Hyophorbe
Hyophorbe ist eine nur auf den Maskarenen heimische Palmengattung.
Hyophorbe | ||||||||||||
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Das letzte bekannte Exemplar von Hyophorbe amaricaulis | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Hyophorbe | ||||||||||||
Gaertn. |
Merkmale
Die Vertreter sind einzelstämmige, mittelgroße Palmen mit auffälligem Kronenschaft und gefiederten Blättern. Sie sind monözisch und mehrmals blühend. Der Stamm ist bei einigen Arten deutlich geschwollen, bei anderen von einheitlichem Durchmesser. Der Stamm ist mit ringförmigen Blattnarben besetzt und grau.
Die Chromosomenzahl ist 2n = 32.
Blätter
Die Blätter sind gefiedert. Abgestorbene Blätter fallen sauber ab. Die Blattscheiden bilden einen deutlichen Kronenschaft. Der Blattstiel ist kurz, kräftig und an der Oberseite gefurcht, an der Unterseite abgerundet. Die Rhachis ist an der Oberseite flach und an der Unterseite abgerundet. Die Fiederblättchen sind spitze bis zugespitzt, einfach gefaltet, steif und haben eine deutliche Mittelrippe mit bis zu zwei Nerven an jeder Seite. An der Unterseite trägt die Mittelrippe eine deutliche Behaarung (Ramenta).
Blütenstände
Die Blütenstände stehen unterhalb der Blätter (infrafoliar) und einzeln. Sie sind drei- bis vierfach verzweigt. Im Knospenstadium sind sie hornförmig und aufrecht. Sie werden später annähernd waagrecht. Die Blütenstände sind protandrisch. Das Vorblatt ist sehr kurz, röhrig, hinfällig und öffnet sich an der Spitze. Die Blütenstandsachse ist deutlich ausgeprägt und etwas länger als der Blütenstandsstiel. Am Blütenstandsstiel sitzen meist 5 (selten 4 bis 9) hinfällige Hochblätter. Die Seitenzweige erster Ordnung stehen in spiraliger Anordnung, sind abstehend und im unteren Bereich frei von Verzweigungen. Die blütentragenden Achsen (Rachillae) sind schlank, lange und zunächst hängend, später abstehend. Die Tragblätter von Seitenachsen und Rachillae sind zur Blüte nicht mehr vorhanden.
Blüten
Die Blüten sind zur Blüte orange, gelblich oder weiß, und manchmal duftend. Sie stehen in Wickeln aus einer basalen weiblichen und drei bis sieben distalen männlichen Blüten. Tragblätter der Wickel und Einzelblüten sind zur Blütezeit nicht vorhanden.
Die männlichen Blüten sind im Knospenstadium symmetrisch oder leicht asymmetrisch. Die drei Kelchblätter sind frei und imbricat, oder an der Basis verwachsen. Die drei Kronblätter sind valvat und an der Basis verwachsen. Die sechs Staubblätter haben Filamente, die an der Basis miteinander verwachsen sind und auch mit der Krone verbunden sind oder die über die Röhre hinausragen. Distal sind die Filamente frei und aufrecht. Die Antheren sind dorsifix, wobei die Filamente an oder über der Mitte ansetzen. Basal sind die Antheren zur Hälfte oder mehr ihrer Länge zweiteilig (bifid), an der Spitze nur kurz bifid. Die Öffnung erfolgt latrors. Das Stempelrudiment ist konisch-eiförmig und krzer als die Staubblätter. Manchmal ist es auch winzig und dreilappig. Der Pollen ist ellipsoidisch, asymmetrisch, dabei manchmal flach dreieckig. Die Keimöffnung ist ein distaler Sulcus, selten ein Trichotomosulcus. Die längste Achse misst 38 bis 58 Mikrometer.
