Heinz Löwe

Heinz Löwe (* 21. Mai 1913 in Spandau; † 7. Oktober 1991 in Tübingen) war ein deutscher Historiker. Heinz Löwe legte 1931 das Abitur ab und studierte von 1931 bis 1937 an den Universitäten Berlin und München Geschichte, Französisch und Englisch. Löwe wurde 1937 mit einer Arbeit über Die karolingische Reichsgründung und der Südosten promoviert, deren Betreuung nach Erich Caspars frühen Tod Robert Holtzmann übernommen hatte. Am 1. Mai 1937 war Löwe der NSDAP beigetreten. Von 1938 bis 1939 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Der Zweite Weltkrieg brachte eine Unterbrechung der wissenschaftlichen Tätigkeit. Über seine Entnazifizierung ist nichts bekannt.

Im Jahr 1947 erfolgte i​n Köln d​ie Habilitation. Nach d​em Tod Wilhelm Levisons w​urde ihm b​eim „Wattenbach“, e​inem Nachschlagewerk über historiographische Quellen, benannt n​ach dem Historiker Wilhelm Wattenbach, d​ie Bearbeitung d​er von Levison übernommenen Abschnitte „Vorzeit“ u​nd „Karolinger“ übertragen. Die Arbeit a​m „Wattenbach“ beschäftigte i​hn ein Leben lang. 1990 w​urde die maßgebliche Quellenkunde für d​ie Karolingerzeit m​it Heft VI abgeschlossen. Von 1952 b​is 1953 w​ar er Inhaber e​iner Diätendozentur a​n der Universität z​u Köln. 1953 erhielt Löwe a​n der Universität Erlangen e​ine Professur. 1961 folgte e​r dem Ruf a​uf den traditionsreichen Lehrstuhl Johannes Hallers a​n der Universität Tübingen. In Tübingen lehrte e​r bis 1978 a​ls Professor für Mittlere u​nd Neuere Geschichte. Zu seinen bedeutendsten Schülern gehörte u​nter anderem Tilman Struve. Löwe w​ar seit 1962 Mitglied d​er Zentraldirektion d​er Monumenta Germaniae Historica. Er g​alt als ausgewiesener Kenner d​es fränkischen Rechts u​nd des frühmittelalterlichen Reiches. Er e​rlag im Oktober 1991 e​inem Herzinfarkt.[1]

Schriften (Auswahl)

Monografien

  • Deutschland im fränkischen Reich. (= Handbuch der deutschen Geschichte. Band 2), Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-59040-8.
  • Religiosität und Bildung im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Böhlau, Weimar 1994, ISBN 3-7400-0920-9.
  • (Bearb.): Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter/ Wattenbach-Levison. Heft VI: Die Karolinger vom Vertrag von Verdun bis zum Herrschaftsantritt der Herrscher aus dem sächsischen Hause. Das ostfränkische Reich. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1990, ISBN 3-7400-0100-3.
  • Von Cassiodor zu Dante. Ausgewählte Aufsätze zur Geschichtsschreibung und politischen Ideenwelt des Mittelalters. de Gruyter, Berlin u. a. 1973, ISBN 3-11-003739-4.
  • Von Theoderich dem Großen zu Karl dem Großen. Das Werden des Abendlandes im Geschichtsbild des frühen Mittelalters. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1958 (Sonderausgabe, unveränderter fotomechanischer Nachdruck der Ausgabe von 1956).
  • Ein literarischer Widersacher des Bonifatius. Virgil von Salzburg und die Kosmographie des Aethicus Ister (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Geistes- und sozialwissenschaftliche Klasse. Jahrgang 1951, Band 11). Steiner, Wiesbaden 1952.
  • Die karolingische Reichsgründung und der Südosten. Studien zum Werden des Deutschtums und seiner Auseinandersetzung mit Rom (= Forschungen zur Kirchen- und Geistesgeschichte. Band 13). Kohlhammer, Stuttgart 1937.

Herausgeberschaften

  • Die Iren und Europa im früheren Mittelalter. Klett-Cotta, Stuttgart 1982, ISBN 3-12-915470-1.
  • Geschichte und Zukunft. 5 Vorträge. Im Auftrag des Fachbereichs Geschichte der Universität Tübingen, Duncker & Humblot, Berlin 1978.

Literatur

  • Karl Hauck, Hubert Mordek (Hrsg.): Geschichtsschreibung und geistiges Leben im Mittelalter. Festschrift für Heinz Löwe zum 65. Geburtstag. Böhlau, Köln u. a. 1978, ISBN 3-412-05178-0.
  • Tilman Struve: Heinz Löwe. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. 48, 1992, S. 415–416 (Digitalisat).
  • Tilman Struve: Heinz Löwe 1913–1991. In: Historische Zeitschrift. 255, 1992, S. 509–511.
  • Tilman Struve: Von der Wirklichkeit der Ideen. Zum Gedenken an den Historiker Heinz Löwe (1913–1991). Mit einer Bibliographie. In: Bausteine zur Tübinger Universitätsgeschichte. Bd. 6, 1992, ISSN 0721-2690, S. 127–144.
  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 3. Bearb. von Gerhard Keiper, Martin Kröger: L–R. Schöningh, Paderborn u. a. 2008, ISBN 978-3-506-71842-6, S. 116–117.

Anmerkungen

  1. Horst Fuhrmann: Monumenta Germaniae Historica. Bericht für das Jahr 1991/1992. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. 48, 1992, S. I–XIX, hier: S. II (online).
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