Heckenausdruck
Ein Heckenausdruck (auch sprachliche Hecke) ist eine adverbiale oder adjektivische Sprachwendung, mit der der Sprecher eine Aussage darüber macht, in welchem Maße er bestimmte Dinge einer Kategorie zuordnet. Diese Repräsentativitätsskala geht von „X ist eine Art Y“ bis „X ist Y par excellence“. Der Satz „X ist Y par excellence“ bezeichnet X als einen typischen Vertreter (Prototyp) der Kategorie Y, während die Redewendung „X ist eine Art Y“ einen peripheren Vertreter (Hysterotyp) der Kategorie Y ausweist:
„Der Spatz ist ein Vogel par excellence“ vs.
„Der Pinguin ist eine Art Vogel“
Sowohl der Spatz als auch der Pinguin zählen zoologisch zu den Vögeln. Für die Bewohner der Nordhalbkugel der Erde ist der Spatz einer der bekanntesten Vogelarten überhaupt, während der Pinguin sie am wenigsten an einen landläufigen Vogel erinnert. Er lebt nicht nur auf der anderen Hälfte der Erde, sondern sein Federkleid ist nur bei näherer Betrachtung erkennbar, und er ist meistens im Wasser. Wenn er mit 35 km/h aus dem Wasser schnellt, verwechselt ihn ein ungeübtes Auge gar mit einem Delfin.
Bezogen auf eine Sprache und den zugehörigen Kulturraum lässt sich somit statistisch erheben, in welchem Maße Kategorisierungen möglich und sinnvoll sind. So wäre es unangebracht, im Deutschen zu sagen „Die Eiche ist im weitesten Sinne ein Laubbaum“, da die Eiche in Deutschland als typischer Laubbaum gilt.
Heckenausdrücke widersprechen also prinzipiell wegen ihrer Mehrdeutigkeit den Konversationsmaximen, da die Aussagen jeweils relativ zu einem spezifischen kulturellen Hintergrund zu betrachten sind.
Beispiele
- typisch
- seltsam
- im strikten/engeren/weiteren Sinne
- Zoologisch gesehen ist ein Pinguin ein Vogel
- Eigentlich ist ein Wal ein Säugetier
- Streng genommen ist Rhabarber ein Gemüse
- Lose gesprochen gilt ein Telefon als Möbelstück
Quellen
- Hadumod Bußmann (Hrsg.) unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-45204-7.
- Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache. 4. Auflage, Verlag J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2010. ISBN 3-476-02335-4.
- George Lakoff: Hedges. A Study in Meaning Criteria and the Logic of Fuzzy Concepts. 1972, S. 183–228
- George Lakoff: Hedges and Meaning Criteria. In: R. I. McDavid, A. R. Duckert: Lexicography in English. 1973, S. 144–153
- Urania Tierreich, Bd. 3, 1996, S. 27f.
- Wikipedia-Artikel Haussperling
Literatur
- Gudrun Clemen: Hecken in deutschen und englischen Texten der Wirtschaftskommunikation: eine kontrastive Analyse. Dissertation, Universität Siegen 1998 (Volltext)