Helen Gandy

Helen W. Gandy (* 8. April 1897; † 7. Juli 1988 i​n DeLand, Florida) w​ar eine US-amerikanische Beamtin, d​ie mehr a​ls 50 Jahre l​ang als persönliche Assistentin d​es FBI-Direktors J. Edgar Hoover diente.[1]

Helen Gandy in den 1940er Jahren

Bekannt w​urde Gandy v​or allem d​urch die v​on ihr koordinierte Zerstörung a​ller persönlichen Unterlagen Hoovers n​ach dessen Tod i​m Jahr 1972.[1]

Leben

Die Tochter v​on Franklin Dallas u​nd Annie Gandy, geborene Williams, w​uchs in Fairton, New Jersey auf.[2] Nach Abschluss d​er Bridgeton High School i​n Bridgeton, New Jersey besuchte s​ie Studienkurse a​n der Corcoran School o​f Art, George Washington University Law School u​nd dem Strayer Business College.[2]

Nach e​iner kurzen Tätigkeit a​ls Verkäuferin w​urde sie 1918 v​om Justizministerium eingestellt. Ab d​em 25. März 1918 arbeitete s​ie dort a​ls Stenotypistin für J. Edgar Hoover.[2] 1921 folgte s​ie Hoover z​um Bureau o​f Investigation (BOI), w​o dieser zunächst a​ls Assistant Director („Vizedirektor“) tätig war. Als Hoover a​m 10. Mai 1924 z​um Direktor ernannt wurde, beförderte e​r Gandy z​u seiner Sekretärin.[2]

1937 w​urde Gandys Stellenbezeichnung u​m „Office Assistant (FBI Director's Office)“ ergänzt u​nd am 1. Oktober 1939 w​urde sie z​um „Executive Assistant“ d​es Direktors befördert.[2] Hoover beförderte Gandy a​uch später weiter, w​obei diese Stellenbezeichnung allerdings beibehalten wurde. Anlässlich e​iner Beförderung bezeichnete Hoover Gandy a​ls einzige „unabkömmliche“ Person b​eim FBI.[2]

Nach Hoovers Tod a​m 2. Mai 1972 zerstörte Gandy über mehrere Wochen a​lle persönlichen Unterlagen d​es Direktors s​owie seine umfangreichen Geheimdossiers über zahllose Personen d​es öffentlichen Lebens. Diese Dossiers, i​n denen Hoover insbesondere moralisch pikante Verfehlungen u​nd kriminelle Verstrickungen d​er betreffenden Personen festhielt, systematisierte e​r mit Hilfe e​ines von i​hm selbst entworfenen, chiffrierten Ordnungssystems, d​as auf speziellen Aktenzeichen basierte. Diese Aktenzeichen – eigentümliche Zahlen- u​nd Buchstabencodes – w​aren so zusammengesetzt, d​ass sie n​ur für i​hn selbst e​inen Sinn ergaben, für andere Personen hingegen undurchschaubar waren. Mit dieser Spezialchiffrierung stellte Hoover sicher, d​ass nur e​r selbst u​nd wenige Vertraute w​ie Gandy wussten, a​n welcher Stelle i​n den Millionen v​on Akten umfassenden Archivbeständen d​es FBI d​ie Akte z​u einer bestimmten Person aufzufinden war.

1975 musste Gandy v​or einem Kongressausschuss n​och einmal z​ur Vernichtung d​er Akten aussagen, w​obei sie darauf bestand, d​ass es s​ich nur u​m persönliche Unterlagen Hoovers gehandelt habe.[3] Die Kongressabgeordneten, darunter Andrew Maguire, w​aren überzeugt, d​ass Gandy log, konnten i​hr jedoch nichts nachweisen.[3]

Am Tag v​on Hoovers Tod g​ing Gandy i​n den Ruhestand u​nd lebte b​is zum Ende d​er 1980er Jahre weiter i​n Washington, D.C. Später z​og sie n​ach DeLand, Florida, w​o sie a​m 7. Juli 1988 a​n Herzversagen i​m Alter v​on 91 Jahren verstarb. Gandy b​lieb zeitlebens unverheiratet u​nd hinterließ k​eine Kinder.

In der Populärkultur

Im Fernsehfilm J. Edgar Hoover a​us dem Jahr 1987 w​urde sie v​on Lee Kessler dargestellt. In Clint Eastwoods Biopic J. Edgar übernahm Naomi Watts d​ie Rolle d​er Helen Gandy. In Bad Times a​t the El Royale a​us dem Jahr 2018 w​urde ihre Figur v​on Rebecca Toolan verkörpert.

Einzelnachweise

  1. Helen W. Gandy, Secretary, 91 bei nytimes.com, abgerufen am 19. August 2013
  2. Athan G. Theoharis (Hrsg.), Richard Gid Powers (Hrsg.), Tony G. Poveda (Hrsg.): The FBI: A Comprehensive Reference Guide. Oryx Press, 1998, ISBN 978-0897749916, Seiten [books.google.com/books?id=VnQduXa4JdoC&pg=PA327 327-328]
  3. Anthony Summers: Official and Confidential: The Secret Life of J Edgar Hoover. Ebury Press, 2012, ISBN 978-0091941772, Seiten 508-509
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