Herbst-Löwenzahn
Der Herbst-Löwenzahn (Scorzoneroides autumnalis (L.) Moench, Syn.: Leontodon autumnalis L.), auch Herbst-Schuppenlöwenzahn[1] oder in Österreich auch Herbst-Leuenzahn genannt, ist eine Pflanzenart aus der Unterfamilie der Cichorioideae innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie ist in Europa und Asien verbreitet.
Herbst-Löwenzahn | ||||||||||||
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Herbst-Löwenzahn (Scorzoneroides autumnalis), Habitus | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Scorzoneroides autumnalis | ||||||||||||
(L.) Moench |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Der Herbst-Löwenzahn wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 5 bis 60 Zentimetern. Der einzelne oder die zahlreichen Stängel sind verzweigt. Die meist kahlen Laubblätter sind im Umriss lanzettlich mit einer Länge von 2 bis 30 Zentimetern sowie einer Breite von 3 bis 30 Millimetern. Sie sind buchtig gezähnt bis tief fiederschnittig; ihre Abschnitte sind schmal lanzettlich oder linealisch; sie sind abstehend oder zurückgebogen.
Generative Merkmale
Die oben allmählich verdickten und oberwärts schuppigen Blütenstandsschäfte tragen ein bis sieben Blütenkörbe. Die körbchenförmigen Blütenstände stehen vor dem Aufblühen aufrecht. Im Gegensatz zum Gewöhnlichen Löwenzahn ist der Blütenstandsschaft des Herbstlöwenzahnes nicht hohl. Die Hülle (Involucrum) des Blütenkörbes ist 7 bis 12 Millimeter lang und 7 bis 11 Millimeter breit. Die Blütenkörbe enthalten nur Zungenblüten. Die äußeren Zungenblüten besitzen auf der Außenseite einen rötlichen Streifen.
Die Achänen sind rotbraun, zylindrisch, etwas nach oben verschmälert und 3,5 bis 7 Millimeter lang.
Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Fruchtreife ist von August bis November.[2]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12 oder 24.[3]
Lebensraum
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Herbst-Löwenzahns umfasst Europa und Sibirien.[4] In Nordamerika, Argentinien, Chile, Neuseeland, Island und im fernöstlichen asiatischen Russland ist er ein Neophyt.[4] Der Herbst-Löwenzahn wächst vorzugsweise auf nährstoffreichen, meist kalkarmen Wiesen und Weiden, Parkrasen, trockenen Salzwiesen und an Wegrändern. Er ist in Mitteleuropa eine schwache Cynosurion-Verbandscharakterart, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Agropyro-Rumicion oder Polygonion avicularis vor. Die Unterart Scorzoneroides autumnalis subsp. borealis gedeiht besonders in Gesellschaften des Verbands Poion alpinae.[3]
In den Allgäuer Alpen steigt der Herbst-Löwenzahn im Kleinwalsertal auf der Oberen Zwerenalpe an der Kanzelwand bis in eine Höhenlage von 1850 Meter auf.[5]
Ökologie
Der Herbst-Löwenzahn ist ein Hemikryptophyt und eine Halbrosettenpflanze.[2]
Die Randblüten haben nur im oberen Teil eine UV-Reflexion, die Körbchen sind daher für die Bestäuberinsekten innen dunkel und erscheinen am Rand hell. Die Kronröhre ist kurz, so dass verschiedene Insekten als Bestäuber in Frage kommen.[2]
Die Früchte sind Achänen, deren Pappusstrahlen sich bei Nässe hygrochas spreizen. Sie breiten sich als Schirmchenflieger und Wasserhafter aus. Pro Blütenkörbchen entstehen zwischen 165 und 233 Früchte.[2]
Systematik
Die Erstveröffentlichung erfolgte unter dem lange Zeit gewohnten Namen (Basionym) Leontodon autumnalis durch Carl von Linné.[6] Die Kombination Scorzoneroides autumnalis (L.) Moench wurde 1794 durch Conrad Moench veröffentlicht.[7][8]
Schon innerhalb der Gattung Leontodon wurde der Herbst-Löwenzahm in die auf morphologischer Basis als eigenständig erkannte Untergattung Leontodon subg. Oporinia (D. Don) Claph. gestellt. Ergebnisse molekularphylogenetischer Studien[9] haben gezeigt, dass diese Untergattung keine mit dem Rest der Gattung Leontodon gemeinsame Abstammungslinie bildet und deshalb als eigene Gattung Scorzoneroides Vaill. zu behandeln ist. Der Herbst-Löwenzahn ist Typusart der Gattung Scorzoneroides.[10]
Der Herbst-Löwenzahn ist eine formenreiche Art, die in mehrere Unterarten untergliedert wird:[8]
- Scorzoneroides autumnalis (L.) Moench subsp. autumnalis
- Scorzoneroides autumnalis subsp. borealis (Ball) Greuter (Syn.: Leontodon autumnalis subsp. borealis Ball, Scorzoneroides autumnalis subsp. pratensis (Hornem.) Elven): Sie kommt in Spanien, Andorra, Frankreich, in der Schweiz, in Deutschland, Italien, Liechtenstein, Tschechien, Finnland, Polen, der Slowakei, Lettland, Estland, in der Ukraine und in Rumänien vor.[8]
Quellen
Literatur
- Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. Band 2: Gefäßpflanzen. 10. Auflage. Volk und Wissen, Berlin 1981, DNB 810881918.
- R. A. Finch, P. D. Sell: Leontodon L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 4: Plantaginaceae to Compositae (and Rubiaceae). Cambridge University Press, Cambridge 1976, ISBN 0-521-08717-1, S. 310–315 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). (Beschreibung)
Einzelnachweise
- Herbst-Löwenzahn. FloraWeb.de
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
- Scorzoneroides im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 12. April 2018.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 659.
- Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 798 (online).
- Conrad Moench: Methodus plantas horti botanici et agri Marburgensis. A staminum situ describendi. Band 2, Libraria Academiae, Marburg 1794, S. 549 (Digitalisat ).
- Werner Greuter: Compositae (pro parte majore). Scorzoneroides autumnalis In: Werner Greuter & Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. bei Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- Rosabelle Samuel, Walter Gutermann, Tod F. Stuessy, Claudete F. Ruas, Hans-Walter Lack, Karin Tremetsberger, Salvador Talavera, Barbara Hermanowski, Friedrich Ehrendorfer: Molecular phylogenetics reveals Leontodon (Asteraceae, Cichorieae) to be diphyletic. In: American Journal of Botany. Band 93, Nr. 8, 2006, S. 1193–1205, DOI:10.3732/ajb.93.8.1193.
- Werner Greuter, Walter Gutermann, Salvador Talavera: A preliminary conspectus of Scorzoneroides (Compositae, Cichorieae) with validation of the required new names (= Notulae ad floram euro-mediterraneam pertinentes. No. 20). In: Willdenowia. Band 36, Nr. 2, 2006, S. 689–692, DOI:10.3372/wi.36.36204.
Weblinks
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Leontodon autumnalis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwedisch).
- Thomas Meyer: Löwenzahn Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)