Henry Seely White
Henry Seely White (* 20. Mai 1861 in Cazenovia, New York; † 20. Mai 1943 in Poughkeepsie) war ein US-amerikanischer Mathematiker.
Leben und Wirken
White studierte Mathematik und Astronomie bei John Monroe Van Vleck (dem Vater des Nobelpreisträgers John H. van Vleck) an der Wesleyan University in Middletown (Connecticut). Nach dem Bachelor-Abschluss 1882 wurde er Van Vlecks Assistent am Observatorium der Universität. Er lehrte am Centenary Collegiate Institute in Hackettstown in New Jersey Mathematik und Chemie und war Tutor an der Wesleyan University, bevor er 1887 an die Universität Leipzig ging, wo er bei Sophus Lie und Eduard Study studierte. Nach einem Semester wechselte er an die Universität Göttingen, wo er 1891 bei Felix Klein promovierte (Abelsche Integrale auf singularitätenfreien, einfach überdeckten, vollständigen Schnittkurven eines beliebig ausgedehnten Raumes). Klein band ihn auch gleich in die Niederschrift seiner Vorlesungen ein, aber schon 1890 kehrte er in die USA zurück. Dort wurde er Lehrer an der Northwestern University in Evanston, war 1890 kurz an der Clark University (wo es aber kurz darauf zu Konflikten in der Führung kam, die die Entlassung vieler Professoren zur Folge hatte) und ab 1892 Assistenzprofessor an der Northwestern University. 1894 erhielt er dort eine volle Professur. Mit den Chicagoer Mathematikern Eliakim Hastings Moore, Oskar Bolza und Heinrich Maschke organisierte er 1893 den Mathematikerkongress auf der Weltausstellung in Chicago, dem ersten größeren Mathematikerkongress in den USA. In diesem Zusammenhang hielt auch Felix Klein später (1894) publizierte Vorlesungen in Evanston. Auf einen Vorschlag von White wurden diese zum Vorbild der Colloquium Lectures der American Mathematical Society. 1903 hielt er selbst die Colloquium Lectures (Linear Systems of curves on algebraic surfaces). 1905 wurde er Professor am Vassar College in Poughkeepsie, einem später berühmten College für Frauen. 1936 ging er in den Ruhestand.
White befasste sich mit algebraischer Geometrie von algebraischen Kurven und Flächen und mit Invariantentheorie. 1901 war er Vizepräsident und 1907 bis 1908 Präsident der American Mathematical Society. 1899 bis 1905 war er Herausgeber der Annals of Mathematics und 1907 bis 1914 der Transactions of the American Mathematical Society. 1915 wurde er Mitglied der National Academy of Sciences. 1912 hielt er einen Plenarvortrag auf dem ICM im englischen Cambridge (The Place of Mathematics in Engineering Practice).
Er war seit 1890 verheiratet und hatte drei Kinder.
Weblinks
- John J. O’Connor, Edmund F. Robertson: Henry Seely White. In: MacTutor History of Mathematics archive.