Hansl Schmid
Hansl Schmid (* 1. Dezember 1897 in Wien; † 31. Dezember 1987 ebenda; eigentlich Johann Schmid) war ein Interpret des Wienerliedes vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Er wird auch häufiger als „Der letzte Herr des Wienerliedes“ bezeichnet.[1]
Leben und Wirken
Hans Schmid wurde am 1. Dezember 1897 in Ottakring in der Redtenbachergasse 45 geboren. An seinem Geburtshaus befindet sich heute eine Gedenktafel.
Bereits in den 1920er Jahren begann Schmid, ein gelernter Kaufmann, seine Auftritte in verschiedenen Wiener Heurigen-Lokalen.
Aufgrund seiner bereits bestehenden Popularität sowie der Kompetenz als Wienerliedinterpret wurde 1940 Schmid über Freunde zu einem spontanen, hohe Herrschaften begünstigenden Vortrag in ein Heurigenlokal am Wien-Döblinger Schreiberweg gerufen, wo er auf Joseph Goebbels und dessen Berliner Begleitung traf. Zu Ende des von Schrammelmusikern begleitenden Fiakerlieds erkundigte sich der Propagandaminister, von wem das schöne Lied sei. Schmids eigenbezeugte Erwiderung, Von einem Juden, soll Goebbels ignoriert haben.[2]
Im Dezember 1945 trat Schmid in Begleitung der (Faltl-)Kemmeter-Schrammeln[Anm. 1] im Wiener Konzerthaus in einer Serie von Konzerten auf.[3]
Am 1. Dezember 1952,[4] seinem Geburtstag, eröffnete er das von ihm übernommene Café Theresienhof in Wien-Währing, Schulgasse 31, als Café Schmid Hansl, bis heute beliebter Auftrittsort von Wienerliedsängern und Schrammelmusikern.
Schmid fand seine letzte Ruhe in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Ottakringer Friedhof (Gruppe 33, Reihe 11, Nummer 32). Der Hansl-Schmid-Weg in Wien-Ottakring wurde 1997 nach ihm benannt.
Auszeichnungen, Ehrungen, Preise
- Silbernes Verdienstzeichen des Landes Wien, Beschluss vom 14. Mai 1968[5]
- Silbernes Verdienstzeichen der Republik Österreich, 1971[5]
- Goldenes Ehrenzeichen des Landes Wien, Beschluss vom 30. November 1982[5]
- Ehrenring der Stadt Wien, Beschluss vom 24. Oktober 1986[5][6]
- Lieber Augustin, 1987[5]
- Große Silberne Ehrenmedaille der Kammer der Gewerblichen Wirtschaft[5]
Literatur
- Harry Gloeckner, Wilfried Zeller-Zellenberg (Ill.): Hansl Schmid, der letzte Herr des Wienerliedes. Tusch (u. a.), Wien 1983, OBV.
- Rudi Luksch (Musik, Text), Kurt Weizmann (Musik, Text), Harald Lakits (Bearb.): Beim Schmid Hansl. Wienerlied. Weltmusik Hochmuth, Wien 2000, OBV.
- Elisabeth Theresia Fritz (Hrsg.), Helmut Kretschmer (Hrsg.): Wien, Musikgeschichte. Band 1: Volksmusik und Wienerlied. Lit-Verlag, Wien 2006, ISBN 3-8258-8659-X.
- Christian Fastl: Schmid, Hans (eig. Johann August, gen. Schmid-Hansl). In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.
Weblinks
- Werke von und über Hansl Schmid im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Annette Hexelschneider: Johann Schmid, „Schmid Hansl“ – Wienerlied von 20.00 bis 4.00 Uhr. (Biografie). In: portraetgalerie.wordpress.com (Wiener Porträt Galerie), 16. März 2008, abgerufen am 22. August 2011.
- Musik-Austria - Hansl SCHMID
- Portal Konzertcafé Schmid Hansl.
- YouTube-Kanal Hansl Schmid - Der letzte Herr des Wienerlieds
Einzelnachweise
- Siehe Literatur: Harry Gloeckner (…)
- Ernst Weber: Das Wienerlied im „Dritten Reich“. In: Fritz, Kretschmer: Volksmusik und Wienerlied, S. 404.
- Wiener Konzerthaus (…). In: Österreichische Volksstimme. Zentralorgan der Kommunistischen Partei Österreichs, Nr. 102/1945, 2. Dezember 1945, S. 4 (unpaginiert), Spalte 1. (online bei ANNO). .
- Brigitte Kirchhoff: Der Grandseigneur des Wienerliedes ist 80 Jahre jung. Beim Schmid-Hansl hat das Weanalied eine neue Heimat. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 1. Dezember 1977, S. 16 (Die Internetseite der Arbeiterzeitung wird zurzeit umgestaltet. Die verlinkten Seiten sind daher nicht erreichbar. – Digitalisat).
- Hans Schmid auf musiklexikon.ac.at
- Bericht über die Verleihung des Ehrenrings der Stadt Wien an Hans Schmid
Anmerkungen
- Die Faltl-Kemmeter-Schrammeln waren unter den noch zahlreichen Schrammelquartetten der Nachkriegszeit das bedeutendste. Leiter des Ensembles war der ehemalige philharmonische Geiger Hans Faltl (1900–1972), die namensgebend zweite Persönlichkeit war Franz Kemmeter (1896–1971) an der Knopfharmonika, Paul Holbik († 1973, Alter: 67) spielte die Kontragitarre, Willy Bauer die zweite Violine. Besondere Wertschätzung erfuhr das Quartett unter anderem durch Bundeskanzler Leopold Figl (1902–1965), der die Musiker für Staatsanlässe engagieren ließ. – Aus: Ernst Weber: Die Wienermusik nach 1945. In: Fritz, Kretschmer: Volksmusik und Wienerlied, S. 425.