Ilse Huber
Ilse Huber (* 1948 oder 1949 in Niederösterreich) ist eine österreichische Juristin und Richterin, die insbesondere durch ihre Tätigkeit als Verfahrensrichterin im Ibiza-Untersuchungsausschuss bekannt wurde.[1]
Leben und Ausbildung
Hubers Eltern und auch schon ihre 1899 geborene Großmutter waren Lehrer. Ursprünglich wollte sie Schneiderin oder ebenfalls Lehrerin werden, aber insbesondere die Großmutter ermutigte sie, ein Studium aufzunehmen. Von den 1967 angebotenen Studienfächern entschied sie sich für das Jusstudium, „weil ich nicht wusste, was ich sonst studieren könnte“, aber auch wegen der Aussicht möglichst schnell finanziell unabhängig sein zu können.[1] Das Studium absolvierte sie nach eigener Aussage mit wenig Begeisterung, aber ihr Ehrgeiz wurde dadurch herausgefordert, dass man ihr sagte, als Frau habe sie sowieso keine Chancen, schon gar nicht bei Gericht.[2]
Berufliche Laufbahn
Nach dem Studium trat sie das damals übliche Gerichtsjahr bereits mit der Absicht an, selbst Richterin zu werden. Zum damaligen Zeitpunkt lag der Anteil der Frauen in der Justiz bei 1,5 bis 2 %. Sie erfüllte die strengen Auswahlkriterien und wurde 1974 zur Richterin ernannt. Über Stationen an niederösterreichischen Bezirksgerichten, am Landesgericht St. Pölten und am Oberlandesgericht Wien gelangte sie 1993 an den Obersten Gerichtshof (OGH), wo sie im Zivilrechtsbereich tätig war. Vom 1. April 2012 bis zu ihrer Pensionierung Ende 2014 diente sie dort zusätzlich als Vizepräsidentin.[3]
Der zur Aufklärung der Ibiza-Affäre im Januar 2020 eingesetzte Untersuchungsausschuss betreffend mutmaßliche Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung (Ibiza-Untersuchungsausschuss)[4] wählte Ilse Huber einstimmig als Verfahrensrichterin.[5] Als diese unterstützt sie den Ausschussvorsitzenden Wolfgang Sobotka und ist unter anderem für die Erstbefragung der Auskunftspersonen und die Vorbereitung des Abschlussberichts des Untersuchungsausschusses zuständig.[6] Im Juni 2020 legte sie ihre Funktion als Verfahrensrichterin zurück.[7]
Weitere Tätigkeiten
- Vorsitzende des Senats 3 des Österreichischen Presserats[8] bis zum März 2020[9]
- Vorsitzende des Ethikkomitees der Wirtschaftskammer Österreich[10]
- Vorsitzende der Rechts- und Disziplinarkommission für Versicherungsmakler[11]
- Vorsitzende des Ehrenrats der Österreichischen Ärztekammer[12]
- Lehrbeauftragte bei der Donau-Universität Krems[12]
- Gutachterin und Vortragende im Bereich Versicherungsrecht.[12]
Einzelnachweise
- Ilse Huber, meinungsstarke Richterin in einem heiklen Verfahren - derStandard.at. Abgerufen am 7. Juni 2020 (österreichisches Deutsch).
- Ralf Leonhard: Richterin in der Ibiza-Affäre: Ilse Huber nimmt sich Strache vor. In: Die Tageszeitung: taz. 4. Juni 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 7. Juni 2020]).
- St. Pöltnerin wurde Vizepräsidentin am Gerichtshof. In: St. Pölten KONKRET. Juni 2012, abgerufen am 8. Juni 2020.
- Untersuchungsausschuss betreffend mutmaßliche Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung (Ibiza-Untersuchungsausschuss). 22. Januar 2020, abgerufen am 7. Juni 2020.
- Ibiza-Untersuchungsausschuss kommt vorerst nur in eingeschränkter Form (PK-Nr. 52/2020). 22. Januar 2020, abgerufen am 7. Juni 2020.
- Jürgen Klatzer, Carina Kainz, beide ORF.at: U-Ausschuss: Hüterin der „Ibiza“-Fragen. 2. Juni 2020, abgerufen am 7. Juni 2020.
- „Ibiza“-U-Ausschuss: Verfahrensrichterin tritt ab. In: ORF.at. 25. Juni 2020, abgerufen am 25. Juni 2020.
- Richterin Ilse Huber löst Irmgard Griss im Presserat ab - derStandard.at. Abgerufen am 7. Juni 2020 (österreichisches Deutsch).
- Presserat hat im Senat 3 neue Vorsitzende. In: ExtraDienst. 27. August 2020, abgerufen am 28. August 2020 (deutsch).
- Ethikkomitee der Arge proEthik. Wirtschaftskammer Österreich, abgerufen am 8. Juni 2020 (deutsch).
- Rechts- und Disziplinarkommission (RDK). Wirtschaftskammer Österreich, abgerufen am 8. Juni 2020 (deutsch).
- Dr. Ilse Huber. VKI Akademie, abgerufen am 8. Juni 2020.