Jane Loevinger
Jane Loevinger Weissman (* 6. Februar 1918 in Saint Paul (Minnesota); † 4. Januar 2008 in St. Louis, Missouri) war eine US-amerikanische Entwicklungspsychologin mit einer Professur an der Washington University in St. Louis, ihr Modell der Ich-Entwicklung hat sie bekannt gemacht.
Leben und Werk
Aus einer deutsch-jüdischen Familie eines Richters stammend, war sie eine sehr gute Schülerin. Sie studierte an der University of Minnesota und an der University of California, Berkeley, wo sie Forschungsassistentin von Erik H. Erikson wurde. Mit ihrem Mann ging sie nach St. Louis, wo sie in der Psychologie Statistik zu lehren begann. 1961 wurde sie dort Assistant Professor und 1973 Professorin. Ihr Hauptinteresse galt anfangs der Psychometrie.
Zunächst beschäftigte sie sich mit familiären Interaktionsmustern und entdeckte in weiterer Folge strukturelle Persönlichkeitsmerkmale, die grundlegende Zusammenhänge des „Ichs“ mit seiner Umwelt widerspiegeln. Um zugrundeliegende Bedeutungsstrukturen sichtlich zu machen, entwickelte sie den Washington University Sentence Completion Test (WUSCT), einen Satzergänzungstest, der den strukturellen Reifegrad einer Person misst. Sie verwendete hierfür den Begriff der Ich-Entwicklung, um die qualitativen Merkmale persönlicher Weiterentwicklung in einem Stufenmodell potenziellen Persönlichkeitswachstums (1976) zu integrieren. Das Modell hat eine hohe Verbreitung in der gesamten Entwicklungspsychologie gefunden:
- Infancy stadium
- Impulsive stadium
- Self-protective stadium
- Conformist stadium
- Self-aware stadium
- Conscientious stadium
- Individualistic stadium
- Autonomous stadium
- Integrated stadium
Sie wurde als Frau mehrfach nicht befördert und verarbeitete dies in mehreren Aufsätzen. Ihre Forschungen richteten sich in der Folge auf die Rolle von Müttern.
1943 heiratete sie Samuel Isaac Weissman, einen Professor für Chemie, der am Manhattan-Projekt mitarbeitete. Gemeinsam hatten sie einen Sohn und eine Tochter.
Schriften
- The technic of homogeneous tests compared with some aspects of scale analysis and factor analysis. in: Psychological Bulletin, 45, 507–529. (Diss. 1948)
- Measuring personality patterns of women. (1962)
- Measuring Ego Development. San Fransciso: Jossey-Bass, (1970)
- mit Le Xuan Hy: Measuring Ego Development, 2nd Ed. Mahwah, New Jersey: Erlbaum. (1996) ISBN 978-1138876552
- Ego Development. San Francisco: Jossey-Bass, (1976)
- Paradigms of Personality. New York: Freeman, (1987) ISBN 978-0716718406
Literatur
- M. Westenberg, Cohn Blasi: Personality Development: Theoretical, Empirical, and Clinical Investigations of Loevinger's Conception of Ego Development, 1998 ISBN 978-0805816495
- Susanne R. Cook-Greuter: Selbstentwicklung: 9 Stufen zunehmenden Erfassens. 2008 (Unveröffentlichte Übersetzung und Erweiterung einer Fassung von 1985)[1]
- Susanne R. Cook-Greuter: Postautonomous Ego Development: A Study of Its Nature and Measurement, (Diss.) Harvard 2010 ISBN 978-1450725156
Weblinks
- Obituary: Loevinger, psychology professor emeritus, 89 | The Source Washington University in St. Louis. 6. Februar 2008, abgerufen am 30. August 2021 (amerikanisches Englisch).
- Loevinger’s Developmental Model of Personality. Abgerufen am 30. August 2021. Beschreibung des Modells auf der Seite der Universität Leiden
- Jane Loevinger. Abgerufen am 30. August 2021. Women's Intellectual Contributions to the Study of Mind
- Literatur von und über Jane Loevinger in der bibliografischen Datenbank WorldCat