Ilse Schüle
Ilse Schüle (* 17. Juni 1903 in Vaihingen an der Enz; † 4. Dezember 1997 in Schwäbisch Hall; gebürtige Bentel) war eine Schriftschneiderin und Typografin.
Leben
Geboren als viertes von sechs Kindern des Stadtschultheißen Bentel von Vaihingen, war Ilse Schüle schon in früher Kindheit und Jugend den schönen Künsten zugetan. Aus freien Stücken fertigte sie zahlreiche Aquarelle und ließ später ihre Begabung an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart weiter ausbilden – fort von „brotloser Kunst“ zu seriöser "Schriftgestaltung und Gebrauchsgrafik". Sie studierte bei Friedrich Hermann Ernst Schneidler (1882–1956) und wurde dessen Mitarbeiterin und Dozentin an der gleichen Lehranstalt. Nach ihrer Heirat 1929 und der Geburt ihrer Zwillinge 1930 setzte sie ihre grafische Tätigkeit als freischaffende Künstlerin fort, vor allem mit dem Entwurf vieler Bucheinbände für die Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart. Ihre Arbeiten fanden im In- und Ausland hohe Anerkennung.
Für die Schriftgießerei Ludwig & Mayer, Frankfurt am Main, entstand die Schrift Rhapsodie; Erstguss im Bleisatz 1951.[1] Die Schriftklassifikation DIN 16518 ordnet sie in die Gruppe der Gebrochenen Schriften und in die Untergruppe Xe der Frakturvarianten.[2]
Zur Form der Schrift Rhapsodie[3]: Neben der strengen und feierlichen Texturschriften gab es auch bei den gotischen Schriften Kursive, deren Spätformen mit dem Namen Bastarda belegt werden. Diese Schriften haben die Schwabacher und vor allem die spitze deutsche Kurrentschrift wesentlich beeinflusst, auch als Druckschrift wurde die Bastarda übernommen. Jedoch starb sie schon im 16. Jahrhundert aus. Erst im 20. Jahrhundert entdeckten sie einige Schriftkünstler für bestimmte Zierschriften wieder. Eines dieser gelungenen Beispiele ist die 1951 erschienene Rhapsodie. Die Rhapsodie wurde relativ häufig von Bleisetzereien eingesetzt und ist beispielsweise mit der Salto von Karlgeorg Hoefer vergleichbar. Rund 10 % der Setzereien besaßen diese Schrift, die bis heute als Bleisatzschrift beziehbar ist.
Die Familie Schüle musste vor dem Krieg und während desselben mehrere Male ihren Wohnort wechseln, um politischer Verfolgung zu entgehen und um beruflich Fuß zu fassen.
So lernte sie Brandenburg (westlich von Berlin) kennen, konnte aber lange vor Kriegsende wieder in die schwäbische Heimat zurückkehren. Seit 1974 wohnte Ilse Schüle in Schwäbisch Hall, wo sie 1997 auch ihre letzte Ruhestätte fand.
Werke
- Rhapsodie, Erstguss 1951 bei Schriftgießerei Ludwig & Mayer, Frankfurt am Main
Literatur
Lebensbeschreibungen aus eigener Feder der Ilse Schüle finden sich
- im „Haller Tagblatt“ 1994, Nr. 138 S. 26 vom 18. Juni 1994
- sowie im Jahrbuch „Württembergisch Franken 1994“ ISSN 0084-3067 S. 513–529.
Einzelnachweise
- https://fontsinuse.com/typefaces/26830/rhapsodie abgerufen am 3. August 2020
- http://www.oezet.de/gruppe-10/ abgerufen am 3. August 2020
- http://www.klingspor-museum.de/Kuenstler/Kuenstler_S.html abgerufen am 3. August 2020