Hartmut Dieterich
Hartmut Dieterich (* 19. August 1931 in Reichenbach im Eulengebirge, Provinz Niederschlesien; † 9. April 2020[1]) war ein deutscher Rechtswissenschaftler für das Bau- und Bodenrecht und emeritierter Hochschullehrer. Er war Autor des Standardwerks zur städtebaulichen Umlegung.
Leben und Wirken
Hartmut Dieterich studierte 1951 zunächst ein Jahr Politik und Volkswirtschaft an der Pacific University in Forest Grove, Oregon. An den Universitäten Tübingen und Kiel studierte er anschließend weiter Volkswirtschaft und Jura. 1956 absolvierte Dieterich in Kiel das erste juristische Staatsexamen und in Hamburg 1960 das zweite Staatsexamen. Parallel promovierte ihn die Universität Kiel zum Dr. jur.
Von 1966 bis 1973 leitete Dieterich das Amt für Bodenordnung in Stuttgart. Bis 1977 war er Referent für Recht und Praxis der Bodenbewertung im Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. 1977 folgte er einem Ruf der Universität Dortmund. In der Nachfolge von Walter Seele war Dieterich bis zu seiner Emeritierung 1996 Inhaber des Lehrstuhls Vermessungswesen und Bodenordnung an der Fakultät Raumplanung. Ihm folgte 1998 Benjamin Davy.[2]
Dieterich befasste sich intensiv mit der Theorie der Bodenwertbildung, der Bodenwirtschaft, der Bodenordnung und der Bodenbesteuerung der Bodenrente. In den Lehrveranstaltungen war es ihm wichtig, „den Studenten die Grundlagen der Bodenverfassung und Bodenordnung deutlich und klar zu machen, daß Planung immer auf Boden stattfindet, der jemandem gehört, nicht nur auf weißen Blättern Papier, auf denen sich immer trefflich planen läßt.“[3] Seine Forschungs- und Lehrarbeit war international. Dieterich hatte Gastprofessuren in Turin und Newcastle upon Tyne und enge Kontakte zur Universität in Tomsk. Er hat im Auftrag des Bundesministeriums und von einigen Landesministerien umfangreich zur Weiterentwicklung des Bau- und Bodenrechts und dessen Umsetzung geforscht.
Dieterich ist Verfasser des Standardwerks Baulandumlegung und war Autor für den Abschnitt Grundstückswertermittlung im von Werner Ernst, Willy Zinkahn und Walter Bielenberg herausgegebenen Standard-Kommentar zum Baugesetzbuch. Zusammen mit R. H. Williams und B. D. Wood hat er in sechs Bänden unter dem Titel European urban land and property markets das Ergebnis eines europäischen Forschungsprojekts zum Vergleich von Grundstücksmärkten herausgegeben. Er war Mitglied in zahlreichen Gutachterausschüssen für Grundstückswerte und Umlegungsausschüssen.
Auswahl von Ämtern und Mitgliedschaften
- Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste
- ehemaliges Mitglied im Kuratorium des vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung
- Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung
- ehemaliges Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung
- ehemaliger Vorsitzender des Kuratoriums des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum.[4]
Auswahl von Veröffentlichungen
- Hartmut Dieterich: Baulandumlegung. 5. Auflage. C.H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54225-5.
- Hartmut Dieterich: Bodenpolitik in Deutschland. In: Neue Zeitschrift für Miet- und Wohnungsrecht. 1998, S. 289–295.
- Hartmut Dieterich: Mehr Konsens innerhalb fester Rahmenbedingungen. In: Beate und Hartmut Dieterich (Hrsg.): Boden – Wem nützt er? Wen stützt er? Neue Perspektiven des Bodenrechts. Braunschweig 1997, S. 229–239.
- Hartmut Dieterich, Egbert Dransfeld, Dagmar Joeris: Bauland schaffen – Baulücken schließen. Neue Instrumente zur Mobilisierung von Bauland. Hrsg.: Ministerium für Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen. 1995 (Abschlußbericht zum Modellprojekt Kommunales Bodenmanagement und Baulückenprogramme).
- Hartmut Dieterich, Egbert Dransfeld, Dagmar Joeris: Forschungsprojekt Recht der Enteignung nach §85 BauGB. Abschlußbericht. Hrsg.: Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. 1995.
- Hartmut Dieterich, Egbert Dransfeld, Dagmar Joeris: Urban land and property markets in Germany. In: Hartmut Dieterich, R.H. Williams, B.D. Wood (Hrsg.): European urban land and property markets. London 1992.
- Hartmut Dieterich: Bodenordnung und Bodenpolitik. In: Helmut Jenkis (Hrsg.): Kompendium der Wohnungswirtschaft. München 1991, S. 250–273.
- Beate und Hartmut Dieterich: Sicherung der Sanierungs- und Entwicklungsziele während der Bauphase. In: Vermessungswesen und Raumordnung. 1982, S. 200–206.
- Hartmut Dieterich: Die freiwillige Bodenordnung nach dem Stuttgarter Modell. In: Württembergische Gemeindezeitung. 1972, S. 306–310.
- Peter Conradi, Hartmut Dieterich, Volker Hauff: Für ein soziales Bodenrecht. Notwendigkeiten und Möglichkeiten. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt a. M. 1972.
Literatur
- Egbert Dransfeld, Winrich Voss: Trauer um Professor Dr. jur. Hartmut Dieterich. In: Zeitschrift für Vermessungswesen. 2020, S. 192–193.
- Benjamin Davy, Brigitte Hower, Heinz Kobs, Susanne Syska-Fleckes: Bodenpolitik, Vermessungswesen und Raumplanung in Dortmund von 1968 bis 2018. In: Fakultät Raumplanung, Technische Universität Dortmund (Hrsg.): 50 Jahre Dortmunder Raumplanung. jovis, Dortmund 2018, S. 87–113 (online).
- Hartmut Dieterich: Prof. Dr. jur. Hartmut Dieterich. In: Valentin Wehefritz (Hrsg.): Lebensläufe von eigener Hand, Biografisches Archiv Dortmunder Universitäts-Professoren und -Professorinnen. Nr. 8. Dortmund 2002, S. 3–18 (eldorado.tu-dortmund.de [PDF]).
Einzelnachweise
- Prof. Dr. Hartmut Dieterich: Traueranzeige. In: Flensburger Tageblatt. 18. April 2020, abgerufen am 22. April 2020.
- Fachbereich Raumplanung 30 Jahre alt: Zwei Antrittsvorlesungen. Informationsdienst Wissenschaft e.V., 1999, abgerufen am 1. Mai 2017.
- Hartmut Dieterich: Prof. Dr. jur. Hartmut Dieterich. In: Valentin Wehefritz (Hrsg.): Lebensläufe von eigener Hand, Biografisches Archiv Dortmunder Universitäts-Professoren und -Professorinnen. Nr. 8. Dortmund 2002, S. 6.
- Förderkreis Vermessungstechnisches Museum: Mitteilungen Nr. 417.