Helicopsis
Die Gattung Helicopsis, auch Heideschnecken genannt[Anmerkung 1], gehört zur Familie der Geomitridae in der Ordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora). Die Arten der Gattung Helicopsis sind kleine Landschnecken, die sich – soweit bekannt – vorwiegend von abgestorbenen Pflanzen, Flechten und ähnlichem ernähren.
Helicopsis | ||||||||||||
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Helicopsis striata aus Niederösterreich | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Helicopsis | ||||||||||||
Fitzinger, 1833[1] |
Merkmale
Die rechtsgewundenen Gehäuse sind 4,5 bis 11 mm hoch und 7 bis 18 mm breit (= Durchmesser). Sie sind gedrückt-rundlich, kegelförmig-rundlich bis fast flach und weisen 4,5 bis 6 konvex gewölbten Windungen auf. Die letzte Windung kann in der Form gegenüber den vorigen Windungen abweichen. Sie sind überwiegend weißlich oder mit einigen, unterschiedlich ausgebildeten, dunklen Bändern. Das Embryonalgehäuse ist dagegen schwarz oder dunkelbraun und glatt. Die postembryonalen Windungen sind fast glatt, leicht gestreift oder leicht gerippt. Die Mündung ist annähernd rund und steht nur leicht schief zur Windungsachse. Der Nabel kann eng bis breit sein.
Im Geschlechtsapparat ist der Zwittergang von der Geschlechtsdrüse einfach. Der Penis ist dick mit einem Epiphallus und einem Flagellum. Der Übergang von Epiphallus und Flagellum ist durch den Eintritt des Samenleiters markiert. Der Samenleiter ist mit dem Penis und Epiphallus durch ein Häutchen verbunden. Das Flagellum ist ungefähr 2- bis 4-mal kürzer als der Epiphallus. Der (eingestülpte) Penis hat im Inneren eine stabförmige, konisch zulaufende Struktur ("Verge"). Der freie Eileiter ist 2- bis 3-mal kürzer als die Vagina. Die Vagina besitzt innen deutliche, längliche Falten. Die an der Vagina ansetzenden 2 bis 4 Schleimdrüsen besteht jeweils aus 1 bis 4 Armen. Der Stiel der Samenblase ist zylindrisch, die vergleichsweise große Samenblase liegt dem Eisamenleiter auf. Es sind vier jeweils paarig angeordnete Pfeilsäcke vorhanden, von denen aber zwei, die beiden äußeren, meist deutlich größeren Pfeilsäcke Liebespfeile enthalten.
Geographische Verbreitung
Die Arten der Gattung Helicopsis kommen von Nordeuropa, Mitteleuropa, Südeuropa über den Balkan bis Kleinasien und dem Nahen Osten bis in den Iran vor.[2]
Lebensräume und Biologie
Der deutsche Name Heideschnecke deutet bereits auf das Vorkommen in meist trockenen Lebensräumen wie Steppen oder Trockenrasen hin. In Mittel- und Nordeuropa sind viele der Vorkommen Relikte aus der letzten Eiszeit, als hier großflächig Steppenvegetation vorherrschte.
Taxonomie
Viele der Arten sind sich äußerlich sehr ähnlich und anhand der Gehäuse oft nicht sicher voneinander (oder sogar von Arten aus anderen Gattungen wie z. B. Trochoidea) zu unterscheiden. Eine sichere Unterscheidung kann nur anhand anatomischer Merkmale oder Sequenzierung der DNA erfolgen. Eine umfassende, aktuelle Bearbeitung der Gattung unter Einbeziehung anatomischer Merkmale, DNA-Sequenzierung oder mtRNA-Untersuchungen liegt derzeit aber noch nicht vor.
