Heinrich XXX. (Reuß-Gera)
Heinrich XXX. (* 24. April 1727 in Gera; † 26. April 1802 ebenda) regierte von 1748 bis 1802 als Graf Reuß zu Gera, einem Zweig von Reuß jüngerer Linie.
Leben
Heinrich XXX. war der letzte Vertreter der Grafen Reuß zu Gera und einziger Sohn des Grafen Heinrich XXV. (1681–1748) aus dessen zweiter Ehe mit Pfalzgräfin Sophie Marie von Birkenfeld-Gelnhausen.
Am Beginn seiner Regierungszeit ließ Heinrich XXX. westlich des Wasserschlosses Tinz, der 1748 vollendeten Sommerresidenz des Hauses Reuß-Gera, einen Landschaftspark im französischen Stil mit ausgedehnten Wasserflächen, Gartenquartieren und einer Eremitage anlegen.[2]
Während der Zeit des Siebenjährigen Krieges von 1756 bis 1763 wurde die Stadt Gera mehrfach gebrandschatzt und von preußischen Soldaten besetzt. Zudem verlangte Preußen von der reußischen Grafschaft Kriegskontributionen in Höhe von mehreren zehntausend Reichstalern, weil unter anderem geforderte Soldatenkontingente nicht gestellt werden konnten.[3] Nach Kriegsende sprach sich Heinrich XXX. für die Einführung des Wiener Konventionsfußes in den reußischen Ländern aus, um die vielen im Umlauf befindlichen Geldstücke abzuwerten und die Prägung neuer Münzen zur Stabilisierung der Währungsverhältnisse zu ermöglichen.
Heinrich XXX. heiratete am 28. Oktober 1773 auf Schloss Hungen seine Cousine, die Pfalzgräfin Luise Christiane von Birkenfeld-Gelnhausen, Prinzessin in Bayern (1748–1829). Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor, sodass mit dem Tod von Heinrich XXX. der Zweig der Herren und Grafen Reuß zu Gera im Mannesstamm erlosch.[4] Die Grafschaft wurde zwischen den Zweigen Reuß-Schleiz, Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf besitzrechtlich aufgeteilt und gemeinsam verwaltet.
Heinrich ordnete die Wiedereinführung mittelalterlicher Strafen an und versuchte, die Grafschaft im absolutistischen Stil zu regieren.[3] Dabei stieß er auf den Widerstand der vereinigten Ritter- und Landschaften. Als Heinrich eine Steuererhöhung verordnete, um den Wiederaufbau nach den Verwüstungen des Siebenjährigen Krieges zu finanzieren, widersprachen die Vertreter des Adels und der Städte. Denn damit verletze der Graf das Vorrecht der Landstände, dass ohne ihre Bewilligung keine außerordentlichen Steuer erhoben werden durften. 1772 klagten sie vor dem Reichskammergericht in Wetzlar, das ihnen 1779 in einem Rezess Recht gab. Graf Heinrich XXX. musste sich beugen.
Eine harte Bewährungsprobe für Heinrich XXX. war der große Stadtbrand von Gera, der am 18. September 1780 ausbrach und die gesamte Altstadt und Teile der Vorstadt verwüstete. Auch die beiden Stadtkirchen Sankt Salvator und Sankt Johannis mit der alten Familiengruft der Geraer Reußen fielen den Flammen zum Opfer. Heinrich ließ den 4300 Gulden teuren Wiederaufbau der Salvatorkirche in Auftrag geben, die nach nur zehnmonatiger Bauzeit am 25. Dezember 1782 wiedergeweiht werden konnte.
Heinrich XXX. wurde am 5. Mai 1802 in der Salvatorkirche Gera beigesetzt.
Siehe auch
Literatur
- Berthold Schmidt: Die Reußen, Genealogie des Gesamthauses Reuß älterer und jüngerer Linie, sowie der ausgestorbenen Vogtslinien zu Weida, Gera und Plauen und der Burggrafen zu Meißen aus dem Hause Plauen. Schleiz 1903.
- Berthold Schmidt: Geschichte des Reußenlandes. 1. und 2. Halbband, Gera 1923 und 1927.
- Berthold Schmidt: Reußische Münzgeschichte. Dresden 1907.
- Thomas Gehrlein: Das Haus Reuss. Teil III und IV, Arnsberg 2015.
Weblinks
Einzelnachweise
- Ernst Paul Kretschmer: Geschichte der Stadt Gera und ihrer nächsten Umgebung. 1. Band. Gera 1926, S. Tafel XXXVI.
- Alexander Jörk (Hrsg.): Bausteine der Ortsgeschichte Gera-Tinz. 5. Auflage. Gera 2015.
- Thomas Gehrlein: Das Haus Reuss. Teil III und IV. Börde-Verlag, Theresia Platte, Arnsberg 2015, ISBN 978-3-9815864-7-3, S. 15–16.
- Berthold Schmidt: Die Reussen. Genealogie des Gesamthauses Reuss älterer und jüngerer Linie. Schleiz 1903.