Ia (Heilige)
Ia ist eine kornische Heilige, deren Tradition mindestens bis in das 13. Jahrhundert zurückgeht und nach der die Hafenstadt St Ives benannt wurde. Sie ist auch unter den Namen Ives und Hya bekannt. 1284 wurde ihr eine Kapelle geweiht und die später errichtete, bis heute bestehende Gemeindekirche übernahm Ia als Patronin.[1] Ihre Historizität ist nicht belegt.[2] Ihr Gedenktag ist der 3. Februar.[3]
Die älteste erhaltene schriftliche Beschreibung ihres Lebens geht auf die um 1300 durch den bretonischen Kleriker Anselm verfasste Hagiographie über Gwinear zurück. Der Schilderung von Anselm zufolge war Ia eine irische Jungfrau nobler Herkunft, die zu spät die irische Küste erreichte, um Gwinear und seine Begleiter auf ihrer Reise nach Cornwall zu begleiten. In ihrer Verzweiflung ließ sie sich auf dem Strand zu einem Gebet nieder, wonach sie ein kleines auf dem Wasser schwimmendes Blatt entdeckte. Als Ia das Blatt mit ihrem Stab berührte, vergrößerte es sich auf wundersame Weise zu der Größe eines Bootes, das Ia aufnehmen und nach Cornwall bringen konnte, wo sie noch vor Gwinear ankam.[4]
Ein weiterer Hinweis wurde durch John Leland überliefert, der um 1540 Cornwall bereiste. Dabei stieß er auf eine weitere Hagiographie, in der Ia als Schülerin von Barry genannt wird, einem weiteren Heiligen, der von Irland nach Cornwall übersetzte.[5]
Die Begehung ihres Gedenktags, der auf den ersten Sonntag nach dem 3. Februar fällt, ist seit 1429 in St Ives belegt. In der damaligen Gemeindekirche befand sich auch ihr Grab. Venton Ia, eine Quelle in der Nähe des Porthmeor Beach, eines der beiden zu St Ives gehörenden Strände, ist ihr ebenfalls geweiht. Ferner wurde Ia eine Kapelle in Troon bei Camborne zugeeignet. Auch die bretonische Gemeinde Plouyé, deren Name „Gemeinde der Ia“ bedeutet, könnte mit derselben Heiligen in Verbindung stehen.[6]
In dem aus dem 15. Jahrhundert stammenden Text The Vision of William of Stranton in der Fassung der Handschrift Royal 17 B xliii wird der Protagonist auf seinem Weg durch das Purgatorium von zwei Heiligen begleitet, darunter auch Seint Ive, my suster, þat woned in Quitike. Dies wird von einigen Forschern als ein Bezug auf die ebenfalls im Cornwall gelegene Ortschaft Quethiock gesehen und damit möglicherweise als ein Verweis auf Ia.[7]
Literatur
- Gilbert H. Doble: The Saints of Cornwall, Part One: Saints of the Land’s End District. Parrett & Neves 1960, S. 89–94.
- F. L. Cross und E. A. Livingstone: The Oxford Dictionary of the Christian Church. Oxford University Press 1997, ISBN 0-19-211655-X, Eintrag Ives, St, S. 854.
- Nicholas Orme: The Saints of Cornwall. Oxford University Press 2000, ISBN 0-19-820765-4, S. 144–145.
Anmerkungen
- Vgl. Orme, S. 144.
- Vgl. Cross: The town of St Ives in Cornwall seems to be named after another saint (a maiden, also known as St Ia, Hia, or Iva) of whom the extant legends seem equally unhistorical.
- Vgl. Orme, S. 144, der hier auf die Handschrift Chanter X (Exeter, Devon Record Office, Registers of the Bishops of Exeter), Folio 2r verweist. Cross nennt den 1. Februar.
- Vgl. Doble, S. 89; Orme, S. 144
- Vgl. Orme, S. 144–145.
- Vgl. Doble, S. 90–92; Orme, S. 145.
- George Philip Krapp: The Legend of Saint Patrick’s Purgatory: its later history. Dissertation an der Johns Hopkins University 1899, John Murphy Company, Baltimore 1900, S. 58. Und Peter M. De Wilde: Les Voyages au Purgatoire de Saint Patrice: Illusion de la Réalité, Réalité de l'Illusoire. Aus: Fifteenth century studies, herausgegeben von William C. McDonald, Boydell & Brewer, 1998, ISBN 157113266X, S. 155, Fußnote 16.