Die weiblichen Blüten sind symmetrisch und eiförmig. Die drei Kelchblätter sind frei und imbricat, oder basal zu einem Becher verwachsen; die Kelchzipfel sind dann leicht imbricat. Die drei Kronblätter sind valvat oder leicht imbricat, und an der Basis verwachsen. Die Staminodien sind an der Basis verwachsen und bilden einen sechszipfeligen Becher. Manchmal tragen sie kleine, abortive Antheren. Das Gynoeceum ist dreifächrig mit je einer Samenanlage. Es gibt drei zur Anthese zurückgebogene, mit winzigen Papillen versehene Narben. Der Fruchtknoten besitzt septale Nektarien. Die Samenanlagen setzen seitlich an, sind hemianatrop und besitzen bei Hyophorbe verschaffeltii einen Arillus.
Früchte und Samen
Die Früchte sind ellipsoidisch bis kugelig oder birnenförmig. Sie sind orange bis schwarz, rot oder braun und enthalten meist einen Samen. Sie tragen basel Narbenreste, auch das Perianth verbleibt an der Frucht und ist dann verdickt. Das Exokarp ist glatt oder leicht rau oder mit winzigen Warzen besetzt. Das Mesokarp ist dünn, fleischig, mit zahlreichen rötlichen Tannin-hältigen Zellen durchsetzt sowie mit mehreren Lagen von flachen Fasern unterschiedlicher Breite. Das Endokarp ist dünn. Der Samen ist eiförmig bis ellipsoidisch oder kugelig. Das Hilum ist klein, sitzt basal. Die Nervatur besteht aus wenigen einfachen oder wenig verzweigten Strängen, die distal und lateral vom Hilum ausgehen. Das Endosperm ist homogen. Der Embryo sitzt lateral bis apikal.
Verbreitung und Standorte
Hyophorbe ist auf den Maskarenen endemisch. Je eine Art kommt auf Rodrigues und Réunion vor, drei Arten auf Mauritius und Round Island. Die Palmen bedeckten einst die Berge und Täler der Maskarenen. Heute sind alle Arten im Freiland beinahe ausgestorben. Sie waren wahrscheinlich Palmen der Wälder bis 700 m Seehöhe oder vielleicht auch der Küstensavannen (Hyophorbe lagenicaulis). Letztere Art kommt nur noch mit wenigen Individuen auf exponierten Felsen auf Round Island vor. Die anderen Arten wachsen auf vulkanischen Böden oder auf vulkanischen und Kalksteinböden (Hyophorbe verschaffeltii). Von Hyophorbe amaricaulis gibt es nur noch ein Exemplar im Botanischen Garten von Curepipe auf Maritius, von den anderen vier Arten gibt es nur noch relativ wenige Exemplare.
Systematik
Die Gattung Hyophorbe Gaertn. wird innerhalb der Familie Arecaceae in die Unterfamilie Arecoideae, Tribus Chamaedoreeae gestellt. Die Gattung ist monophyletisch. Die Verwandtschaftsbeziehungen von Hyophorbe innerhalb der Tribus sind nicht geklärt.
In der World Checklist of Selected Plant Families der Royal Botanic Gardens, Kew, werden folgende Arten anerkannt:[1]
- Hyophorbe amaricaulis Mart.: Mauritius
- Hyophorbe indica Gaertn.: Réunion
- Flaschenpalme (Hyophorbe lagenicaulis) (L.H.Bailey) H.E.Moore: Mauritius
- Hyophorbe vaughanii L.H.Bailey: Sie kommt auf Mauritius vor.[1]
- Spindelpalme (Hyophorbe verschaffeltii H.Wendl.): Rodrigues[1]
Der Gattungsname leitet sich von den altgriechischen Wörtern für Schwein und Futter ab, ein Hinweis auf eine frühere Verwendung der Früchte als Schweinefutter.
Verwendung
Die Arten werden als Zierpflanzen genutzt und erzielen im Handel oft hohe Preise.
Literatur
- John Dransfield, Natalie W. Uhl, Conny B. Asmussen, William J. Baker, Madeline M. Harley, Carl E. Lewis: Genera Palmarum. The Evolution and Classification of Palms. Zweite Auflage, Royal Botanic Gardens, Kew 2008, ISBN 978-1-84246-182-2, S. 370–372.
Einzelnachweise
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Hyophorbe. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 4. August 2018.