Jürgen Grözinger
Jürgen Grözinger (geb. 5. September 1963 in Ulm) ist ein deutscher Perkussionist, Komponist, Festivalleiter und Musikkurator sowie DJ (aka Jueri Gagarino).
Werdegang
Im Kindesalter lernte Jürgen Grözinger, verschiedene Instrumente zu spielen, und konzentrierte sich bald immer mehr auf das Schlagzeug. Erste Bühnenerfahrungen als Schlagzeuger sammelte er in der Ulmer Knabenmusik, heute Junge Bläserphilharmonie Ulm. Als junger Schlagzeuger erzielte er zwei Bundespreise beim Wettbewerb Jugend Musiziert. An der Hochschule für Musik und Theater München und der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart studierte er Musik mit Hauptfach Klassisches Schlagzeug und an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Kulturmanagement. Es folgten Engagements als Solopauker im Orchestra Internazionale d’Italia, der Deutschen Kammerakademie Neuss am Rhein, der Kammerakademie Potsdam und dem Deutschen Kammerorchester Berlin. Im Bereich der zeitgenössischen Musik spielte er im Klangforum Wien oder dem Berliner Ensemble Mosaik.
1995 gründete Jürgen Grözinger das European Music Project, das eine Durchdringung der Grenzen zwischen komponierter Musik und Improvisation, klassischer Konzertsaalrezeption und Clubszenerien zum Ziel hat.[1] Seit 1996 ist er künstlerischer Leiter des von ihm gegründeten, genre- und stilübergreifenden Festivals für neue Musik am Stadthaus Ulm.[2] Die Festivalprogramme spiegeln die permanente Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und ästhetischen Fragestellungen und Wertesystemen, reichen von der klassischen Moderne bis zu zeitgenössischen Werken und führen in außereuropäische Musiken genauso wie hin zur elektronisch geprägten Club-Kultur.[3]
Jürgen Grözinger trat in den Berliner Clubs Berghain, Cookies, Week12End, Bar TAUSEND auf, oft als DJ des Projekts Yellow Lounge der Deutschen Grammophon, und entwickelte Lounge-Modelle für den Rundfunkchor Berlin,[4] die Kasseler Musiktage und die Württembergische Philharmonie Reutlingen, wo er im Zusammenspiel mit Orchester die Philharmonic Nights aufführt.[5][6]
Im Auftrag des Deutschlandfunks schrieb er 2003 das Werk OrientOccident für Sufi-Sänger, arabische Musiker und das European Music Project, das im Stadthaus Ulm uraufgeführt wurde und seither immer wieder vom Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt wird. Bei WERGO erschien seine Re-Interpretation von Terry Rileys In C[7] sowie Inside the Dream mit Kompositionen von Jürgen Grözinger und seinen Arrangements von Stücken Erik Saties. Diese Stücke von Jürgen Grözinger sind bei Schott Music verlegt.[8] Als Produzent und Musiker initiierte er die CD/DVD-Produktionen David Lang – Elevated (Cantaloupe Music, 2005)[9] und Giacinto Scelsi/Michiko Hirayama – Canti del Capricorno (WERGO, 2007).[10]
Seit 2015 gestaltet Jürgen Grözinger den Klassik Klub auf WDR3.[11]
Zum 125. Jubiläum der Vollendung des Ulmer Münsterturms komponierte er das Werk Höher!, das am 29. Mai 2015 vom Philharmonischen Orchester der Stadt Ulm, der Jungen Bläserphilharmonie Ulm, der Münsterkantorei Ulm und ihrem Motettenchor, vom Oratorienchor Ulm und dem Chor des Theaters Ulm sowie von Fola Dada unter der musikalischen Leitung von Friedemann Johannes Wieland auf dem Ulmer Münsterplatz uraufgeführt wurde.[12][13]
Für das Theater Pforzheim komponierte er die Schauspielmusik zu Hannes Hametners Inszenierung von Euripides’ Die Frauen von Troja (Der Untergang) in der Bearbeitung von Walter Jens, die am 23. September 2017 Premiere hatte.[14]
Auf Jürgen Grözingers abendfüllende Komposition Acqua für Percussion, Zuspielband, Violine, Electronics und Playback-Vocals, uraufgeführt am 23. November 2017 im Theater Ulm, choreografierte Roberto Scafati ein Ballett.
