Ibis (Ovid)
Der Ibis (bisweilen lautet der Titel auf Lateinisch auch In Ibin, deutsch Gegen Ibis; da das Wort Ibis im Lateinischen manchmal auch feminines Genus hat, hat es auch im Deutschen hin und wieder feminines Genus, also die Ibis) ist ein Fluchgedicht des römischen Dichters Ovid, das er wahrscheinlich um das Jahr 8 n. Chr. gleich am Beginn seines Exils in Tomis am schwarzen Meer verfasst hat. Der Adressat des Fluches und der Verwünschungen, die im Gedicht katalogartig aneinandergereiht werden, wird nicht namentlich erwähnt, sondern nach dem in der Antike als unrein geltenden Vogel Ibis benannt. Manche Interpreten vermuten, dass sich hinter dem Decknamen Ibis Kaiser Augustus verbirgt, der Ovid 8 n. Chr. nach Tomis verbannt hatte. Das Gedicht ist in elegischen Distichen geschrieben und umfasst 642 Verse. Der Inhalt des Gedichts wird stark verrätselt präsentiert, was u. a. einerseits an der verwendeten Sprache liegt, andererseits an den oft sehr entlegenen und große Gelehrsamkeit erfordernden Mythen und historischen Begebenheiten, derer sich Ovid bedient.
Literatur
Textausgaben, Übersetzungen und Kommentare
- R. Ellis: Ovidii Nasonis Ibis. Oxford 1881 (Kritische Ausgabe, Kommentar, Scholien).
- S. G. Owen: Ovidi Nasonis Trist. Ib. Pont. Hal. Fr. Oxford 1915.
- F. W. Lenz: Ovidi Nasonis Ibis. 2. Auflage. Turin 1956 (Kritische Ausgabe, Scholien).
- A. La Penna: Ovidi Nasonis Ibis. Florenz 1957 (Kritische Ausgabe).
- A. La Penna: Scholia in P. Ovidi Nasonis Ibin. Florenz 1959.
- J. H. Mozley, G. P. Goold: Ovid. Bd. 2, Cambridge (Mass.) 1929/1979, S. 236–291 (lateinisch/englisch).
- E. Ripert: Ovide, Les Tristes, Les Pontiques, Ibis, Le Noyer, Halieutiques. Paris 1937, S. 412–449 (lateinisch/französisch).
- J. André: Ovide, Contre Ibis. Paris 1963. (lateinisch/französisch, Kommentar)
- F. Della Corte, S. Fasce: Ovidio, Opere. Bd. 2, Turin 1986, S. 347–399 (lateinisch/italienisch)
- A. Berg: Ovid. In: Werke. Bd. 20, Berlin 1855 ff, S. 124–153 (deutsch).
Sekundärliteratur
- G. Williams: On Ovid's Ibis. A poem in context. In: Proceedings Cambridge Philological Society. Band 38, 1992, S. 171–189.