Hermann Reckendorf (Verleger)

Hermann Reckendorf (* 4. März 1880 i​n Mannheim; † 23. Dezember 1936 i​n Berlin) w​ar ein deutscher Buchdrucker, Gebrauchsgraphiker u​nd Verlagsbuchhändler u​nd Gründer d​es Verlags Hermann Reckendorf.

Leben

Reckendorf war mit Charlotte Auen verheiratet. Er war jahrelang Reklamechef bei Ullstein, der National-Zeitung, dem Franckh-Konzern und anderen Verlagen und war ordentliches Mitglied im Verband „Die Brücke“, einem Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Künstlern. 1916 wurde Reckendorf zur Leitung der Kriegspropaganda berufen, die er erfolgreich durchführen konnte. Später leitete er die Propaganda für das Frauenwahlrecht. Er war an der Gründung der Reichszentrale für den Heimatdienst beteiligt und organisierte die Grenzspende und Kriegsgefangenenfürsorge. An der Deutschen Gewerbeschau im Jahre 1922 in München und an der Leipziger Messe in den Jahren von 1920 bis 1922 hatte er maßgeblichen Anteil. Die Technische Hochschule Stuttgart ernannte Hermann Reckendorf auf Grund seiner Pionierleistungen auf dem Gebiet der Rundfunktechnik in den 1920er Jahren zum Ehrendoktor.

Hermann Reckendorf w​urde schon 1933 v​on den Nazis enteignet, s​ein Verlag „arisiert“. Das Haus w​urde ab 1934 Sitz d​er nationalsozialistischen Deutschen Arbeitsfront (DAF).

Sein Name erscheint n​och bis 1937 i​m Berliner Adressbuch u​nter der folgenden Adresse auf: Reckendorf, Hermann, Dr.-Ing., Verlagsbuchhdl., Steglitz, Wuthenowerstr. 8 a. Unter d​er gleichen Adresse firmierte b​is 1937 d​ie Reckendorf & Co. Verlagsbuchhandlung. Von 1938 b​is 1940 i​st Reckendorfs Ehefrau Charlotte, geb. Auen w​ie folgt i​m Berliner Adressbuch verzeichnet: Reckendorf, Charlotte, Wtw., Wilmersdorf, Schlangenbader Str. 80 T.

Es existieren unterschiedliche Versionen über Hermann Reckendorfs weiteren Lebensverlauf: einerseits w​urde behauptet, Hermann Reckendorf s​ei mit seiner Familie i​ns Exil n​ach Italien gegangen, i​n anderer Quelle w​urde sein Freitod i​m Jahr 1933 kolportiert; w​ie Roland Jaeger (siehe Quellen) ermittelte, w​ar er jedoch weiterhin i​n Berlin-Steglitz wohnhaft, w​o er – möglicherweise d​urch Suizid – e​rst 56-jährig a​m 23. Dezember 1936 starb.

Werke (Auswahl)

  • Der internationale Inseratendienst als Hilfsmittel und Selbstzweck. Im Auftrag des „Vereins für das Deutschtum im Ausland“ vor geladenen Gästen am 7. Oktober 1915 im Hause des Abgeordneten, Berlin, vertraulich vorgetragen; Ein zeitgemässer Vortrag. München, Heller, 1915
  • Bericht über die am 7. Oktober 1915, vormittags 10 1/2 Uhr im Haus der Abgeordneten zu Berlin abgehaltene vertrauliche Besprechung betr.: Der internationale Inseratendienst als Hilfsmittel und Selbstzweck. München, Heller, 1915

Quellen

  • Robert Volz: Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Band 2: L–Z. Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1931, DNB 453960294.
  • Joan Champbell: Der Deutsche Werkbund. 1907–1934, Seite 266, 299, 303; DTV/Klett-Cotta, 1989
  • Berliner Adressbuch, Ausgaben 1933 bis 1940
  • Das Reckendorfbuch; Beiträge z. 50. Geburtstag v. Hermann Reckendorf. 4. März 1930. Berlin: Werbedienst, 1930

Literatur

  • Roland Jaeger: Werbedienst für den Deutschen Werkbund: Der Verlag Hermann Reckendorf, Berlin; in: Aus dem Antiquariat NF 5 (2007), Nr. 1, S. 3–22
  • Roland Jaeger: Bleibende Dokumente des Neuen Sehens. Der Verlag Hermann Reckendorf, Berlin. In: Manfred Heiting, Roland Jaeger (Hrsg.): Autopsie. Deutschsprachige Fotobücher 1918 bis 1945. Band 1. Steidl Verlag, Göttingen, 2012, S. 248–267. ISBN 978-3-86930-412-0
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