Derzeit umfasst die Gattung Helicopsis folgende Arten:
- Helicopsis aelleni (Hausdorf, 1996)[3]
- Helicopsis arenosa (Krynicki, 1836)[4]
- Helicopsis cereoflava (Bielz, 1851)[5]
- Helicopsis conopsis (Morelet, 1876)[6]
- Helicopsis cypriola (Westerlund, 1889)[7]
- Helicopsis depulsa (Pintér, 1969)[8]
- Helicopsis filimargo (Krynicki, 1833)[9]
- Helicopsis gittenbergeri (Hausdorf, 1990)[10]
- Helicopsis instabilis (Rossmässler, 1838)[11]
- Helicopsis instabilis (Rossmässler, 1838)
- Helicopsis instabilis jachnoi Clessin, 1887
- Helicopsis luganica Gural-Sverlova, 2010
- Helicopsis martynovi Gural-Sverlova, 2010
- Helicopsis paulhessei (Lindholm, 1936)[12]
- Helicopsis retowskii (Clessin, 1883)[13]
- Helicopsis striata (O. F. Müller, 1774) – die Typus-Art[14]
- Helicopsis striata striata (O. F. Müller, 1774)
- Helicopsis striata austriaca Gittenberger, 1969
- Helicopsis striata hungarica (Soos & H. Wagner, 1935)
- Helicopsis subcalcarata (Naegele, 1903)[15]
- Helicopsis subcalcarata (Naegele, 1903)
- Helicopsis subcalcarata neuberti Hausdorf, 1990
- Helicopsis subfilimargo Gural-Sverlova, 2010
- Helicopsis turcica (Holten, 1802)[16]
Die Stellung der Gattung ist bzw. war umstritten. Alfred Zilch stellte sie in die Unterfamilie Helicellinae innerhalb der Familie Hygromiidae, dann wurde sie in die Unterfamilie Hygromiinae transferiert. Schileyko stufte die Helicellinae auf den Rang einer Tribus herab und stellt die Tribus Helicellini in die Unterfamilie Trochulinae innerhalb der Familie Hygromiidae. Bouchet & Rocroi stellen die Tribus Helicellini in der Unterfamilie Hygromiinae, Familie Hygromiidae. Sie geben keine Gattungen an. CLECOM stellt die Gattung Helicopsis in die Tribus Trochulini (Unterfamilie Hygromiinae)[17]. Die Fauna Europaea benutzt statt des Namens Trochulini den Tribusnamen Trichiini[18]. Der Name Trichiini ist ungültig, da die Typusgattung ein jüngeres Homonym ist. Ein Antrag auf Konservierung des Namens bei gleichzeitiger Emendation zu Trichianae wurde von der Internationalen Kommission für Zoologische Nomenklatur abgelehnt.[19] Aktuell wird die Gattung Helicopsis wieder in das zur Unterfamilie hochgestufte Taxon Helicellinae gestellt, hier Tribus Helicopsini; die Unterfamilie Helicellinae wird nun aber in die Familie Geomitridae gestellt.[20]
Belege
Literatur
- Anatolij A. Schileyko: Treatise on Recent terrestrial pulmonate molluscs, Part 14 Helicodontidae, Ciliellidae, Hygromiidae. Ruthenica, Supplement 2(14): 1907–2047, Moskau 2006 ISSN 0136-0027 (Publikationsdatum korr. in Bd. 15, S. 2115)
- Adolf Zilch: Gastropoda. Teil 2: Euthyneura. In: Handbuch der Paläozoologie, Band 6, 1960, S. 1–834, Berlin, Verlag von Gebrüder Borntraeger (S. 671)
Einzelnachweise
- Fitzinger L. I. (1833). "Systematisches Verzeichniß der im Erzherzogthume Oesterreich vorkommenden Weichthiere, als Prodrom einer Fauna derselben". Beiträge zur Landeskunde Oesterreich's unter der Enns 3: 88–122. Wien. page 101.
- "Genus summary for Helicopsis". AnimalBase, letztes Update 7. April 2008, Stand 12. April 2013.
- Hausdorf, B. 1996. Helicopsis aelleni n. sp. from northern Iran, with remarks on Helicopsis Fitzinger 1833 (Gastropoda: Pulmonata: Hygromiidae). - Archiv für Molluskenkunde 126 (1/2): 65-71.
