Haus der Musik
Das Haus der Musik ist ein Klangmuseum in Wien. Es wurde im Jahr 2000 eröffnet und steht seit 2005 über die Wien Holding im Eigentum der Stadt. Es befindet sich in der historischen Altstadt im Palais Erzherzog Carl an der Seilerstätte. Mit interaktiven und multimedialen Präsentationsformen wird auf 5000 m² in die Welt der Musik eingeführt – von den Anfängen der menschlichen Klangerzeugung bis zur Musik der Gegenwart. Vier österreichische Universitäten, zwei ausländische Universitätsinstitute, ein Team von Musikern und Musikwissenschaftlern, Künstler aus dem Multimedia- und anderen Bereichen, Tontechniker, Architekten und Studenten waren in die Entwicklung eingebunden.[1]
Das Haus der Musik wurde für seine innovative Konzeption mit dem Österreichischen Museumspreis ausgezeichnet. Geschäftsführender Direktor ist seit 2003 Simon K. Posch, Ehrenpräsident ist der Dirigent Zubin Mehta.
Veranstaltungen
Regelmäßig finden im Haus der Musik diverse Veranstaltungen und Events statt, z. B.
- Kinderkonzerte mit Marko Simsa und Bernhard Fibich, Musicals für Kinder mit Gernot Kranner und viele weitere Künstler
- das Summa cum Laude Youth Music Festival für Kinder- und Jugendensembles aus aller Welt
- das alljährliche Frühlingsfestival „Sinnesrauschen“ mit Gästen insbesondere der Indie/Alternative-Szene
- die Konzertreihe „Live On Stage“ mit Künstlern der Indie/Alternative-Szene, in Kooperation mit der Vienna Songwriting Association
Die Events finden im Konzertsaal im Dachgeschoß und im glasüberdachten Innenhof statt.
Geschichte
Das Haus der Musik ist im historischen Palais Erzherzog Carl untergebracht. Im 16. Jahrhundert stand hier das kaiserliche Gießhaus, dann nahm es für viele Jahre das Versatzamt auf. Dieses übersiedelte später in die Dorotheergasse und wurde dort als das „Dorotheum“ zu einer ebenso urwienerischen wie weltbekannten Institution.
Einer der populärsten Habsburger, der Feldherr Erzherzog Karl von Österreich-Teschen (damalige Schreibweise: Carl, 1771–1847), erwarb zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Gebäude, ließ es zum Palais umgestalten und bezog es im Jahr 1805. 1809 siegte er in der Schlacht bei Aspern über Napoleon I. Karls Gemahlin war Prinzessin Henriette Alexandrine von Nassau-Weilburg, die hier 1816 den ersten Weihnachtsbaum in Wien aufstellen ließ.
1842 zog Otto Nicolai ein, der Erster Kapellmeister an der Hofoper war und hier einen Zyklus von Orchesterkonzerten vorbereitete. Daraus entstanden die „Philharmonischen Konzerte“, womit Nicolai als Gründer der Wiener Philharmoniker gilt. Deshalb wurde im ersten Stock im Rahmen des Hauses der Musik das Museum der Wiener Philharmoniker eingerichtet.
Im Jahr 2000 eröffnete Stefan Seigner, bis 2003 Manager von André Heller, das Haus der Musik. 2005 übernahm die stadteigene Holdinggesellschaft von Seigner die Haus der Musik Betriebsgesellschaft mbH.
Aufbau
Innenhof
Im glasüberdachten Innenhof finden das ganze Jahr über Veranstaltungen statt. Beim Eingang direkt neben der Kasse sind im Treppenhaus die „Tanzenden Vasen“ aufgebaut, ein Kunstobjekt aus Italien. Die hängende Klanginstallation soll auf die Musik als Ursprungsimpuls jeder Kultur zurückweisen und ist gleichzeitig ein innovatives technisches Gebilde, bei dem die Glasplatten als Klangkörper dienen. Daneben führen Werke von Johannes Deutsch die Treppe entlang in die historischen Prunkräume der ersten Etage.
