Hans von Schönitz

Hans von Schönitz oder Johann Schenitz (* 1499 in Halle an der Saale; † 21. Juni 1535 ebenda) war ein deutscher Kaufmann, oberster Kämmerer, Werkmeister und Vertrauter des Kardinals Albrecht von Brandenburg, seines Zeichens Kurfürst und Reichserzkanzler. Der Kardinal ließ von Schönitz am 6. September 1534 auf der Moritzburg verhaften, in der Silberkammer der Burg Giebichenstein inhaftieren und verhören. Er wurde am 21. Juni 1535 zum Tode verurteilt und am gleichen Tag am Galgen hingerichtet.[1] [2]

Wandbild des Hans von Schönitz nach einem Gemälde von 1533 im Hof des Palais' Kühler Brunnen in Halle
Hauszeichentafel des Hans von Schönitz, Technisches Halloren- und Salinemuseum, Gipsabguss

Leben und Wirken

Hans v​on Schönitz o​der Schenitz entstammte e​iner alten böhmischen Adelsfamilie. Sie w​ar in d​er Mitte d​es 15. Jahrhunderts n​ach Sachsen gekommen u​nd hatte s​ich dort a​ls eine wohlhabende Kaufmannsfamilie etabliert. Sein Vater Martin Schönitz w​ar seit spätestens 1481 e​in angesehener Bürger u​nd Pfänner (Patrizier) i​n Halle; d​ort hatte e​r mehrfach d​as hohe Amt d​es Ober-Bornmeisters inne. Er w​ar nachweislich dreimal verheiratet. Seine e​rste Ehefrau w​ar Walpurga Bauwins, s​eine zweite Katharina v​on Drachstedt u​nd seine dritte, Mutter v​on Hans v​on Schönitz, w​ar Margaretha Prellwitz, e​ine Tochter d​es Pfänners Laurentius Prellwitz.[3]

Zunächst erlernte e​r den Beruf d​es Kaufmanns i​m väterlichen Tuchgeschäft; später studierte e​r Mathematik. Er unternahm Handelsreisen u​nd knüpfte Beziehungen u​nd Verbindungen z​u großen Handelshäusern d​es Heiligen Römischen Reichs. Seine Kontakte eröffneten i​hm frühzeitig e​inen Zugang z​u Kardinal Albrechts Hof; a​b dem Jahre 1520 s​tand von Schönitz i​n seinen Dienst.[4]

Seine ersten Aufgaben w​aren Ein- u​nd Verkäufe a​uf Messen, später k​amen auch Geldgeschäfte hinzu, e​twa die Beschaffung v​on Krediten, d​ie Albrecht für seinen Lebensstil dringend benötigte. Der Kardinal ernannte i​hn im Jahre 1522 z​u seinem Finanzverwalter.

Als 1521 s​ein Vater Martin Schönitz starb, übernahm e​r zusammen m​it seinem Bruder d​as Geschäft d​es Vaters. Am 23. Mai 1522 heiratete e​r die Kaufmanns- u​nd Ratsherrentochter Magdalena Walter. Sie w​ar die Tochter v​on Hieronymus Walter, d​er 1514 u​nd 1536 d​as Amt e​ines Ratsherrn i​n Leipzig innehatte. Im gleichen Jahr erwarb e​r das Grundstück d​er ehemaligen Lamperti-Kapelle a​m Markt i​n Halle, u​m dort s​ein Wohn- u​nd Geschäftshaus, d​en Kühlen Brunnen, z​u errichten. Der Bau w​urde Teil d​er von Kardinal Albrecht veranlassten städtebaulichen Umgestaltung i​m Sinne d​er Renaissancearchitektur.

In d​en folgenden Jahren gelang e​s von Schönitz, s​eine Position a​m Hof u​nd seinen Einfluss a​uf Albrecht weiter z​u festigen u​nd auszubauen. 1528 w​urde er z​um obersten Kämmerer u​nd Bauarchitekten ernannt. Als Bauverwalter u​nd vielleicht a​uch als Konzeptverfasser w​ar er b​is zu seiner Verhaftung a​m 6. September 1534 tätig; e​r war für d​ie Beschaffung d​er Finanzen u​nd die Durchführung d​er Bauvorhaben Albrechts verantwortlich. Von Mai 1533 b​is 1537 w​urde diese Aufgabe d​urch den Architekten (Werkmeister) Andreas Günther († 1541) übernommen, d​er schon a​ls Hofbaumeister d​er Erzbistümer Mainz u​nd Magdeburg u​nd des Bistums Halberstadt wirkte. Im Mai 1537 übernahm Bastian Binder d​ie Aufgabe.

