Hof Kulbrock
Hof Kulbrock war der Name eines 1783 erbauten westfälischen Bauernhauses in Bielefeld-Brackwede, Von-Möller-Str. 23a. Teile des Gebäudes waren in der Liste der Baudenkmäler im Stadtbezirk Bielefeld-Brackwede eingetragen, das Haus wurde dennoch abgebrochen.
Geschichte
Es handelte sich um ein typisch westfälisches, großes Vierständer-Deelenhaus mit mittigem Eingangstor. Die Giebelfassade hatte eine ungewöhnlich große Breite von 22 Gefachen und war sechsfach verriegelt. Die über Knaggen leicht vorkragende Giebelspitze war senkrecht verschalt. Später wurde das Eingangstor bis auf eine Tür und drei Fenster mit Fachwerkmauerwerk geschlossen.
Die letzten Privateigentümer stifteten das Gebäude an die Stadt Bielefeld mit den Auflagen einer sozialen Nutzung des Hauses. Im Juni 2002 verkaufte die Stadt das Grundstück an die überwiegend städtische BGW Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen, ohne die og. Auflagen. Anfang 2017 wurde bekannt, dass die BGW das Gebäude abreißen will, um das Grundstück für sozialen Wohnungsbau zu nutzen. Daraufhin beantragten Anwohner von Kulbrocks Hof das Haus insgesamt als Einzeldenkmal in die Liste der Baudenkmäler einzutragen. Auch Bielefelder Denkmalverein fordert eine Neubewertung des Fachwerkhauses von 1783. Dennoch wurde dem Abbruchantrag wurde stattgegeben mit der Auflage, lediglich die durch Inschriften und Schnitzereien verzierten Torbalken zu erhalten. Die BGW schenkte daraufhin die Balken dem Modeunternehmer Volker Bessmann.
Gegen den Abbruch erhob sich erheblicher Protest aus der Bürgerschaft. Die Interessengemeinschaft Bauernhaus, der Bielefelder Denkmalverein und der Heimatverein Brackwede wandten sich mit einer Petition an den Landtag Nordrhein-Westfalen, um eine Neubewertung hinsichtlich der Denkmalwürdigkeit des Hofes zu erreichen. Dieser lehnte jedoch den Antrag mit der Begründung ab: „Aufgrund der starken Veränderung der Bausubstanz des Hauses und seiner Umgebung erscheint eine Eintragung des Objektes in die Denkmalliste nicht sinnvoll. Das Verhalten und der Meinungsbildungsprozess der unteren Denkmalbehörde sind nicht zu beanstanden.“
2018 ließ Bessmann das Gebäude vollständig zerlegen und auf sein 20 km entferntes Grundstück im Industriegebiet von Marienfeld (Harsewinkel) transportieren und dort zum Teil wieder aufbauen. Auf dem alten Hofgelände ließ die BGW zwei Mehrfamilienhäuser mit 19 Sozialwohnungen errichten.
Literatur
- Susanne Lahr: Anwohner von Kulbrocks Hof stellt Antrag auf Denkmalschutz. Auch Bielefelder Denkmalverein fordert eine Neubewertung des Fachwerkhauses von 1783. Neue Westfälische Bielefeld, 23. Februar 2017, abgerufen am 9. Juli 2021
- Susanne Lahr: Kulbrocks Hof an Modeunternehmer Bessmann verschenkt. Fachwerkhaus wird in Brackwede ab- und in Marienfeld wieder gebaut. In Zukunft wird dort Kleidung verkauft. Neue Westfälische, 18. Mai 2017, abgerufen am 8. März 2021
- Susanne Lahr: Schicksal von Hof Kulbrock sorgt weiter für Emotionen, Brackweder Politik hat einst dem Verkauf an die Wohngenossenschaft BGW zugestimmt. Neue Westfälische, 27. Juni 2017, abgerufen am 3. März 2021
- Peter Bollig: Hof Kulbrock: Petition abgewiesen, Ausschuss des Landtags sieht keine Denkmalwürdigkeit. Westfalenblatt Bielefeld vom 20. Oktober 2017 abgerufen am 7. März 2021
- Susanne Lahr: Brackweder Bauernhaus findet in Marienfeld neue Heimat. Translozierung: Der 235 Jahre alte Kulbrocks Hof wird in Brackwede abgebaut und nach Marienfeld ins Modezentrum Bessmann versetzt. Erste Planskizzen gibt es bereits. Neue Westfälische, 14. Februar 2018, abgerufen am 7. März 2021
- Kerstin Sewöster: Kulbrocks Hof: Deelentor wird in Brackwede abgebaut, Torbogen eingelagert. Westfalenblatt 23. März 2018, abgerufen am 7. März 2021
- Markus Poch: Das aus Brackwede translozierte Fachwerkhaus von 1783 wird nur zu Teilen restauriert. Besuch auf Hof Kulbrock in Marienfeld. Westfalenblatt, 2. März 2019 abgerufen am 8. März 2021