- Hausdorf, B. Correcting the nomenclature of two Helix dejecta: Helicopsis arenosa (Krynicki, 1836) (Gastropoda: Hygromiidae) from Eastern Europe and Streptartemon dejectus (Moricand, 1836) (Gastropoda: Streptaxidae) from Brazil. Zootaxa, 3637: 498-500 PDF
- Bielz, M. 1851. Verzeichniss der Land- und Süsswasser-Mollusken Siebenbürgens. - Verhandlungen und Mittheilungen des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften in Hermannstadt 2: 14-16, 55-59, 62-65.
- Helicopsis conopsis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2012.2. Eingestellt von: Seddon, M.B., 1996. Abgerufen am 21. April 2013.
- Westerlund, C. A. 1889. Fauna der in der paläarctischen Region (Europa, Kaukasien, Sibirien, Turan, Persien, Kurdistan, Armenien, Mesopotamien, Kleinasien, Syrien, Arabien, Egypten, Tripolis, Tunesien, Algerien und Marocco) lebenden Binnenconchylien. II. Gen. Helix. - pp. 1-473, 1-31, 1-8. Berlin. (Friedländer).
- Pintér, L. 1969. Neue Mollusken aus Bulgarien (Gastropoda: Helicidae). - Acta Zoologica Academiae Scientiarum Hungaricae 15 (1/2): 91-96. Budapest.
- Krynicki, J. 1833. Novæ species aut minus cognitæ e chondri, bulimi, peristomæ helicisque generibus præcipue Rossiæ meridionalis. - Bulletin de la Société Impériale des Naturalistes de Moscou 6: 391-436. Moscou [Moskva].
- Hausdorf, B. 1990. Die Xeromunda-Arten des griechischen Festlandes (Gastropoda: Hygromiidae). - Archiv für Molluskenkunde 119 (4/6): 107-131, Taf. 1–2.
- Rossmässler, E. A. 1838-1844. Iconographie der Land- und Süßwassermollusken, mit vorzüglicher Berücksichtigung der europäischen noch nicht abgebildeten Arten. (1) 2. - pp. Heft 7/8: [1-4], 1-44, Heft 9/10: [1-4], 1-66, Heft 11: [1-4], 1-15, Heft 12: [1-4], 1-37, Taf. 31–60. Dresden, Leipzig. (Arnold).
- Lindholm, W. A. 1936. Eine neue Helicella (Helicidae, Gastropoda) aus der Krim, nebst Notizen zur Oekologie einiger Landschnecken. - Trudy Zoologicheskogo Instituta Akademii Nauk SSSR 3: 439-442. Leningrad.
- Clessin, S. 1883. Anhang zur Molluskenfauna der Krim. - Malakozoologische Blätter (Neue Folge) 6: 37-52, Taf. II-III [= 2-3].
- "Species in genus Helicopsis" (n=13). AnimalBase, Stand 12. April 2013.
- Naegele, G. 1903. Einiges aus Vorderasien. - Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 35 (11/12): 168-177. Frankfurt am Main.
- Holten, H. S. 1802. Enumeratio systematica conchyliorum J. H. Chemnitzii. - pp. I-VI [= 1-6], 1-88. Havniæ.
- Checklist of European Continental Mollusca (CLECOM) Gesamtliste
- Fauna Europaea: Helicopsis Fitzinger 1833
- (Case 2926). Trichia Hartmann, 1840 (Mollusca, Gastropoda): Proposed Conservation; And Trichiinae Lozek, 1956 (Gastropoda): Proposed Emendation Of Spelling To Trichiainae, So Removing The Homonymy With Trichiidae Fleming, 1821 (Insecta, Coleoptera) Not Approved. Bulletin of Zoological Nomenclature, 61: 177-181, 2004 Online bei www.biodiversitylibrary.org
- MolluscaBase: Helicopsis Fitzinger, 1833
Anmerkung
- Der deutsche Trivialname ist mehrdeutig, da früher auch die Unterfamilie/Tribus Helicellinae/Helicellini als Heideschnecken bezeichnet wurde. Auch die Arten der Gattungen Helicella und Xerocrassa werden als Heideschnecken bezeichnet.