Jakobsgraben (Havel)
Der Jakobsgraben (historisch auch Flutgraben) ist ein Kanal im Stadtgebiet Brandenburgs an der Havel. Er diente vor allem im Spätmittelalter und früher Neuzeit der Havelschiffahrt als Wasserstraße und war über 200 Jahre lang Hauptschifffahrtsweg um die Stadt.
Jakobsgraben | |
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Der Jakobsgraben im westlichen Abschnitt | |
Lage | Brandenburg an der Havel |
Länge | etwa 3,5 Kilometer |
Erbaut | 1321 |
Beginn | Abzweig vom Brandenburger Stadtkanal |
Ende | Einmündung in Brandenburger Niederhavel |
Bergfahrt | Richtung Osten |
Zuständige Behörde | Untere Wasserbehörde |
Geschichte
Bereits im Mittelalter, im 13. Jahrhundert, wurden beidseits der Dominsel Brandenburg Dämme in der verzweigten Havel aufgeschüttet und Wassermühlen installiert. Diese stellten für die Flussschifffahrt, die Havel war schon früh ein wichtiger Verkehrsweg gewesen, ein Hindernis dar. Zur Umschiffung des Mühlenstaus wurde 1321 eine Flutrinne, der Jakobsgraben, wahrscheinlich unter Nutzung von Havelarmen und bestehender Abflussgräben, angelegt. Dieser führt in einem weiten Bogen, durch den das Gefälle auf einem langen Fahrtweg ausgeglichen werden konnte, südlich um die Neustadt Brandenburg. Im Flutgraben wurde eine hölzerne Stauschleuse, die Arche, installiert. Die Benutzung war kostenpflichtig. Das Archegeld wurde zwischen der Neustadt und dem Kurfürsten von Brandenburg geteilt. Die Freiarche beziehungsweise der Flutgraben, war bis 1551 Hauptschifffahrtsweg. Danach wurde der Brandenburger Stadtkanal mit der Stadtschleuse Brandenburg ausgebaut und der durchgehende Schifffahrtsweg und der Flutgraben wurde vor allem zum Abflussgraben.[1] Dennoch wurde und wird der Jakobsgraben beidseits bis zu den sperrenden Wehren für nicht durchgehende Schifffahrt beziehungsweise Bootsverkehr genutzt.
Der Jakobsgraben war Reichswasserstraße, wurde jedoch nicht Bundeswasserstraße, da er am 1. Oktober 1989 von den Wasserwirtschaftsbehörden der DDR verwaltet und bis zum 25. Dezember 1993 nicht von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes übernommen wurde, weswegen eine Rückübertragung ausgeschlossen ist.[2]
Beschreibung
Formal gilt der Jakobsgraben als sonstiges, mit den Wasserstraßen verbundenes Gewässer. Er ist laut Brandenburger Wassergesetz für den Allgemeingebrauch nutzbar, was bedeutet, dass er eigentlich nur mit muskelbetriebenen Booten befahren werden darf und als nicht mehr schiffbar gilt. Entsprechend ist er weder eine Bundeswasserstraße noch eine Landeswasserstraße. Er wird von der Unteren Wasserbehörde betreut.[3]
Der Jakobsgraben beginnt südöstlich der Brandenburger Neustadt am Stadtkanal, verläuft zunächst in südliche Richtung, um südlich des Brandenburger Hauptbahnhofs in westliche beziehungsweise nordwestliche Richtung umzuschwenken. Westlich des Hauptbahnhofs mündet der Pumpengraben in den Jakobsgraben ein. Drei Wehre, der Wehrverschluss Jakobsgraben, der Schienendurchlass und das Manhatten-Wehr, sind im Jakobsgraben installiert.[4] Mehrere Brücken führen über den Kanal, unter ihnen eine denkmalgeschützte.[5]
Einzelnachweise
- Sebastian Kinder, Haik Thomas Porada im Auftrag Leibniz-Institut für Länderkunde und Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Hrsg.): Brandenburg an der Havel und Umgebung. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Brandenburg an der Havel, Pritzerbe, Reckahn und Wusterwitz (= Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Band 69). Böhlau Verlag, Köln 2006, ISBN 3-412-09103-0, S. 240.
- Chronik über den Rechtsstatus der Reichswasserstraßen/Binnenwasserstraßen des Bundes im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland nach dem 3. Oktober 1990. In: gdws.wsv.bund.de. Februar 2013, S. 81, abgerufen am 11. Mai 2020.
- Schulungsunterlagen Wassertourismus. In: havelland-tourismus.de. Tourismuskontor, 30. Mai 2018, S. 24, abgerufen am 11. Mai 2020.
- Landeskonzept zur ökologischen Durchgängigkeit der Fließgewässer Brandenburgs (Teil II). Institut für Binnenfischerei e.V. (IFB), 2012, S. 42 und 43, abgerufen am 11. Mai 2020.
- Denkmalliste des Landes Brandenburg: Stadt Brandenburg an der Havel (PDF) Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum