Interferenztherapie
Die Interferenztherapie (auch Interferenzstromtherapie, Interferenzstrombehandlung, Mittelfrequenztherapie, NEMEC-Therapie) ist eine Form der Elektrotherapie, bei der sich mittelfrequente Ströme im Inneren des Gewebes überlagern und dort durch eine niederfrequente Intensitätsmodulation einen endogenen Reiz bewirken sollen.[1]
Die Interferenztherapie wurde in den 1940er Jahren durch den österreichischen Physiker Hans Nemec (* 1907; † 1981) entwickelt und wird heute bei verschiedenen Indikationen therapeutisch eingesetzt. Bei chronischen Rückenschmerzen wird sie in den „Europäischen Leitlinien für den Umgang mit unspezifischen Kreuzschmerzen“ nicht ausdrücklich empfohlen.[2] In einer Metaanalyse wurde festgestellt, dass Interferenzstromtherapie als singuläre Therapieanwendung keine signifikante Wirkung zeigte, jedoch als Zusatz im Rahmen einer physikalischen Kombinationstherapie einer Kontrollgruppe oder einem Placebo überlegen war.[3]
Die Interferenztherapie der physikalischen Medizin ist nicht mit der bakteriellen Interferenztherapie zu verwechseln.
Grundlagen der IF-Therapie
Der Strom wird dem Körper nicht wie bei dem herkömmlichen Reizströmen in einem, sondern in 2 Stromkreisen zugeführt. Beide Kreise sollen sich im Körper an der Stelle der Wirkungsabsicht überkreuzen. Diese Stelle wird also quadratisch oder rechteckig so eingerahmt, dass sich die beiden Elektroden je eines Stromkreises diagonal gegenüberliegen und die Kreuzung der beiden Stromkreise im Behandlungsgebiet liegt. In beiden Stromkreisen wird dem Körper sinusförmiger Wechselstrom mittlerer Frequenz (um 4000 Hz) zugeführt. Beide Stromkreise haben unter den Elektroden konstante Intensität. Beide Stromkreise haben einen Unterschied in ihrer Frequenz zwischen 1 und 100 Hz. Im Kreuzungsgebiet der beiden Stromkreise kommt es wegen des Frequenzunterschieds zu fortlaufenden Phasenverschiebungen. Das Ergebnis ist ein Interferenzstrom, der auf das Mischungsgebiet im Innern des Körpers lokalisiert ist.
Wirkungsunterschiede zu den konventionellen Reizströmen
Die Interferenztherapie verursacht keine sensible Belästigung im Sinne eines Stromschmerzes. Es besteht keine Verätzungsgefahr der Haut, weil es bei Wechselstrom keine Bildung ätzender Stoffe unter der Haut gibt. Die Konzentration des Heilreizes kann auf jeden gewünschten Ort angewendet werden. Es erfolgt keine Gewöhnung an ein vorgegebenes, bei konventionellen Strömen stets nach Frequenz oder Stromstärke gleiches Reizmuster. Mit MF-Strom ist die Querreizung der Nerven möglich. Der Reiz entsteht durch die Gesamtheit der Stromwechsel, genannt Summationseffekt.
Literatur
- Otto Steuernagel: Skripten zur Elektrotherapie. Band 2. 9. Auflage. Verlag Elektrotherapie Steuernagel, Boppard 1984, ISBN 3-9800445-2-1.
Einzelnachweise
- Definition von „Ärztliche Praxis“ aerztlichepraxis.de (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) abgerufen am 11. Februar 2012.
- A. Becker u. a.: Europäische Leitlinien für den Umgang mit unspezifischen Kreuzschmerzen. ruecken-zentrum.de (Memento des Originals vom 25. April 2012 im Internet Archive; PDF182 kB) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 11. Februar 2012.
- Artikel. In: Phys Ther., 2010 Sep, 90(9), S. 1219–1238. doi:10.2522/ptj.20090335. Epub 2010 Jul 22.