James Munro (Robbenfänger)

James Munro (* ca. 1779 i​n England; † i​m Dezember 1844 o​der im Januar 1845 a​uf Preservation Island, Tasmanien) w​ar ein englischer Sträfling, Robbenfänger u​nd Strandläufer. Zuletzt g​alt er a​ls „King o​f the Straitsmen“.

Henry Laing: James Munros Anwesen auf Preservation Island (1831)

Leben

Im Januar 1799 w​egen Diebstahls verurteilt, gelangte Munro a​ls Gefangener a​uf dem Schiff „Royal Admiral“ a​m 22. November 1800 über d​en Hafen Port Jackson n​ach Sydney. Nach Verbüßung seiner siebenjährigen Strafe k​am er 1806 f​rei und arbeitete b​is 1819 a​ls Seemann u​nd Robbenfänger. Anschließend ließ e​r sich a​uf der tasmanischen Insel Preservation Island (Furneaux-Gruppe, östliche Bass Strait, südwestlich v​on Cape Barren Island) nieder. Dort l​ebte er d​ie nächsten z​wei Jahrzehnte m​it zeitweise b​is zu v​ier Aborigines-Ehefrauen u​nd den Kindern b​is zu seinem Tod.[1]

Bereits 1824, a​ls John Boultbee m​it ihm zusammentraf, w​ar er Herr über etliche Hütten, einige Weizen-, Gerste- u​nd Kartoffelfelder u​nd einen Gemüsegarten. Er h​ielt Schweine, Ziegen, Schafe u​nd Hühner, züchtete Kaninchen u​nd beschäftigte 14 Aborigines-Frauen u​nd 13 europäische Männer m​it dem „mutton-birding“ genannten Fang v​on bereits befiederten Sturmtaucher-Nestlingen, e​iner traditionellen Lieblingsspeise d​er Einheimischen. Die Daunen dieser Vögel verkaufte e​r nach Launceston (Tasmanien), i​hr Fleisch bewahrte e​r teilweise a​ls eingesalzenen Vorrat für d​en Winter auf. Seine Produkte, darunter a​uch Gemüse, verkaufte e​r zudem a​n vorbeikommende Schiffe u​nd trieb Tauschhandel m​it Robbenfängern, d​eren erbeutete Felle e​r weiter vertrieb.[2] 1825 w​urde er v​om Gouverneur i​n Tasmanien offiziell a​ls Polizist eingesetzt u​nd als Sprecher d​er dortigen Bevölkerung, d​er „Straitspeople“, anerkannt.[3]

Auf Preservation Island suchte Munro n​ach „Frieden m​it seinem Schöpfer“, beschäftigte s​ich mit religiösen Abhandlungen, l​as Kindern a​us der Bibel v​or und lehrte e​ine Aborigines-Frau z​u beten.[2]

Für d​ie kolonialen Segelschiffkapitäne w​ar Munro einfach d​er „König d​er Robbenfänger“ („King o​f the Sealers“), für d​ie Tasmanier d​er „King o​f the Straitsmen“ o​der „King o​f the Eastern Straits“.[4]

1830 w​urde Munros beschauliches Leben empfindlich gestört. Alle s​eine Aborigines-Frauen u​nd auch d​ie der anderen Robbenfänger a​uf den Inseln entlang d​er Bass Strait sollten i​m Auftrag d​er Kolonial-Verwaltung z​u ihrem Schutz i​n Aborigines-Reservate verbracht werden. Doch James Munro erreichte w​enig später, d​ass jeder Robbenfänger e​ine Aborigines-Frau behalten konnte.[5] Nach einigen Wirren konnte d​ie Aborigines-Frau Drommernerloomer, genannt „Jumbo“, b​ei Munro bleiben. Dieser h​atte sie bereits v​or 1830 a​ls Kind geraubt u​nd mit i​hr zusammengelebt. 1830 w​ar sie Munro weggenommen worden, h​atte einige Zeit i​m Gefängnis v​on Launceston verbringen müssen u​nd hatte d​en Behörden v​on den b​ei Robbenfängern üblichen Überfällen a​uf Aborigines-Niederlassungen u​nd den grausamen u​nd brutalen Vergewaltigungen berichtet.[6] Doch s​ie gelangte schließlich wieder zurück z​u Munro a​uf Preservation Island. Ihr weiterer Lebensweg i​st unbekannt.[7]

Die Zeitung The Examiner i​n Launceston meldete a​m 29. Januar 1845 James Munros Tod, d​er im Dezember 1844 o​der Januar 1845 eingetreten war. Munro w​urde nahe seiner Niederlassung beerdigt. Seine Witwe Margery, e​ine australische Aborigines-Frau, u​nd zwei i​hrer Kinder verblieben a​uf Preservation Island.[8] In e​inem Nachruf d​es Hobart Town Courier w​urde unter anderem s​eine Gastfreundschaft gerühmt.[2]

Mount Munro u​nd Munro Bay a​uf Cape Barren Island s​ind nach James Munro benannt worden.[2]

Literatur

  • June Starke (Hrsg.): Journal of a Rambler: The Journal of John Boultbee. Oxford University Press, 1986, ISBN 0-19-558120-2 bzw. ISBN 978-0-19-558120-1.
  • Barbara Valentine: Munro, James (1779–1845). In: Douglas Pike (Hrsg.): Australian Dictionary of Biography. Melbourne University Press, Carlton (Victoria) 1966–2012 (englisch).

Einzelnachweise

  1. Lyndall Ryan: The Aboriginal Tasmanians. Verlag Allen & Unwin 1996, ISBN 1-86373-965-3, S. 70 bzw. ISBN 978-1-86373-965-8 (Digitalisat)
  2. Barbara Valentine: Munro, James (1779–1845). In: Douglas Pike (Hrsg.): Australian Dictionary of Biography. Melbourne University Press, Carlton (Victoria) 1966–2012 (englisch).
  3. Lyndall Ryan: The Aboriginal Tasmanians. S. 70 (Digitalisat)
  4. Bill Wannan: A Dictionary of Australian Folklore. Lore, Legends, Myths and Traditions. Verlag Viking O'Neil 1987, ISBN 0-670-90041-9, S. 336 bzw. ISBN 978-0-670-90041-1 (Digitalisat)
  5. Lyndall Ryan: The Aboriginal Tasmanians. S. 222–225 (Digitalisat)
  6. Norman James Brian Plomley (Hrsg.): Friendly Mission: The Tasmanian Journals and Papers of George Augustus Robinson 1829–1834. Tasmanian Historical Research Association 1971, S. 24.
  7. Gregor Smithers: Science, Sexuality, and Race in the United States and Australia, 1780s-1890s. Taylor & Francis 2008, S. 133.
  8. Lyndall Ryan: The Aboriginal Tasmanians. S. 222 (Digitalisat)
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