Ebenfalls 2017 wirkte Grözinger zusammen mit Anna Clementi, Leo Chadburn und Ziv Frenkel an der Uraufführung (konzertant beim Tête à Tête Festival London[15], szenisch im Acker Stadt Palast Berlin) des Musiktheaterstücks The Mark on the Wall von Stepha Schweiger nach der gleichnamigen Erzählung von Virginia Woolf mit.
Aufsätze
2006 schrieb er für die Neue Zeitschrift für Musik über den aus Südafrika stammenden Komponisten Kevin Volans.[16]
Im Jahr 2015 stellte Jürgen Grözinger auf Einladung der Südwest Presse und der Stadt Ulm in der Vortragsreihe „Ulmer Reden für Europa“ seine Idee darüber vor, wie kulturelles Bewusstsein einer Stadt Grenzen überwinden kann.[17]
Weblinks
Einzelnachweise
- European Music Project: Idee und Form. In: Grözinger Music. Abgerufen am 18. Juli 2017.
- neue musik. In: Stadthaus Ulm. Abgerufen am 18. Juli 2017.
- Jürgen Kanold: Man darf sich bewegen. 15 Jahre «neue musik im stadthaus ulm». In: Neue Zeitschrift für Musik. Nr. 04, 2010, S. 77.
- Rundfunkchor Lounge. In: Rundfunkchor Berlin. Abgerufen am 18. Juli 2017.
- MaerzMusik: Jürgen Grözinger. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Berliner Festspiele. Archiviert vom Original am 27. März 2018; abgerufen am 18. Juli 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Tanja Nedwig: A Moment With: Jürgen Grözinger. In: WAIT A MO Blog über Mode, Kunst, Fotografie, Berlin und Gedanken zum Zeitgeschehen. 31. Mai 2013, abgerufen am 18. Juli 2017.
- John L. Walters: The devil you know. In: The Guardian. 11. Juli 2002, abgerufen am 20. Juli 2017 (englisch).
- Jürgen Grözinger. In: Schott Music. Abgerufen am 18. Juli 2017.
- David Lang „Elevated“. In: Cantaloupe Music. Abgerufen am 20. Juli 2017.
- Canti del Capricorno. In: Schott Music. Abgerufen am 20. Juli 2017.
- WDR3 Klassik Klub. In: WDR. Abgerufen am 18. Juli 2017.
- klangfest@125 – Akteure im Interview. Interview mit Jürgen Grözinger. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Stadt Ulm. Archiviert vom Original am 5. Februar 2018; abgerufen am 18. Juli 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Juergen Groezinger – HÖHER! In: YouTube. 4. August 2015, abgerufen am 18. Juli 2017.
- Die Frauen von Troja (Der Untergang). (Nicht mehr online verfügbar.) In: Theater Pforzheim. Archiviert vom Original am 6. Februar 2018; abgerufen am 5. Februar 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- The Mark On The Wall – Tête à Tête – The Future of Opera. Abgerufen am 5. Mai 2018 (britisches Englisch).
- Jürgen Grözinger: Zur Freiheit führen viele Wege. Der Komponist Kevin Volans über Afrika und die musikalische Avantgarde. In: Neue Zeitschrift für Musik. Nr. 5. Mainz 2006, S. 16–17.
- Jürgen Grözinger: Ulmer Rede für Europa. Wie das kulturelle Bewusstsein der Stadt Grenzen überwinden kann. edition stadthaus, Band 17, Ulm 2016, ISBN 978-3-934727-41-0.