Isenburger Hof
Der Isenburger Hof oder Herrenhöfchen ist ein Teil von Heddesdorf, einem Stadtteil von Neuwied in Rheinland-Pfalz. Das ehemalige Anwesen wird von der B 42 im Bereich der Kirmeswiese Heddesdorf durchschnitten und ist unter anderem mit einem Hochhaus bebaut. Bekannt ist es heute unter der Bezeichnung Landratsgarten.
Geschichte
Es bleibt im geschichtlichen Dunkel, wie der anfängliche Isenburger Hof zu Heddesdorf dort angelegt wurde. Gewiss ist nur, dass die Isenburger bis zum Jahre 1528 sich im Eigentum ihres Hofes in Heddesdorf halten konnten.
Im Jahre 1564 wurde berichtet, dass ehedem die Vorfahren des Abtes zu Marienstatt dem Konvent der Klause zu Rheinbrohl eine Summe Geld geliehen hätten, wofür dann den Klosterleuten zur dinglichen Sicherheit dreißig Gulden verschrieben wurden. Wilhelm von Witzelnbach waren in diesem Jahr mit der Abwicklung der anstehenden Frage beauftragt. In einem Zeitraum von 10 Jahren waren die Beteiligten mit der Abwicklung dieses Falles befasst.
Spätestens 1562 trifft man schon auf die Bezeichnung wiedischer Hof. Somit wird zu Recht angenommen werden dürfen, dass um diese Zeit die wiedischen Grafen den Hof erworben haben. Noch 1528 wurde ein wied-isenburgisches Güterverzeichnis der Heddesdorfer Besitzungen angelegt. Damals wies der Hof 63 Morgen auf. Da blieb es zunächst bis 1553. Jedoch nahm die Anzahl der Güter in der Folge ab, sodass im Jahre 1643 nur noch 46 Morgen ausgemacht wurden. Die Güter des Hofes lagen recht verstreut, wie 1589 nachgewiesen werden konnte. Der schon begüterte Heddesdorfer Bürger Thomas Melsbach hatte mit einigen Mitbürgern verschiedene Äcker angekauft.
Zu dem Hof gehörten etliche Weinberge und auch das sogenannte Werth (Wörth) am Rhein. Graf Johann von Wied verpfändete 1579 den Heddesdorfer Hof zum Preis von 1000 Reichstaler an seinen Sohn, den Grafen Hermann. Dessen früher Tod (1591 bei Rouen) ließ es zu, dass der Hof zunächst von dem Grafen Johann Wilhelm von Wied genutzt wurde. Bei dessen Tod (1633) wurde der Hof von seinem Bruder Philipp Ludwig von Wied geerbt. Weil dieser aber in beachtliche wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, verkaufte er den Heddesdorfer Hof an seine Mutter Magdalena von Hardeck und erhielt mithin 6000 Gulden. Die Gräfin gilt als äußerst rührig im Ankauf von Wirtschaftsgütern. In allen Teilen der Grafschaft trifft man auf ihre Spuren. Ihr Tod im Jahre 1657 kam hinsichtlich der wirtschaftliche Gesundung des wiedischen Hauses zu früh. Ihre unverheiratete Tochter Johanna Walpurgis, meist nur das Fräulein genannt, erbte einen Großteil des angereicherten Vermögens. Trotz der Begehrlichkeit ihres Vetters, des Grafen Friedrich III. zu Wied, hielt sie sich tapfer in ihrem Erbe. Als sie 1672 in Bendorf mit dem Tode rang, ließ sie sich von Friedrich das Versprechen geben, das Erbe nicht zu veräußern. Graf Friedrich vermeldete in dem Todesjahr von Walpurgis, dass der nun ererbte Heddesdorfer Hof von Christoph von Stein genutzt würde, zu dessen Gunsten eine jährliche Abgabe von 32 Malter Korn ruhte. Trotz des gräflichen Unbehagens wurde die Abgabe von dem wiedischen Hof zu Rems herbeigeschafft.
Die wirtschaftliche Not des Grafen ließ das Versprechen von Bendorf in den Hintergrund treten. Im Jahre 1683 verkaufte der Graf den Hof an Carl Ludwig von Sayn. Dieser leistete den Kaufpreis von 4160 Reichstaler sowie eine Kutsche mit sechs Pferden und einen Ring im Wert von 400 Reichstalern. Nur das Werth am Rhein blieb im Eigentum des wiedischen Grafen, um es mit dem Schlossgarten zu vereinigen. Der Heddesdorfer Hof blieb bis 1761 im Eigentum des saynischen Grafen. Dort residierte auch zeitweise die gräfliche Familie. Um diese Zeit – so wurde erzählt – lebten dort in dem Hofhaus die beiden unverheirateten Töchter der saynischen Gräfin. Das Haus zu Heddesdorf war schließlich deswegen hochverschuldet, weil kaiserliche Militärabgaben den zusehends beschwerten. Aus diesem Grunde hatte schon 1698 Graf Carl Ludwig von Sayn den Heddesorfer Hof zum Preis von 733 Reichstaler an den Rommersdorfer Abt Carl Wirtz verpfänden müssen.
Auch der Graf von Wied sah sich vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Engpässe genötigt, den Hof unmittelbar nach dem Rückkauf (1671) an den rührigen Hermann Dietrich Bachoven zu verpachten. Bachoven ging zu dieser Zeit im wiedischen Land erfolgreich dem Güterhandel nach. Die Erben von Herrn Bachoven sahen sich recht bald nicht endenden Streitereien ausgesetzt, weil nämlich die Hofgüter weiter verpachtet waren und die Pächter mit den vereinbarten Abgaben rückständig wurden. Graf Friedrich kaufte sodann den Hof mit der Zusage, die darauf liegenden Lasten von 3696 Reichstaler zur Befriedigung der Schuldner aufzubringen. Die beiden saynischen Töchter, die Gräfinnen Carolina und Concordia, durften jedoch vorerst auf dem Heddesdorfer Hof wohnen.
Um 1740 wurde an der Stelle des Hofhauses das in seiner damaligen Form bis heute fast unveränderte Herrenhaus im ländlichen Barockstil erbaut. Es war von 1851 bis 1906 Sitz des Neuwieder Landrates.
Letztlich kaufte Graf Alexander von Wied im Jahre 1761 den Hof mit allen damit gegebenen Freiheiten, ausgenommen aber das daran stoßende Wohnhaus, indem er dem Grafen Alexander Ludwig den Betrag von 15.000 Gulden entrichtete. Zu dieser Zeit lag das alte saynische Haus, als das erwähnte Wohnhaus, direkt an der Ringmauer. Fortan blieb Haus, Hof und Güter durchgehend wiedisch. Das Wohnhaus der Sayner wurde aber später an den portugiesischen Grafen Oliviera veräußert. Dieser vermachte es später der Familie Wiegershausen, die es bald darauf einem Herrn von Trott verkaufte. Der letztgenannte verkaufte es 1801 an rheinischen Freiherrn Johann Justus von Runkel. Sein Sohn wurde 1817 Bürgermeister von Heddesdorf, sein Enkel Eduard Justus von Runkel wurde 1851 zum Landrat ernannt.
Literatur
- Albert Hardt: Das Isenburger Höfchen oder das Herrenhöfchen in Heddesdorf (Stadt Neuwied).