Hermann Reuter (Bibliothekar)
Hermann Reuter (* 20. Juni 1880 in Siegen; † 11. Januar 1970 in Düsseldorf) war ein deutscher Bibliothekar und Mundartforscher. Von 1928 bis 1950 war er Leiter der Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf.
Familie
Hermann Reuter wurde als Sohn des Siegener Konditors Jakob Reuter (1838–1909) und seiner Frau Wilhelmine geb. Melsbach (1843–1918) geboren. Er hatte vier Geschwister: Berta (* 1872), Hanna (* 1874), Elise (* 1876), Ernst (* 1882) und war nicht verheiratet.
Werdegang
Nach seiner Reifeprüfung in Siegen studierte Reuter ab 1899 Germanistik, Anglistik und Romanistik in Bonn und später in Freiburg. Dort promovierte er 1903 bei dem Germanisten Friedrich Kluge über das Thema Beiträge zur Lautlehre der Siegerländer Mundart zum Dr. phil. Während seines Studiums wurde er 1899 Mitglied der Burschenschaft Alemannia Bonn.[1] Die Staatsprüfung für das höhere Lehramt – in den Hauptfächern Deutsch, Englisch und Französisch – absolvierte er 1905 in Karlsruhe. Im Mai 1904 wurde Reuter für zwei Jahre Volontär an der Universitätsbibliothek Freiburg und übernahm ab 1. April 1906 eine Hilfsarbeiterstelle an der Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf. Bereits nach einem Jahr wurde er zum Bibliothekar ernannt und war fortan im wissenschaftlichen Dienst tätig. Mit dem Ausscheiden von Constantin Nörrenberg übernahm Hermann Reuter 1928 die Leitung der Bibliothek, die er bis 1950 innehatte.
Daneben widmete er sich sprachwissenschaftlichen Forschungen, insbesondere zur Mundart seiner siegerländischen Heimat. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Siegener Realgymnasiallehrer Jacob Heinzerling verfasste er zwischen 1932 und 1938 das Siegerländer Wörterbuch. Durch einen persönlichen Kontakt zu Fürst August zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein veranlasste Reuter im Herbst 1943 die Auslagerung der Heine-Sammlung von der durch Kriegseinwirkung bedrohten Düsseldorfer Landes- und Stadtbibliothek in die Kapelle von Schloss Wittgenstein. Dort wurde sie im Februar 1947 auf Weisung der englischen Militärregierung, Abt. Schöne Künste wieder abgeholt und nach Düsseldorf zurückgebracht.[2]
Unter anderem für die Rettung des Heinrich-Heine-Archivs im Dritten Reich wurde Hermann Reuter am 5. April 1957 mit dem Bundesverdienstkreuz (I. Klasse) ausgezeichnet. Sein Nachlass befindet sich in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
Literatur
- Jakob Heinzerling und Hermann Reuter: Siegerländer Wörterbuch. 2. Auflage, neu bearbeitet von Hermann Reuter, Herausgegeben von der Stadt Siegen, Forschungsstelle Siegerland, Verlag Vorländer Siegen, 1968.
Weblinks
Referenzen
- Nachlass Hermann Reuter, Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
- Die Rettung der Heine-Sammlung. Rheinische Post, Nr. 99, 13. Dezember 1947
- Verdienstkreuz für Hermann Reuter. Düsseldorfer Nachrichten, 11. Juni 1957
- Bücher trotzen den Stürmen der Zeit. Der Hüter der Stadt- und Landesbibliothek, Dr. Reuter, 80 Jahre. Düsseldorfer Nachrichten, 8. Juni 1960
- Hermann Reuter (1880–1970), Erinnerungen an unseren lieben Ohm Hermann. Ingrid u. Rainer Rüsch, Baden-Baden 1996 (vervielfältigte Maschinenschrift; Ex. u. a. in der Univ.- und Landesbibliothek Düsseldorf).
Einzelnachweise
- Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 393.
- Hermann Reuter: Die Rettung der Heine-Sammlung. Nachdruck der Veröffentlichung aus Rheinische Post, Nr. 99, 13. Dezember 1947 In: Wittgenstein. Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins,Jg. 87, September 1999, Bd. 63, H. 3, S. 101–103.