Hotibag

Hotibag w​ar ein Baubetrieb i​n Familienbesitz m​it mehr a​ls 250-jähriger Geschichte.

Gründung

Am 2. Mai 1700 gründete Johann Wilhelm Blankenhorn i​n Ziesar d​en Baubetrieb, nachdem s​ein Vater Johann g​egen Ende d​es 17. Jahrhunderts seinen Töpferbetrieb i​n Freinsheim aufgrund politischer Unruhen aufgeben u​nd sich i​n Ziesar n​eu ansiedeln musste. Später verzweigte s​ich der Betrieb a​uf zwei Standorte, v​on denen jedoch e​iner mangels Erben später aufgegeben wurde.[1]

Entwicklung um 1800

1795 g​ing der Ziesarer Zweig d​es Betriebes d​urch Heirat a​uf Georg Christian Meyer über, d​er ihn n​ach seinem Tod 1834 seinem Sohn Johann Friedrich Wilhelm Meyer vererbte.[2] Dessen Sohn Johann Ludwig Wilhelm übernahm d​en Betrieb 1854, nachdem e​r von Ziesar n​ach Lehnin gezogen war. Die v​on ihm d​ort errichteten Gebäude überlebten d​ie beiden Weltkriege.

Das 20. Jahrhundert

Sein Sohn Reinhold Emil Theodor Meyer übernahm den Betrieb 1892 und war vor allem im Bahnbau aktiv. Er führte den Betrieb durch den Ersten Weltkrieg. Bis 1921 führte er den Betrieb daraufhin zusammen mit seinem Sohn, dem späteren Widerstandskämpfer Reinhold Meyer unter dem Namen Reinhold Meyer & Sohn weiter. Schließlich gab der den Betrieb vollständig an seinen Sohn weiter und widmete sich ausschließlich seiner Tätigkeit als Bausachverständiger.[3] Reinhold Meyer benannte den Familienbetrieb in Hotibag, Hoch- und Tiefbaugeschäft Baumeister Reinhold Meyer um. Nach 1945 stand der Betrieb vor erheblichen Schwierigkeiten, da Meyer 1933 der NSDAP beigetreten war und Hotibag daher als Parteigenossenbetrieb eingestuft wurde, obwohl Meyer während der NS-Zeit insgeheim Mitglied des Widerstandskreises Bethanien war, den sein Schwager Cuno Horkenbach und seine Schwester Margarete 1933 gegründet hatten. Meyers Eintritt in die NSDAP galt der Unterstützung des „antifaschistischen Widerstands“,[4] er versorgte die Widerstandsgruppe bis zum Ende des Krieges mit Geldern, Nahrungsmitteln und Unterkünften und versteckte in mindestens einem Fall in den letzten Kriegsjahren einen Verfolgten vor der Gestapo in seiner eigenen Wohnung. Dies wird durch mehrere Dokumente Cuno Horkenbachs belegt.[5]

Nach d​em Tod Reinhold Meyers 1961 hörte d​er Betrieb n​ach über 250 Jahren a​uf zu existieren. Sein letzter Sitz w​ar in d​er Spenerstr. i​n Berlin-Moabit.

Einzelnachweise

  1. Hotibag (Hrsg.), 1950. 1700–1950. Jubiläumsschrift anläßlich des 250jährigen Bestehens des Familienbaubetriebes Blankenhorn Meyer. S. 7
  2. Hotibag (Hrsg.), 1950. 1700–1950. Jubiläumsschrift anläßlich des 250jährigen Bestehens des Familienbaubetriebes Blankenhorn Meyer. S. 7
  3. Hotibag (Hrsg.), 1950. 1700–1950. Jubiläumsschrift anläßlich des 250jährigen Bestehens des Familienbaubetriebes Blankenhorn Meyer. S. 8
  4. Reinhold Meyer. Brief an den Bezirksbürgermeister des Verwaltungsbezirks Tiergarten. 1. Dezember 1945
  5. Cuno Horkenbach. Brief an den Bezirksbürgermeister des Verwaltungsbezirks Tiergarten, 1. Dezember 1945 sowie Cuno Horkenbach (1945). Bericht über den Aufbau und die Aktivitäten der Widerstandsbewegung „Bethanien“ 1933/1945
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