Harnsalz

Harnsalz (auch Urinsalz) bezeichnet k​eine einheitlich definierte chemische Verbindung, sondern w​urde zumeist früher i​n unterschiedlichen wissenschaftlichen Zusammenhängen für verschiedene Substanzen u​nd Substanzgemische verwendet.

  • Im Chemischen Wörterbuch (1807) werden die braunen, prismatischen Kristalle, die sich aus eingedunstetem Urin in der Kälte abscheiden, als Harnsalz (Sal urinae) benannt.[1] Nach der Entfernung der braunen Farbe durch Umkristallisation, wird das erhaltene Produkt auch als „schmelzbares Harnsalz“, „microcosmisches Salz“, sal essentiale urinae, sal microcosmicum oder „Natrium amoniato-phosphoricum“ bezeichnet; es ist ein Natrium/Ammonium-Mischsalz der Orthophosphorsäure.[1][2] Es wurde – neben anderen Urinsalzen – als sal microcosmicum von Andreas Sigismund Marggraf untersucht.[3]
  • In der landwirtschaftlichen Literatur des frühen 19. Jahrhunderts wird im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Geruchsbelästigung von Latrinen das „Dungharnsalz“[5] (auch „Düngharnsalz“[6]) erwähnt. Dies sind Kalkpräzipitate – also Calciumsalze – der im Urin befindlichen Substanzen. Sie wurden auch als „Urate[6] bezeichnet, sind aber in dem Sinne keine Salze der Harnsäure, für die diese Bezeichnung heute einheitlich verwendet wird.
  • Ab dem frühen 20. Jahrhundert werden in der medizinischen Literatur gelegentlich die nadeligen Kristalle der Harnsäuresalze, die bei saurem pH entstehen, als Harnsalz bezeichnet.[7] Auch die als Harnsalze bezeichneten Ablagerungen in Gichtkoten sind keine einheitlichen Verbindungen, sondern können aus verschiedenen Materialien bestehen.[8]

Einzelnachweise

  1. Martin Heinrich Klaproth, Friedrich Wolff: Chemisches Wörterbuch: E - J. Voss, 1807, S. 616 ff.
  2. Ernst Friedrich Anthon: Handwörterbuch der chemisch-pharmazeutischen und pharmakognostischen Nomenklaturen: oder Uebersicht aller lateinischen, deutschen und französischen Benennungen der chemisch-pharmazeutischen Präparate, so wie der im Handel vorkommenden rohen Arzneistoffe, für Aerzte, Apotheker und Droguisten. Schrag, 1833, S. 303.
  3. Andreas Sigismund Marggraf: Einige neue Methoden, den Phosphor im festen Zustande sowohl leichter als bisher aus dem Urin darzustellen als auch denselben bequem und rein aus brennbarer Materie (Phlogiston) und einem eigentümlichen, aus dem Urin abzuscheidenden Salze zu gewinnen. W. Engelmann, 1913.
  4. Heinrich August Pierer: Pierer's Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart oder neuestes encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe: Hannover - Johannek. Pierer, 1859, S. 53.
  5. Natur- und Kunstlexicon 1824, S. 259.
  6. Johann Carl Nestler, Franz Diebl: Mittheilungen über zweckmäßigste Wahl, Bereitung und Verwendung des Düngers. Rohrer, 1835, S. 78.
  7. Friedrich Henke, Otto Lubarsch, Robert Rössle: Handbuch der speziellen pathologischen Anatomie und Histologie. Springer, 1937, S. 316.
  8. G. Axhausen, E. Bergmann, L. Haslhofer, F.J. Lang, A. Lauche, W. Putschar und M.B. Schmidt: Knochen und Gelenke. Springer-Verlag, 9 March 2013, ISBN 978-3-7091-5998-9, S. 316.
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