Herbert Nelson
Herbert Nelson, eigentlich Lewysohn, (geboren 31. Oktober 1910 in Berlin; gestorben 18. Mai 1988 in Riverdale, New York[1]) war ein deutsch-US-amerikanischer Kabarettist.
Leben
Herbert Lewysohn war der Sohn des Kabarettisten Rudolf Nelson, der diesen Künstlernamen angenommen hatte, und der Schauspielerin Käthe Erlholz (bürgerlicher Name: Katharina Reinholz). Sein Halbbruder, den seine Mutter mit in die Ehe brachte, war der Journalist Hanns Reinholz. Herbert Nelson heiratete 1945 die Schauspielerin und Holocaustüberlebende Silvia Grohs und nach der Scheidung 1949 Eva Fenchel; sie haben den 1952 geborenen Sohn Peter David Nelson.
Herbert Nelson besuchte bis 1926 das Realgymnasium in Berlin, Er machte eine Zeitungslehre im Ullstein-Verlag und arbeitete in der Redaktionen der Vossischen Zeitung und der B.Z. am Mittag. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde er im September 1933 entlassen. Er flüchtete nach Marienbad in die Tschechoslowakei und schlug sich zusammen mit Emmerich Bernauer mit Arbeiten für Theaterproduktionen von Rudolf Bernauer durch. Ab 1935 waren beide in den Niederlanden tätig. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande 1940 arbeitete er in einem Theater, das Heintje Davids, Werner Levie und sein Vater noch eine Zeitlang in der Hollandsche Schouwburg ausschließlich vor jüdischem Publikum in Amsterdam betreiben durften. 1943 wurde er als „Halbjude“ klassifiziert und entging dadurch der unmittelbaren Verfolgung. Herbert Nelson machte noch Untergrundkabarett in seiner Wohnung und beteiligte sich an Passfälschungsarbeiten des niederländischen Widerstands.
Bei Kriegsende betrieb er noch kurze Zeit ein Kabarett für die britische und die US-amerikanische Truppenbetreuung in den Niederlanden. Er emigrierte 1946 in die Schweiz und 1947 mit seiner ersten Frau in die USA, wo er 1950 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt.
Er trat zunächst noch in deutscher Sprache in Kulturveranstaltungen der Einwanderer und Flüchtlinge auf, ab 1949 mit seiner zweiten Frau dann auch in englischer Sprache. Nelson entwickelte sich zum Vertreter des englischsprachigen Kabaretts in der Tradition des europäischen literarischen Kabaretts. Von 1952 bis 1976 war er außerdem Rundfunkredakteur bei Voice of America. Ab 1972 waren er und seine Frau an der Sommerschule des Middlebury College engagiert, um dort Kabarett zu lehren. In den 1980er Jahren kam das Nelson-Duo für eine Tournee in die Niederlande und in die Bundesrepublik.
Kabarett (Auswahl)
- mit Emmerich Bernauer: Abgelaufen! und Ich habe so das Gefühl.... Vorgetragen Mitte der 1930er Jahre bei Rudolf Nelson im Cabarett Gaité in Amsterdam. In: Volker Kühn, Deutschlands Erwachen, 1989, S. 187–189.
- Das Leben geht weiter und Die große Straße. 1940, 1941 in der Joodschen Schouwburg und Ein neues Kinderlied. 1943 im Untergrund. In: Volker Kühn, Deutschlands Erwachen, 1989, S. 204–207.
- Cabaret with Eva Nelson. Schallplatte. Eva Nelson; Herbert Nelson; Gene Allen; Gloria Shayne; Noel Paris. New York, N.Y. : Panorama, 1975?.
Literatur
- Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band II, 2. München : Saur, 1983 ISBN 3-598-10089-2, S. 850.
- Volker Kühn (Hrsg.): Deutschlands Erwachen : Kabarett unterm Hakenkreuz ; 1933 – 1945. Band 3. Weinheim : Quadriga, 1989 ISBN 3-88679-163-7, S. 382 (Kurzbiografie)
- Nelson, Herbert, in: Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß: Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 - 1945. Band 2. Biographisches Lexikon der Theaterkünstler. München : Saur, 1999, ISBN 3-598-11375-7, S. 696
Weblinks
- Literatur von und über Herbert Nelson im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Herbert Nelson in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Karin Ploog: Als die Noten laufen lernten. Norderstedt : Books on Demand, S. 592.