Information Gathering Satellite
Als Information Gathering Satellite (IGS, jap. 情報収集衛星, jōhō shūshū eisei) werden Satelliten eines japanischen Spionagesatellitenprogrammes bezeichnet. Zu dieser Baureihe gehören sowohl optische als auch Radaraufklärungssatelliten.
Geschichte
Das Programm wurde als Reaktion auf die nordkoreanischen Raketentest der Taepodong-Rakete mit Flugbahn Richtung Japan im Jahr 1998 gestartet. Seine Hauptaufgabe ist die Frühwarnung bei Raketenstarts in der Nachbarschaft von Japan. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass Erdbeobachtung ein relativ neuer Bereich für Japan ist. Die erste japanische Mission MOS-1 in diesem Bereich erfolgte erst im Jahr 1987. Aus diesem Grund fehlt es Japan noch an einigen Technologiedetails im Bereich mit einer Auflösung von einem Meter und weniger. Das Programm steht unter der Kontrolle des Naikaku Jōhō Chōsashitsu beim Kabinettssekretariat und soll sowohl militärische als auch Fernerkundungsdaten für Naturkatastrophen liefern. Die zivile Nutzung ist von Bedeutung, weil ein japanisches Gesetz von 1969 militärische Raumfahrtaktivitäten reglementiert.[1]
Japan investierte etwa 250 Milliarden Yen vor dem ersten Start für die Entwicklung der Satelliten und weitere 50 Milliarden Yen für die Bodenstation. Jeder einzelne Satellit kostet etwa 50 Milliarden Yen. Die Betriebskosten belaufen sich auf etwa 40 Milliarden Yen pro Jahr.
Gestartet werden die Satelliten vom Startplatz Yoshinobu des Tanegashima Space Center mit einer Rakete vom Typ H-II-A. Das erste Paar von Satelliten, IGS-1A und IGS-1B, wurde am 28. März 2003 gestartet. Es handelte sich dabei jeweils um einen 850 kg schweren im optischen Bereich mit einem Meter Auflösung arbeitenden (1A) und einen 1200 kg schweren mit Radar mit synthetischer Apertur (1B) mit drei Metern Auflösung arbeitenden Satelliten mit einer geplanten Lebensdauer von jeweils fünf Jahren. Die von Mitsubishi Electric (MELCO) gebauten Satelliten arbeiteten bis zum März 2007. Das Programm erlitt einen großen Rückschlag, als Japan das zweite Paar Satelliten aufgrund eines Fehlstarts der H-2A im November 2003 verlor. Einer der beiden ausgebrannten Feststoff-Booster hatte sich nicht von der Rakete getrennt. Durch das zusätzliche Gewicht konnte die H-II-A-Rakete nicht den Orbit erreichen. 11 Minuten nach dem Start wurde sie aus Sicherheitsgründen durch Fernsteuerung in 422 km Höhe gesprengt.[2] Der Start von IGS-3A erfolgte dann einzeln im September 2007. Ein weiteres Paar, IGS-4A und IGS-4B (manchmal auch 3B bezeichnet, da 3A nur einzeln gestartet wurde), erfolgte durch eine H-2A-Rakete vom Tanegashima Space Center im Februar 2007.
Startliste
Datum (UTC) | Satellit | COSPAR-Bezeichnung | Trägerrakete | Orbit | Bemerkungen |
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28. März 2003 01:27 | IGS-1A und 1B | 2003-009A 2003-009B | H-IIA 2024 | 500 km, Inklination 97,3°[3] | 1B fiel am 25. März 2007 wegen Problemen mit seiner Stromversorgung aus |
29. November 2003 04:33 | IGS-2A und 2B | 2003-F02 | H-IIA 2024 | – | Fehlstart, Rakete musste gesprengt werden, da die Düse des von Nissan gebauten Boosters durchgebrannt war und eine für die Boostertrennung benötigte Einrichtung beschädigt wurde. |
11. September 2006 04:35 | IGS-3A | 2006-037A | H-IIA 202 | 484 × 491 km, Inklination 97,3°[3] | rein optischer Satellit |
24. Februar 2007 04:41 | IGS-4A (3V oder 4V) und 4B | 2007-005A 2007-005B | H-IIA 2024 | 481 km × 494 km, Umlaufzeit 94,4 min, Inklination 97,2°[4] | Radar-Satellit und optischer Testsatellit (Test einer verbesserten Version) |
29. November 2009 01:21 | IGS 5A | 2009-066A | H-IIA 202 | optischer Satellit | |
23. September 2011 04:36 | IGS 6 | 2011-050A | H-IIA 202 | optischer Satellit | |
12. Dezember 2011 01:21 | IGS Radar 3 | 2011-075A | H-IIA 202 | Radar-Satellit | |
27. Januar 2013 04:40 | IGS Radar 4 IGS Optical 5V | 2013-002A 2013-002B | H-IIA 202 | Inklination 97,4 ° | Radar-Satellit und Test eines hochauflösenden Optischen Satelliten[5] |
1. Februar 2015 01:21 | IGS Radar Spare | 2015-004A | H-IIA 202 | Radar-Satellit | |
26. März 2015 01:21 | IGS Optical 5 | 2015-015A | H-IIA 202 | optischer Satellit | |
17. März 2017 01:20 | IGS Radar 5 | 2017-015A | H-IIA 202 | Radar-Satellit | |
27. Februar 2018 04:34 | IGS Optical 6 | 2018-021A | H-IIA 202 | optischer Satellit | |
12. Juni 2018 04:20 | IGS Radar 6 | 2018-052A | H-IIA 202 | 507,4 km × 508,8 km Inklination: 97,4 ° Umlaufzeit: 94,6 min[6] | Radar-Satellit |
9. Februar 2020 01:34 | IGS Optical 7 | 2020-009A | H-IIA 202 | optischer Satellit |
Weblinks
- Military Spacecraft – Japan auf Gunter’s Space Page (englisch)
- IGS in der Encyclopedia Astronautica (englisch)
- Federation of American Scientists: Information Gathering Satellites Imagery Intelligence (Geschichte auf englisch)
Einzelnachweise
- Information Gathering Satellites. Federation of American Scientists, 11. Oktober 2008, archiviert vom Original am 13. Dezember 2009; abgerufen am 17. Oktober 2009 (englisch).
- Stephen Clark, Justin Ray: Japanese launch fails. Spaceflight Now, 29. November 2003, abgerufen am 16. Oktober 2009 (englisch).
- Jean-Philippe Donnio: Program: IGS. In: The Satellite Encyclopedia. Tag's Broadcasting Services, abgerufen am 28. November 2009 (englisch).
- SPACEWARN Bulletin, No. 640. National Space Science Data Center/World Data Center for Satellite Information, 1. März 2007, abgerufen am 16. Oktober 2009 (englisch).
- Gunter Krebs: IGS-Optical 5V. In: Gunter's Space Page. 14. September 2016, abgerufen am 25. Januar 2017 (englisch).
- IGS R-6 Satellite details 2018-052A NORAD 43495. Abgerufen am 20. Juni 2018 (englisch).