Johann Baptist Stamminger

Johann Baptist Stamminger (* 5. März 1836[1] in Zell am Main; † 10. Dezember 1892 in Würzburg) war ein katholischer Priester, Bibliothekar und Politiker der Bayerischen Patriotenpartei. Stamminger besuchte ab 1845 die Lateinschule und von 1850 bis 1854 das Gymnasium in Würzburg. An der dortigen Universität studierte er von 1854 bis 1859 Philosophie und Katholische Theologie. Im Frühjahr 1859 wurde er zum Priester geweiht. Anschließend wirkte er für kurze Zeit als Kaplan in Ebern und ab Juli 1859 in gleicher Funktion an der Würzburger Kirche St. Burkard, im Februar 1864 wurde er zum Lokalkaplan des Militärlazaretts auf der Festung Marienberg ernannt. Schon seit 1862 arbeitete Stamminger auf Betreiben des Oberbibliothekars Anton Ruland parallel zu seinen seelsorgerlichen Pflichten als Praktikant an der Universitätsbibliothek Würzburg. Im September 1866 wurde er dort zum Bibliothekar ernannt. Er wirkte als Stellvertreter Rulands während dessen häufiger Abwesenheit als Parlamentarier. Trotz seiner Verdienste wurde nach Rulands Tod nicht Stamminger, sondern Georg Laubmann dessen Nachfolger. Als Laubmann 1878 nach München wechselte, wurde Stamminger erneut übergangen und blieb bis zu seinem Tod in der bisherigen Stellung. Als Bibliothekar machte er sich vor allem verdient, weil er den von Ruland begonnenen Handschriftenkatalog fortführte und abschloss.[2]

Wie s​ein Mentor Ruland engagierte s​ich Stamminger politisch u​nd wurde z​u einem „der führenden Männer d​es politischen Katholizismus i​n Unterfranken“.[3] 1862 b​is 1869 g​ab er d​ie Zeitschrift Chilianeum. Blätter für katholische Wissenschaft, Kunst u​nd Leben heraus u​nd 1868 gehörte e​r gemeinsam m​it Leo Woerl z​u den Gründern d​es Fränkischen Volksblatts, d​as im Verlag d​er Leo Woerl'schen Buch- u​nd Kunsthandlung erschien. Wegen mangelnden Erfolgs u​nd internen Streitigkeiten w​urde das Blatt s​chon 1870 a​n den Verleger Joseph Bucher veräußert. Ab 1872 gehörte Stamminger z​u den Organisatoren d​es in Mainz gegründeten Vereins d​er deutschen Katholiken. In d​en schweren Auseinandersetzungen i​m bayerischen politischen Katholizismus, d​ie in d​er zweiten Hälfte d​er 1870er Jahre ausgetragen wurden, engagierte e​r sich g​egen die v​on Johann Baptist Sigl gegründete, klerikale Katholische Volkspartei. Der Kammer d​er Abgeordneten i​m Bayerischen Landtag gehörte Stamminger n​ur kurze Zeit an: Für d​en verstorbenen Michael Vollmuth z​og er Ende September 1885 i​n die Kammer ein, d​er er b​is zum Ende d​er Wahlperiode 1887 angehörte.[4]

Schriften (Auswahl)

  • Franconia Sacra. Geschichte und Beschreibung des Bistums Würzburg. Buchersche Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1889.

Literatur

  • Friedrich Lauchert: Stamminger, Johann Baptist. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 54, Duncker & Humblot, Leipzig 1908, S. 440 f.
  • Franz Segner: Johann Baptist Stamminger. Universitätsbibliothekar und Politiker 1836–1892. In: Lebensläufe aus Franken. Band 3. Würzburg 1927, S. 466–470.
  • Friedrich Hartmannsgruber: Die Bayerische Patriotenpartei 1868–1887 (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte. Band 82). C. H. Beck, München 1986, ISBN 3-406-10483-5.

Anmerkungen

  1. Anderes Geburtsdatum (6. März 1836): Friedrich Lauchert: Stamminger, Johann Baptist. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 54, Duncker & Humblot, Leipzig 1908, S. 440 f.
  2. Otto Handwerker: Dreihundert Jahre Würzburger Universitätsbibliothek 1619–1919. In: Max Buchner (Hrsg.): Aus der Vergangenheit der Universität Würzburg. Festschrift zum 350 jährigen Bestehen der Universität. Berlin/Heidelberg 1932, S. 102–133, hier: S. 120 f.
  3. So Friedrich Hartmannsgruber: Die bayerische Patriotenpartei 1868–1887. München 1986, S. 126 Anm. 39.
  4. Friedrich Hartmannsgruber: Die bayerische Patriotenpartei 1868–1887. München 1986, S. 248, S. 299 f., S. 333 und S. 414.
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