IRIS-T SLM
IRIS-T SLM (IRIS-T Surface Launched Medium Range) ist ein durch die deutsche Firma Diehl Defence entwickeltes Luftverteidigungssystem. Laut Seite des Herstellers eignet sich der verwendete Flugkörper IRIS-T SL zur 360°-Rundumverteidigung gegen Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen und Flugkörper (keine ballistischen Raketen). Die Entwicklung konnte 2014 abgeschlossen werden.
IRIS-T SLM | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ | Luftverteidigungssystem kurzer bis mittlerer Reichweite |
Hersteller | Diehl Defence |
Entwicklung | seit 2007 |
Technische Daten | |
Listen zum Thema |
Technik
Erstmals wurde mit IRIS-T SLM ein taktisches Luftverteidigungssystem realisiert, das vollkommen unabhängig vom Trägerfahrzeug ist. Alle Komponenten sind auf standardisierten 20-Fuß-ISO-Containerrahmen integriert und lassen sich somit auf den verschiedensten Fahrzeugen transportieren. Zudem ist durch diese Containerlösung der problemlose Transport etwa auf Schiffen, der Schiene oder in Flugzeugen möglich. Unter anderem ist IRIS-T SLM auch mit der C-130 und der A400M luftverlastbar.[1]
Weitere Besonderheiten sind das 360-Grad-Radar, die Fähigkeit zur gleichzeitigen Bekämpfung mehrerer Ziele, die Allwetterfähigkeit sowie der Plug-and-Fight-Aufbau, wodurch sich die Komponenten – etwa zusätzliche Startgeräte – je nach Bedarf zusammenstellen lassen. Bereits ein Radar, ein TOC und ein Launcher bieten einen Rundumschutz von 40 km Radius.[2]
Radar
Als Hauptsensor besitzt IRIS-T SLM das Active Electronically Scanned Array 3D-Multifunktionsradar CEAFAR von CEA Technologies. Es ermöglicht eine 360 Grad Abdeckung und dient sowohl der Luftraumüberwachung wie auch der Zieldatenbereitstellung. Es lässt sich im Bedarfsfall mit elektro-optischen Sensoren ergänzen.[3]
Tactical Operations Center (TOC)
Das Tactical Operations Center (TOC) ist mit zwei Operateuren besetzt. Die Anbindung an die weiteren Systemelemente erfolgt über Funkverbindung oder Glasfaserkabel. Zudem besitzt das TOC die zur Anbindung an übergeordnete Führungs- oder Informationsstrukturen notwendigen Datenschnittstellen und Kommunikationsmöglichkeiten. Diese nach außen führende Anbindung kann real-time oder non-real-time erfolgen.[4]
Launcher
Das unbemannte Startgerät verfügt über acht Effektoren (Raketen) IRIS-T SL. Sie werden senkrecht gestartet, um die 360 Grad Abdeckung zu ermöglichen. Der Launcher ist bereits zehn Minuten nach Einfahrt in die Stellung vollautomatisch ausnivelliert und feuerbereit. Die gleichzeitige Bekämpfung mehrerer Ziele ist durch die schnelle Schussfolge möglich. Ein Nachladevorgang dauert etwa 15 Minuten.
Die Launcher verfügen über alle benötigten Elemente wie Waffenleitrechner, Generator oder Antennen, so dass sie bis zu 20 km vom TOC entfernt aufgestellt werden können.[5]
Lenkflugkörper
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Das Luftverteidigungssystem nutzt als Effektor eine leistungsgesteigerte Version der IRIS-T. Diese IRIS-T SL verfügt über einen verbesserten Raketenmotor, wodurch die Wirkung bis 25 km Höhe und 40 km Weite gegeben ist. Hinzu kommt die Möglichkeit der Zieleinweisung mittels GPS sowie die Zieldatenaktualisierung während des Fluges über Datenlink.[6]
Im Endanflug erfolgt die Zielerfassung durch den bereits bei IRIS-T erprobten Infrarotsuchkopf, der Störresistenz gegen aktive und passive Gegenmaßnahmen besitzen soll.
Die Grundversion des an Luftfahrzeugen getragenen IRIS-T hat einen Stückpreis von etwa 400.000 Euro. Der Preis für einen IRIS-T SL ist noch unbekannt, dürfte jedoch deutlich darüber liegen.
Weitere Varianten
IRIS-T SLS
Ein weiteres Flugabwehrsystem existiert für kurze Reichweiten, das IRIS-T SLS (IRIS-T Surface-Launched Short Range). Dieses System unterscheidet sich von IRIS-T SLM durch den Lenkflugkörper. IRIS-T SLS wird durch Schweden gekauft. Während SLS den unveränderten Luft-Luft-Lenkflugkörper IRIS-T nutzt, ist der für SLM entwickelte Lenkflugkörper die beschriebene leistungsgesteigerte Version.[7]
Verbreitung
Schweden – Die ersten IRIS-T SLS-Systeme wurden im Jahr 2019 an Schweden geliefert.[8] Dort trägt es die lokale Bezeichnung RBS 98.
Norwegen – Ein Luftverteidigungssystem aufbauend auf dem IRIS-T SLS-Lenkflugkörper wird von Diehl und Kongsberg entwickelt.[9]
Ägypten – Die deutsche Bundesregierung genehmigte im September 2018 den Export von sieben Luftverteidigungssystemen IRIS-T SLM.[10] Im Dezember 2021 wurde der Export von weiteren 16 Systemen genehmigt.[11]
Weblinks
Einzelnachweise
- Defence Technology Review 2/2014 – Military Aerospace Technology
- Nation Shield (Memento des Originals vom 19. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Flug Revue
- Defence Technology Review 2/2014 – Military Aerospace Technology
- Europäische Sicherheit & Technik, Ausgabe April 2013
- Europäische Sicherheit & Technik
- Europäische Sicherheit & Technik
- Diehl Defence: IRIS-T SLS handed over to Swedish Air Defence Regiment (englisch)
- Diehl Stiftung & Co KG: Diehl Defence Signs Contract for Norwegian Mobile Ground Based Air Defence | Diehl Defence. Abgerufen am 25. Oktober 2020 (englisch).
- RP ONLINE: Saudi-Arabien, Katar und Ägypten: Bundesregierung genehmigt Waffenexporte an Golfstaaten. Abgerufen am 25. Oktober 2020.
- Matthias Gebauer, Christoph Schult: GroKo genehmigte noch kurz vor Regierungswechsel heiklen Waffenexport. Spiegel online, 15. Dezember 2021