Jüdische Kunstgemeinschaft (Stuttgart)
Die Jüdische Kunstgemeinschaft war eine Organisation zur Unterstützung jüdischer Künstler in Württemberg, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten keine Arbeitsmöglichkeiten mehr hatten. Sie bestand von 1933 bis 1938.
Geschichte
Die Stuttgarter Jüdische Kunstgemeinschaft wurde 1933 als Abteilung des Jüdischen Lehrhauses in Stuttgart von dem Musikwissenschaftler Karl Adler gegründet.[1] Mitbeteiligt an der Gründung waren sein Schwager Leopold Marx, Schriftsteller und Otto Hirsch, Jurist.
Sie bestand nur fünf Jahre von 1933 bis 1938, bevor die Novemberpogrome der jüdischen Kulturarbeit in Stuttgart ein Ende setzten. In diesen fünf Jahren war die Kunstgemeinschaft trotz der repressiven Ausgrenzungs- und Überwachungspolitik der Nationalsozialisten zu einer bedeutenden Institution jüdischer Kulturarbeit geworden.[2]
Die Kunstgemeinschaft bot Arbeitsalternativen für arbeitslos gewordene jüdische Künstler und kulturelle Veranstaltungen für die aus der Gesellschaft ausgegrenzte jüdische Bevölkerung. Darüber hinaus fand die Idee des „geistigen Widerstands“ Eingang in die Arbeit der Kunstgemeinschaft. Doch die eigentliche Leistung der Kunstgemeinschaft war ihre schiere Existenz in Zeiten widriger und sich ständig ändernder politischer Umstände: Sie bot den Juden Stuttgarts und Württembergs einen Ort der kulturellen Bereicherung und eine Heimat in schwierigen Zeiten.[2]
Bekannte Mitglieder (Auswahl)
- Karl Adler (1890–1973), Musikwissenschaftler
- Ignaz Kaufmann (1885–1975), Maler der Verschollenen Generation
- Hermann Fechenbach (1897–1986), Grafiker
- Leopold Marx (1889–1983), Schriftsteller, Dichter und Fabrikant
- Otto Hirsch (1885–1941), Jurist und Verwaltungsbeamter
Literatur
- Sigrid Brüggemann, Roland Maier: Auf den Spuren jüdischen Lebens – Sieben Streifzüge durch Stuttgart. Schmetterling Verlag Stuttgart, 2018
Einzelnachweise
- Anja Waller: Wir musizieren – trotzdem! – Die Stuttgarter Jüdische Kunstgemeinschaft. In: Aschkenas, 2021, 31 (1), S. 201–236, hier S. 201
- Waller (2021), S. 236