Ichthyobodo necator
Ichthyobodo necator, früher Costia necatrix, ist ein Parasit, der bei Fischen die als Costia oder Ichthyobodo bekannte Krankheit auslöst. Vielfach wird der Parasit bzw. die Krankheit noch mit dem alten Namen bezeichnet. Es ist ein nur 10 bis 20 μm großer, heterotropher Flagellat (Geißeltierchen) aus dem Reich der Protozoen und zählt zu den Hauttrübern.
Ichthyobodo necator | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ichthyobodo necator | ||||||||||||
Henneguy, 1883 |
Aussehen und Lebensweise
Ichthyobodo gehört zu den kleinsten Parasiten überhaupt und ist aufgrund dieser geringen Größe nur mit dem Mikroskop zu erkennen. Bei einer etwa 400-fachen Vergrößerung lässt sich Ichthyobodo necator genau diagnostizieren. Seine ruckartigen und drehenden Bewegungen fallen jedoch bereits ab einer 100-fachen Vergrößerung ins Auge.
Die Körperform von Ichthyobodo necator ist mandelartig oval. Mittels einer Geißel, an dessen Ende sich ein cytoplasmatischer Fortsatz befindet, heftet er sich an das äußere Hautepithel des Fischwirts. Ichthyobodo necator besitzt einen Makronukleus und zwei Geißeln, von denen eine zur Fortbewegung von Wirt zu Wirt dient und die andere, um sich am Wirt zu verankern. Hier ernährt sich der Parasit durch Abweiden des Zellgewebes und schädigt dieses so stark, dass die Wirtszellen durch den fortwährenden Verlust von Zellgewebe absterben und der Parasit, im Anschluss daran, eine neue, gesunde Zelle befällt. Ichthyobodo necator benötigt zum Überleben einen Wirt um sich dann durch Längsteilung zu vermehren. Findet er während seiner Schwärmerphase im freien Wasser, auf der Suche nach einem Fischwirt, innerhalb eines Zeitraumes von ein bis zwei Stunden keinen Wirt, stirbt der Parasit ab. Ichthyobodo necator ist in der Lage, Zysten zu bilden, die ihn vor Austrocknung bewahren und so selbst längere Trockenperioden überstehen lassen. Der Parasit verweilt dann innerhalb dieser Zysten so lange, bis die Umstände wieder seinen favorisierten Lebensbedingungen entsprechen.
Ichthyobodo necator ist stark temperaturabhängig und erreicht seine größte Vermehrungsrate in einem Bereich zwischen 10 und 25 °C. Oberhalb einer Temperatur von 28 °C ist Ichthyobodo necator nicht lebensfähig. Unterhalb von 10 °C schützt er sich durch Zystenbildung. Seine Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt oder mittels seiner Fähigkeit, sich im Wasser frei schwimmend einen neuen Wirt zu suchen.
Infektion
Da er zu den Parasiten gehört, die permanent an Fischen vorzufinden sind, ernährt er sich größtenteils von abgestorbenen Zellen der Fische. Für den befallenen, gesunden Fisch stellt er zu diesem Zeitpunkt keine Gefahr dar, da dieser aufgrund seiner Immunabwehr sehr gut mit dem Parasiten zurechtkommt und Ichthyobodo necator nur einen sehr kurzen Lebenszyklus hat. Karpfen oder Karpfenartige können im Verlauf ihres Lebens eine Resistenz gegen diesen Parasiten entwickeln, sind jedoch im Jungfischalter sehr anfällig gegen Ichthyobodo. Ichthyobodo necator ist allerdings ein klassischer Schwächeparasit, der nur darauf wartet, dass sein Wirt durch andere Umstände geschwächt wird. Dieser Moment löst einen Massenbefall aus, der, unentdeckt oder unbehandelt, zu einer sehr hohen Mortalitätsrate führt. Für Jungfische oder Brut ist Ichthyobodo necator extrem gefährlich und führt beim Nachwuchs unweigerlich zum Tode.
Krankheitsverlauf
Zum Ausbruch einer Krankheit, die durch einen Massenbefall von Ichthyobodo necator ausgelöst wird, kommt es ausschließlich bei einem Überbesatz und generell schlechten Wasserparametern, die mit dem Überbesatz einhergehen.
Erste Anzeichen für einen Befall mit diesem Parasiten ist ein schmieriger, grauer Belag auf der Hautoberfläche des Fisches bis hin zur Hauttrübung. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Zerstörung der Schleimschicht beim Fisch mit auffallender, fetzenartiger Ablösung der Schleimhaut. Ist die obere Epithelschicht einmal zerstört, dringt der Parasit nun in tiefere Gewebeschichten ein, gefolgt von wuchernden und blutenden Geschwüren bis hin zu Löchern, die durch das Bakterium Aeromonas hydrophilia verursacht werden, welches Ichthyobodo necator auch an seinen Beißwerkzeugen mit sich führt. Gleichzeitig werden die Wunden durch den Wasserschimmelpilz Saprolegnia infiziert und besiedelt. Nachdem die Bakterien in die Blutbahn des Fisches eingedrungen sind, kommt es zu einer Niereninsuffizienz oder Nierenversagen, die es dem Fisch nicht mehr ermöglichen, seinen osmotischen Haushalt zu korrigieren und unweigerlich mit dem Tod enden. Darüber hinaus befällt Ichthyobodo necator das Kiemengewebe des Wirtes und bewirkt durch seine Fraßtätigkeit eine Kiemennekrose. Ichthyobodo necator tritt häufig in Verbindung mit Chilodonella piscicola (Zacharias, 1894) auf, bei dem es sich ebenso um einen echten Schwächeparasiten handelt.