1. Etage: Museum der Wiener Philharmoniker
In der ersten Etage ist das Museum der Wiener Philharmoniker zu finden. Der Komponist und Dirigent Otto Nicolai (1810–1849) hatte hier seine Wohnung, als er dieses berühmte Orchester gründete. Im imaginären Konzertsaal sind Ausschnitte aus dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker und dem Sommernachtskonzert zu sehen. Im historischen Spiegelsaal wird die Geschichte und Gegenwart des Orchesters gezeigt, und zwar durch Konzertreisen, Ehrungen, Dirigierstäbe berühmter Dirigenten und Erinnerungsgegenstände. Durch ein interaktives Walzerwürfelspiel wird jeder Besucher zum Komponisten im 3/4-Takt. Aus acht zufälligen Melodie-Würfen formt sich ein persönlicher Wiener Walzer. Insgesamt stehen hier 1.679.616 Möglichkeiten zur Verfügung.
2. Etage: Sonosphere
Auf der zweiten Etage können Besucher an verschiedenen Terminals mit Klängen und Musik experimentieren. In unterschiedlich gestalteten Räumen wird versucht, ein individuelles Hör-Bewusstsein zu schaffen. Dazu gehören das pränatale Sinnesrauschen, die Hörbahn, das Wahrnehmungslabor, Instrumentarium, Stimmenmeer, Polyphonium sowie die Klanggalerie.[2]
3. Etage: Die großen Meister
Die dritte Etage widmet sich der Musikgeschichte mit einer Auswahl an in Wien wirkenden Komponisten. Informationstafeln, Bilder, persönliche Gegenstände, Instrumente, kostbare Originale und Zeitdokumente ermöglichen den persönlichen Zugang zu den Komponisten. Audioguides liefern dem Rundgang zusätzliche historisches Hintergrundwissen zu den großen Meistern der klassischen Musik.
Folgenden Komponisten wird hier jeweils ein ganzer Raum zugeteilt: Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Johann Strauss (Sohn), Gustav Mahler sowie Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern als Vertreter der Zweiten Wiener Schule.
Im Mozartraum befindet sich „NAMADEUS“, ein interaktives Computerprogramm, das Mozarts musikalischem Spiel KV 516f nachempfunden wurde. Damit kann jeder Besucher seinen Namen in eine originale Mozartinterpretation umwandeln. Dieses Spiel wurde im Jahr 1787 von Mozart entwickelt, welches das Alphabet musikalisch vertont.
Ebenfalls auf der dritten Etage zu finden ist der „virtuelle Dirigent“. Hier wählt der Besucher ein Musikstück aus, nimmt den (Funk-)Taktstock in die Hand und kann so die Wiener Philharmoniker dirigieren.
4. Etage: virto|stage
Bei der virto|stage handelt es sich um eine virtuelle Bühne, die einem Opernhaus nachempfunden ist. Auf zwei Bühnen werden unterschiedliche Stücke angeboten, wobei Besucher selbst zum Regisseur werden sollen. Die zeitperlen virto|stage wurde von Johannes Deutsch konzipiert und fügt Musik, Gesang und Bildwelten zusammen. Durch Bewegungen des Körpers werden die Musik und das Bühnenbild beeinflusst, wodurch eine individuelle Oper entstehen soll. Speziell für Kinder gibt es die zookonzert virto|stage, die auf Marko Simsas Kinderbuch basiert und ein Märchen zum Mitmachen anbietet.[3]
Weblinks
- Haus der Musik
- Michael Lorenz: Der Schubert-Raum im "Haus der Musik" in Wien. Schubert durch die Brille 28, Hans Schneider, Tutzing 2002.
Einzelnachweise
- Das Haus der Musik Wien. In: Tageszeitung Salzburger Nachrichten, 13. August 2011
- Entdeckungsreise in die Welt der Musik. In: KURIER 22. März 2013, Seite T4
- Visuelle Musik-Experimente. In: Crescendo. Dezember 2012/Januar 2013, S. 70/71