Heinrich Hiesinger
Heinrich Hiesinger (* 25. Mai 1960 in Bopfingen) ist ein deutscher Industriemanager und war vom 21. Januar 2011 bis 6. Juli 2018 Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG. Seit dem 1. Januar 2022 ist er Aufsichtsratsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG.
Leben
Als ältestes von sechs Kindern wuchs er auf dem elterlichen Bauernhof im Dorf Benzenzimmern auf.[1] Er besuchte das Gymnasium und machte Abitur, bevor er an die Technische Universität München ging, wo er 1986 das Diplom zum Elektroingenieur erlangte. Er war der Erste aus der Familie, der studierte.[2] 1991 wurde er promoviert. Nachdem er von 1986 bis 1991 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität München gearbeitet hatte, kam er 1992 zu Siemens. Vor seiner Berufung in den Zentralvorstand bekleidete er verschiedene Funktionen innerhalb des Konzerns. 1999 wurde er Leiter des Geschäftsgebietes Siemens Metering AG in Zug/Schweiz, welche heute unter dem Namen Landis+Gyr firmiert. Im Jahr 2000 wurde er in den Bereichsvorstand von Power Transmission and Distribution berufen. Drei Jahre später wurde er als „Sanierer“[3] wieder in die Schweiz geschickt – nämlich als Vorsitzender des Bereichsvorstands und Vorsitzender der Geschäftsleitung der Siemens Building Technologies AG, die heute mit der Regionalgesellschaft Siemens Schweiz AG fusioniert ist.
Nach diversen Turbulenzen im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre bei Siemens, in die der Konzern im Jahr 2007 verwickelt war, wurde er als Nachfolger von Johannes Feldmayer in den Zentralvorstand berufen, wo er für sechs Geschäftsbereiche verantwortlich war. Ende 2007 sollte er zusätzlich das Corporate Personnel betreuen, das bis dahin Jürgen Radomski innehatte, dessen Vertrag aber per Jahresende 2007 vom Aufsichtsrat der Siemens AG nicht verlängert wurde. Zum 1. Januar 2008 übernahm er die Leitung des neu entstandenen Siemens Sector Industry.
Am 4. Mai 2010 gab die thyssenkrupp AG bekannt, dass Hiesinger ab Januar 2011 die Nachfolge von Ekkehard Schulz als Vorstandsvorsitzender übernehmen sollte.[4] Dazu schied er am 30. September 2010 aus dem Vorstand der Siemens AG aus und fungierte ab 1. Oktober 2010 zunächst als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG. Mit Wirkung zum Ablauf der Hauptversammlung am 21. Januar 2011 bestellte der Aufsichtsrat der thyssenkrupp AG Hiesinger zum Vorstandsvorsitzenden der thyssenkrupp AG.[5]
Am 5. Juli 2018 bat Hiesinger den Aufsichtsrat der thyssenkrupp AG um Auflösung seines Mandats als Vorstandsvorsitzender.[6] Nachfolger ist Finanzvorstand Guido Kerkhoff. Obwohl Hiesinger gekündigt hatte, sollte er noch zwei Jahresgehälter und einen Teil der Boni bekommen.[7]
Zum 1. Januar 2022 übernahm er den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden der ZF Friedrichshafen AG.[8]
Literatur
Heinrich Hiesinger im Munzinger-Archiv, abgerufen am 17. März 2021 (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Informationen zum Vorstandsvorsitzenden auf der Website von thyssenkrupp (mit Foto)
- „Das Pech des Tüchtigen“, Focus, 19. August 2013
- thyssenkrupp – Vorbild für VW?, Focus, 6. November 2015
- Kratzen an der Lehmschicht (Porträt), Süddeutsche Zeitung, 20. Januar 2017
Einzelnachweise
- F.A.S. Nr. 40, 8. Oktober 2017, S. 30.
- F.A.S. Nr. 40, 8. Oktober 2017, S. 30.
- Mathias Plüss u. a.: Die Teutonenbombe, in: Die Weltwoche Nr. 10, 2004.
- Bestellung von Dr. Heinrich Hiesinger zum Nachfolger von Dr. Ekkehard Schulz als Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp AG vorgesehen, Pressemitteilung, 4. Mai 2010
- www.thyssenkrupp.com
- www.thyssenkrupp.com
- Früherer Thyssen-Chef erhält eine Millionenabfindung
- „ZF-Konzern: Hiesinger wird Chef des Aufsichtsrats“, Automobilwoche vom 16. Dezember 2021.