Hansaplatz (Hamburg)
Der Hansaplatz mit dem Hansa-Brunnen in der Mitte ist ein im Jahre 1878 neuangelegter Ort im Stadtteil St. Georg in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofes.
Geschichte
Der heutige Hansaplatz mit seinem 17 Meter hohen Brunnen und seinen Lindenbäumen ist ein zentraler Treffpunkt im Hamburger Stadtteil St. Georg. Seit dem 14. Jahrhundert befand sich auf dem Gebiet um den Hansaplatz – Borgesch genannt – der Gemeindeacker für Kühe und Schweine. Ab dem 18. Jahrhundert wurde das Gelände an Zimmerleute verpachtet, die es als Lager für Holz und Geräte nutzten und kleine Behausungen errichteten.[1][2][3]
Bereits seit 1890 fuhr die Straßenbahnlinie Lübecker Tor - St. Pauli der Hamburg-Altonaer Pferdebahn-Gesellschaft (HAPf) über den Hansaplatz.[4] Von 1927 bis 1943 war der Hansaplatz Endstation mehrerer Straßenbahnlinien (3, 10, 4rot, 22rot).
Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Bebauung der Ostseite wurde schon in den 1950er-Jahren ersetzt, während die Nordseite erst in den 1980er-Jahren neu errichtet wurde, so dass der Platz seitdem wieder von geschlossener Wohnbebauung umrahmt ist.
Noch bis Mitte der 1970er-Jahre war der Hansabrunnenplatz mit seinen im Kreis angelegten Linden im Inneren ein von Autos befahrener und beparkter Kreisverkehrsplatz.[5] 1978 wurde dann der Hansaplatz für 675.000 DM neugestaltet, dabei die Parkmöglichkeiten rund um den Platz entfernt und der Kreisverkehr aufgehoben.[6]
Seit den 1980er Jahren entwickelte sich der Platz zum Treffpunkt sozialer Randgruppen wie der Trinker-Szene und ist auch heute noch für Drogenhandel und Prostitution bekannt.[7][8][9] Von Mitte 2007 bis 2009 wurde der Hansaplatz von mehreren Videokameras überwacht. Der Hansaplatz ist wie die Reeperbahn seit dem 12. Dezember 2007 ein Waffenverbotsgebiet. Verstöße gegen das Waffenverbot werden mit Geldbuße geahndet.[10]
Um dem Hansaplatz mehr Attraktivität zu verleihen, wurde dieser zwischen 2010 und 2011 unter dem damaligen Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) erneut für 2,55 Millionen Euro aufgewertet.[11]
Inzwischen haben sich neben Szene-Kneipen auch gehobenere Gastronomie-Betriebe angesiedelt, die für eine Vertretung unterschiedlicher Milieus auf dem Platz sorgen.[12]
Hansa-Brunnen
Der Bau des Hansa-Brunnens wurde von der 1872 gegründeten Firma Hanseatische Baugesellschaft (ursprünglich Hanseatische Bau-Gesellschaft[13]) – deren Gesellschafter unter dem Aufsichtsratsvorsitzenden, Kaufmann und Politiker Edgar Daniel Roß[14], der Kaufmann und Hamburger Senator Gustav Godeffroy, die Immobilienmakler Wentzel und weitere Kaufleute waren[15] – finanziert mit einer Bausumme von ca. 130.000 Mark[16] und von dem Bildhauer Engelbert Peiffer (auch Pfeiffer) verwirklicht. Eingeweiht wurde der Brunnen am 10. Juli 1878.[17]
Die vier Figuren, die am Hansabrunnen dargestellt sind, sind vier historische Persönlichkeiten, die – nach damaliger Überzeugung – die Geschichte der Hamburg geprägt haben: Kaiser Konstantin der Große (Richtung Steindamm, als Förderer des Christentums im Allgemeinen), Karl der Große (Richtung Asklepios Klinik St. Georg, ihm wurde lange Zeit die Gründung der Stadt zugeschrieben), Erzbischof Ansgar (Richtung Hauptbahnhof, als „Gründer“ des Domes und der Altstadt) und Graf Adolf III. von Schauenburg und Holstein (Richtung Alster, „Gründer“ der Neustadt und des Hafens). Darüber die Wappen der Hansestädte Lübeck, Hamburg, Bremen und des Deutschen Reiches. Ganz oben, als krönender Abschluss, ist die Hansa dargestellt, also keine Göttin, auch nicht – wie oft angenommen wird – Hamburgs Schutzpatronin Hammonia, sondern eine Allegorie auf die Stärke und Macht des ehemaligen Hansebundes.
- Ansgar
- Konstantin der Große
- Karl der Große
- Adolf III. von Holstein
Einzelnachweise
- Gefährliche Körper an gefährlichen Orten: Eine Studie zum Verhältnis von Körper, Raum und Marginalisierung. Imke Schmincke, transcript Verlag, 2015, S. 193
- http://hamburg-bildarchiv.de/0330549d190d4be16/0330549eb70d1f108/033054a0320f2ed01/index.html
- http://www.gw-stgeorg.de/archiv/zeitachse/1878.html
- https://fredriks.de/hvv1/slc.php
- Besuch in den Sanierungsvierteln. Der Bürgermeister auf Stadtrundfahrt, abendblatt.de vom 7. August 1980
- Hansaplatz im neuen Kleid, abendblatt.de vom 28. September 1978
- Auf dem Hansaplatz in St. Georg regiert die Angst. Hamburger Abendblatt, 4. Juni 2015, abgerufen am 26. Februar 2018.
- Elend, mitten in der Stadt. Die Zeit, 19. Oktober 2016, abgerufen am 26. Februar 2018.
- Wachdienst für Hansaplatz-Kneipen. Bild, 26. Februar 2018, abgerufen am 26. Februar 2018.
- Waffenverbotsgebiet. Polizei Hamburg, abgerufen am 26. Februar 2018.
- St.Georg. Einweihung und Neustart für den Hansaplatz, abendblatt.de 25. Juni 2011
- Der Kampf um den Hansaplatz. Der Spiegel, 21. Mai 2012, abgerufen am 26. Februar 2018.
- Verhandlungen zwischen Senat und Bürgerschaft, Hamburg: 1876, 1876, October 20, S. 404
- Hamburger Nachrichten vom 19. November 1873, S. 4
- Planung und Finanzierung der Speicherstadt in Hamburg, Frank M. Hinz, LIT Verlag
- 125 Jahre Hansabrunnen, S. 7 (PDF; 2,2 MB)
- Ernst Christian Schütt: Die Chronik Hamburgs, Dortmund 1991, S. 286.
Weblinks
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Mikrokosmos Hamburg Hansaplatz (2017))
- Bürgerinitiative „Kultur statt Kameras“
- „Hansaplatz wird ab Frühjahr 2007 per Video überwacht“, Artikel in der Welt vom 30. Oktober 2006
- 125 Jahre Hansabrunnen (PDF; 2,2 MB)