 kB]).
  6. Milena Wazeck: Einsteins Gegner. Die öffentliche Kontroverse um die Relativitätstheorie in den 1920er Jahren. Campus Verlag, Frankfurt, New York 2009, ISBN 978-3-593-38914-1, S. 260 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Klaus Hentschel: Interpretationen und Fehlinterpretationen der speziellen und der allgemeinen Relativitätstheorie durch Zeitgenossen Albert Einsteins. Dissertation. Birkhäuser Verlag, Basel, Boston, Berlin 1990, ISBN 3-7643-2438-4, S. 85–86 (uni-stuttgart.de [PDF; 30,2 MB]): „Der gesunde Menschenverstand mußte sogar herhalten bei der Begründung der obskuren »Urlichtlehre« des Dr. phil Johann Heinrich Ziegler, der 1923 fand, es sei höchste Zeit, dem »modernen, schwindelhaften und unmoralischen Relativitätsdusel« Einhalt zu gebieten, da »der einfache, brave gesunde Menschenversand zur Feststellung der übersinnlichen Grundlage aller Dinge vollkommen genügt.«“ Zitate aus: Johann Heinrich Ziegler: Das Ding an sich und das Ende der sogenannten Relativitätstheorie. Weltformel-Verlag, Zürich 1923, S. 21, 23.
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