Heino Naujoks
Leben
Heino Naujoks wurde 1937 in Köln als vierter Sohn eines Arztes geboren und wuchs in Marburg/Lahn (ab 1943) und Frankfurt am Main (ab 1948) auf. Nach dem Abitur zog er 1957 nach München. Dort besuchte er zunächst Zeichenkurse an der städtischen Gewerbeschule. 1958 nahm er an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg (Schule des Sehens) bei Oskar Kokoschka teil. Im Herbst desselben Jahres trat er in die Malklasse von Erich Glette an der Akademie der Bildenden Künste in München ein.
Mit seinen Kommilitonen Florian Köhler und Helmut Rieger gründete er 1959 die Künstlergruppe WIR, der 1961 auch Reinhold Heller und Hans Matthäus Bachmayer beitraten. Im Jahr 1965 schloss sich die Gruppe WIR mit der Künstlergruppe SPUR zusammen, 1966 wählten die Künstler den neuen Gruppennamen GEFLECHT. Bis zur Auflösung von GEFLECHT im Jahr 1968 entstanden, teilweise in Gemeinschaftsarbeit, Werke zum Thema Technik und Automobil, aber auch dreidimensionale „Antiobjekte“.
Zwischen 1975 und 1989 schuf Naujoks großformatige Wandbilder für den öffentlichen Raum, etwa für die Technische Universität und das Klinikum Großhadern in München sowie für das Staatsarchiv Augsburg. 1990 erhielt er den Seerosenpreis der Stadt München. Seit 2007 ist Heino Naujoks Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Der Künstler ist seit 1968 mit Margot Dorothea Radloff verheiratet; das Paar hat eine Tochter.
Werk
Seit seinen künstlerischen Anfängen beschäftigt sich Naujoks mit dem Spannungsfeld zwischen Figur und Abstraktion. Zunächst beeinflusst vom analytischen Kubismus, vom Informel und vom Bildraum Max Beckmanns, entwickelte er bereits während seiner Studienjahre an der Akademie eine spontane, gestisch geprägte künstlerische Handschrift. Eine wichtige Inspirationsquelle während der Zeit der Gruppe WIR war außerdem die süddeutsche Deckenmalerei des 18. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit entstanden zahlreiche Gemälde und Zeichnungen mit religiösen Themen. Unter dem Einfluss der Pop Art schuf Naujoks von 1965 bis 1967 starkfarbige, flächige Kompositionen, doch kehrte er bald zu einer expressiven Pinselschrift zurück. Eine wichtige Rolle spielt die Collage in seinem Werk, dabei verwendet er nicht nur Fragmente aus Zeitungen und anderen Publikationen, sondern auch Teile eigener Werke, die er nach dem Einfügen in seine Bilder wiederum übermalt. Seit den 1990er Jahren entstehen seine Gemälde teilweise als Bestandteile umfangreicher Werkreihen, etwa der Folgen „Katarakt“ oder „Ort als Geschehen“.
Ausstellungen (Auswahl)
- 1965: Gruppe WIR, BMW-Pavillon, Hamburg
- 1967: Gruppe GEFLECHT, Kunsthalle Kiel
- 1969: Galerie van de Loo, München
- 1971: Studio-Galerie, Kunstverein, Kassel
- 1978: Incontri, Goethe-Museum, Rom
- 1983–1985: COBRA, SPUR, WIR, GEFLECHT, KOLLEKTIV HERZOGSTRASSE, Galerie im Ganserhaus, Wasserburg/Inn; Kunstverein, Bonn; Gesellschaft für aktuelle Kunst, Bremen; Galerie Moderne, Silkeborg/Dänemark
- 1985: Galerie Ute Parduhn, Düsseldorf
- 1987: Gruppe WIR, Kunstverein, München; Kunstverein, Salzburg
- 1988: Gruppe WIR, Kunstverein, Bamberg
- 1990: Galerie von Loeper, Hamburg
- 1990: Rathausgalerie, München (Ausstellung anlässlich der Verleihung des Kunstpreises der Stadt München)
- 1992: Kunstverein, Rosenheim
- 1995: Galerie Schwind, Frankfurt am Main
- 1996: Galerie Pels-Leusden, Berlin
- 2000: Kunstverein, Würzburg
- 2003: Das große Format, Historischer Langhaussaal, Rathaus, Cham
- 2004: Kunsthalle in Emden (Ankauf und Präsentation innerhalb der Schenkung Otto van de Loo)
- 2009: Arbeiten auf Papier, Karl & Faber Kunstauktionen, München
- 2011: Galerie Marie-José van de Loo, München
- 2012: Ort als Geschehen, Helmholtz-Zentrum München
- 2014/15: German Pop, Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main
- 2015: Gruppe WIR, Museum Lothar Fischer, Neumarkt/Oberpfalz; Kunsthalle, Schweinfurt
- 2017: Stationen, Karl & Faber Kunstauktionen, München
Werke in öffentlichen Sammlungen
- Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
- Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
- Staatliche Graphische Sammlung München
- Neues Museum Nürnberg
- Kunsthalle Schweinfurt
- Kunsthalle in Emden (Sammlung Otto van de Loo)
- Museum am Dom, Würzburg
- Museum Lothar Fischer, Neumarkt/Oberpfalz
- Museum für aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle, Durbach
- Helmholtz-Zentrum München
- Sammlung Swiss Life, München
- ADAC-Kunstsammlung "Spuren", München
Literatur (Auswahl)
- Heino Naujoks. Bilder 1959–1997. Werkverzeichnis. Galerie Schwind, Frankfurt 1997, ISBN 3-932830-22-9.
- Heino Naujoks. Katarakt. Galerie Schwind, Frankfurt 2000, ISBN 3-932830-40-7.
- Heino Naujoks. Ort als Geschehen. Helmholtz Zentrum, München 2012, ISBN 978-3-924614-01-3.
- Pia Dornacher, Selima Niggl (Hrsg.): GRUPPE WIR. München 2015, ISBN 978-3-88960-146-9.
- Naujoks, Heino. In: Oberste Baubehörde München (Hrsg.): Bildwerk Bauwerk Kunstwerk – 30 Jahre Kunst und Staatliches Bauen in Bayern. Bruckmann, München 1990, ISBN 3-7654-2308-4, S. 124–125, 148–149, 164–165.
Weblinks
- Literatur von und über Heino Naujoks im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eins zu Eins. Der Talk. Heino Naujoks im Gespräch mit Ursula Heller. Bayern 2 Radio. In: Bayerischer Rundfunk. 11. März 2015, archiviert vom Original am 7. Januar 2016 .
- Biographie von Heino Naujoks auf der Homepage der Galerie van de Loo Projekte