Behandlung
Ichthyobodo necator und Ichtyobodo pyriformis sind die häufigsten Vertreter der am Fisch auftretenden Gruppe dieser Parasiten. Eine Behandlung wird mit einer Erhöhung der Temperatur auf mindestens 30 Grad Celsius und gleichzeitiger Sauerstoffzugabe über einen Zeitraum von zwei Tagen durchgeführt, die den Parasiten sicher abtöten. Temperaturerhöhungen in diese Bereiche sind allerdings nur bei Warmwasserfischen angeraten. Sofern keine Temperaturerhöhung möglich ist, bietet sich auch eine Badekur mit Acriflavin (Trypaflavin) an. Als Alleinmedikament wird dieses Mittel nur noch selten verwendet, da bereits viele Erreger Resistenzen gebildet haben. In der Regel wird Acriflavin in Heilmitteln als Kombipräparat im einschlägigen Fachhandel als freiverkäufliches Medikament angeboten. Als Einzelwirkstoff ist Acriflavin nur über eine Apotheke zu beziehen.
Acriflavin kann:
- das Wasser und Gegenstände aus Kunststoff stark gelblich färben
- Wasserpflanzen schädigen und/oder abtöten
- bei bestimmten Fischarten wie Guppys eine Unfruchtbarkeit auslösen
- Filterbakterien abtöten und eine Neubesiedlung nötig machen
Jodfreie Salzzugaben von etwa 2 % Salinität können ebenso im Anfangsstadium in Betracht kommen, jedoch nur, sofern nicht bereits eine Schädigung der tieferen Bindegewebe oder Muskulatur vorliegen. Zusätzliche Sauerstoffgabe ist auch hier dringend erforderlich. Eine gesicherte Diagnose und die daraus folgende Behandlung muss aber über einen Tierarzt, bzw. von einer veterinärmedizinischen Untersuchungsstelle gewährleistet sein (bei Nutzfischen).
Nutzfische
Bei Nutzfischen bedingt die sehr geringe Menge zugelassener Medikamente für Lebensmittel liefernde Tiere ein großes Problem der heimischen Teichwirtschaft. Die Pharmaindustrie schreckt aufgrund der hohen Entwicklungskosten und der geringen Gewinnmargen innerhalb der Teichwirtschaft, vor Neuentwicklungen zur Behandlung von parasitären Erkrankungen zurück. Hier gibt es die Möglichkeit auf Braunkohle-Huminstoffe auszuweichen, denen eine antiphlogistische, schleimhautabdeckende, adstringierende, toxinbindende, antibakterielle und viruzide Wirkungen zugeschrieben wird. Weiterhin sind bei Braunkohle-HS Präparaten weder kanzerogene (krebserregende), mutagene, embryotoxische, fetotoxische noch allergene Eigenschaften bekannt. Bei Applikation über das Futter lassen sich keine toxischen Wirkungen ermitteln. Eine Anwendung von BHS soll auch keine Resistenzbildung bewirken (u. a. Eichhorn et al. 1982; Kühnert et al. 1989; Lange et al. 1996; Ziechmann 1996). Eine exakte Diagnose, und der damit verbundene Einsatz von Medikamenten, kann aber auch hier nur durch einen Tierarzt oder entsprechende veterinärmedizinische Untersuchungsstellen erfolgen.
Weblinks
Quellen
- Gerald Bassleer: Bildatlas der Fischkrankheiten im Süßwasseraquarium. Naturbuch Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-7888-0372-X
- Gerald Bassleer: Der neue Bildatlas der Fischkrankheiten bei tropischen Zierfischen und Teichfischen. Naturbuch Verlag, Augsburg
- Wilhelm Schäperclaus, Hugo Kulow, Kurt Schreckenbach: Lehrbuch der Fischkrankheiten. 5. Auflage. Akademie-Verlag, 1990, ISBN 3-055-00190-7
- Heinz-Hermann Reichenbach-Klinke: Krankheiten und Schädigungen der Fische. 2., völlig neubearbeitete Auflage. Fischer, Stuttgart 1980, ISBN 3-437-30300-7
- Erwin Amlacher: Taschenbuch der Fischkrankheiten: Grundlagen der Fischpathologie; mit 19 Tab. 6., überarb. Aufl. Fischer, Jena, Stuttgart 1992, ISBN 3-334-00350-7