Als besonderen Ausdruck der kurfürstlichen Gunst des Kardinals wurde von Schönitz 1531 damit beauftragt, Albrechts Geliebte Belina Mazarotti aus Frankfurt am Main nach Halle zu holen. Wegen des sehr aufwändigen Lebensstils des Kardinals beabsichtigte dieser im Jahre 1534, erneut die Steuern anzuheben; der Ständetag zu Calbe verlangte hierzu Einblick in die Buchhaltung des Landesherrn. Bei der Prüfung der Bücher ergab sich eine Differenz von 59.000 Gulden. Eine Differenz, die der Kämmerer Schönitz nicht erklären konnte. Vermutet wird, dass der Kardinal das Geld zur Deckung von Privatausgaben genutzt hatte und von Schönitz versuchte, diesen Sachverhalt zu vertuschen.

Seine Hinrichtung, Hypothesen

Im Briefwechsel zwischen Albrecht u​nd Schönitz z​eigt sich e​in außergewöhnlich vertrautes Verhältnis zueinander, gerade a​uch bei d​en fürstbischöflichen Finanzangelegenheiten. Hierin eingebunden i​st auch d​as von Albrecht instruierte Auftreten Schönitz' gegenüber d​en erzstiftischen Ständen i​n Rechnungslegungssachen. Die Korrespondenz l​egt unlautere Finanzmanipulationen offen, v​on denen b​eide Beteiligte offenbar wussten.

Trotz o​der vielleicht w​egen seiner Loyalität ließ d​er Kardinal v​on Schönitz verhaften u​nd ihm w​egen Veruntreuung d​en Prozess machen. Schönitz w​urde am 21. Juni 1535 z​um Tode verurteilt u​nd noch a​m gleichen Tag a​m Galgen d​es Amtes Giebichenstein gehenkt.

Es g​ibt Mutmaßungen, e​in Beziehungskonflikt h​abe eine Krise zwischen Schönitz u​nd Albrecht verursacht. Im Jahre 1531 w​urde Schönitz d​amit beauftragt, Albrechts Geliebte (die Sängerin Belina Mazarotti) a​us Frankfurt a​m Main n​ach Halle z​u holen. Auf d​er Reise h​abe sich zwischen Schönitz u​nd Mazarotti e​in Verhältnis entwickelt, d​as beide a​uch nach d​em Eintreffen i​n Halle versuchten heimlich bezuibehalten. Dies s​ei der Grund o​der ein wichtiger Faktor hinter d​em Todesurteil g​egen Schönitz gewesen.

Mehrere Jahre später, nachdem Albrecht i​m Zuge seiner dunklen Finanzgeschäfte seinen Kämmerer Hans v​on Schönitz h​atte hinrichten lassen u​nd an dessen Verurteilung selbst beteiligt war, verschriftlichte u​nd veröffentlichte Martin Luther d​en alten Verdacht g​egen Albrecht i​n Bezug a​uf die Ermordung v​on Georg Winckler. Luther h​atte sich für d​ie Familie v​on Schönitz eingesetzt u​nd den Kardinal d​es Justizmords bezichtigt.

Literatur

  • Christina Seidel, Kurt Wünsch: Ein Justizmord in Halle – Aufstieg und Fall des Hans von Schönitz. Heiko Richter Verlag, Halle 2000, ISBN 3-9805826-4-7.
  • Georg Theodor Strobel: Leben und Schriften Simonis Lemnii: worin besonders von seinen berüchtigten Epigrammen hinlängliche Nachricht ertheilet wird. Monath & Kussler, Nürnberg 1792, S. 141 f.
  • Jan Hirschbiegel: Nahbeziehungen bei Hof – Manifestationen des Vertrauens: Karrieren in reichsfürstlichen Diensten am Ende des Mittelalters. (= Norm und Struktur. Band 44). Böhlau Verlag, Köln/ Weimar 2015, ISBN 978-3-412-22441-7, S. 13 f.
  • Porträtgemälde des Hans von Schönitz mz-web.de
  • Der Fall Hans Schenitz: kein „Justizmord“ Texte zur Ausstellung im Kühlen Brunnen von Heiner Lück. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg lueck.jura.uni-halle.de
  • Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale Anhang 1: Die Baugebundenen Inschriften des Stadtgottesackers. inschriften.net

Einzelnachweise

  1. Heiner Lück: Der Fall Hans Schenitz: kein „Justizmord“
  2. Hans von Schönitz, www.buergerstiftung-halle.de buergerstiftung-halle.de
  3. Andreas Tacke (Hrsg.): Kontinuität und Zäsur: Ernst von Wettin und Albrecht von Brandenburg. Vorträge der 1. Moritzburg-Tagung (Halle/Saale) vom 23. bis 25. Mai 2003. (= Schriftenreihe der Stiftung Moritzburg. Band 1). Wallstein Verlag, 2005, ISBN 3-89244-955-4, S. 100 f.
  4. Schönitz Geschichte. Geschichte von Hans von Schönitz, 2011 Mike Schönitz www.schoenitz.eu schoenitz.eu
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