Hans-Peter Bärtschi

Hans-Peter Bärtschi (* 23. Februar 1950 in Winterthur; † 2. Februar 2022 ebenda[1]) war ein Schweizer Architekt, Autor und Fotograf sowie Technik- und Wirtschaftshistoriker.

Hans-Peter Bärtschi: Selbstporträt 1982
Eines seiner Fotos: Centovallibahn, FART Nr. 7 in Cavigliano, 1992

Leben

Hans-Peter Bärtschi studierte Architektur an der ETH Zürich, unter anderem bei Aldo Rossi, bei dem er auch seine Diplomarbeit anfertigte. Mit der Dissertation über «Industrialisierung, Eisenbahnschlachten und Städtebau» wurde er bei Jean-François Bergier und Paul Hofer zum Dr. sc. techn. promoviert. In Winterthur gründete er das Büro Arias – Architektur Industriearchäologie Stadtentwicklung.

Bereits während seines Studiums engagierte er sich für den Erhalt von Kulturgütern in der Struktur der Architektur. Er gründete 1979 die «ARIAS-Industriekultur», um damit die Dokumentation und Restaurierung von Industriedenkmälern zu ermöglichen. Gleichzeitig kuratierte er in zahlreichen Museen Ausstellungen zur Industriegeschichte wie zum Beispiel seit 1981 ein Engagement für die ehemalige Bierbrauerei Mühlerama.

Darüber hinaus war Bärtschi Autor zahlreicher Publikationen im Bereich Technik, Architektur und Bautechnikgeschichte, auch für Radio- und Fernsehsendungen.[2][3] Ausserdem fotografierte er in seinem Arbeitsleben ca. 350'000 Fotos zur Industrie-Arbeitswelt, die er zusammen mit Sylvia Bärtschi-Baumann in die Stiftung Industriekultur überführte und dieser vermachte. Zurzeit werden diese Fotos von der ETH digitalisiert und unter freier CC-Lizenz online gestellt. Er war Korrespondent der Zeitschrift Industriekultur für die Schweiz.

Der Pionier der «Schweizer Industrie-Archäologie»[4] wuchs, wie er selbst schrieb, «zwischen der Giesserei Rieter, der Lokomotiven-Fabrik und dem Eisenbahn-Stellwerk auf». Er kämpfte für die «Rettung von Zeugen der grossen industriellen Ära der Schweiz» und gegen den einseitigen Mythos des bäuerlichen Landidylls.[4] Bärtschi starb drei Wochen vor seinem 72. Geburtstag nach längerer Krankheit in seiner Heimatstadt Winterthur.[5]

Rezeption

Zahlreiche Verlage, bei denen Bärtschi veröffentlichte, würdigten ihn mit: «Bärtschi ist ein Industrie-Erotiker. Er kennt jede Maschine, jeden Prozess, jeden Werkstoff»[6] und «Hans-Peter Bärtschi ist ein Besessener. Das industrielle Zeitalter in der Schweiz aufzuarbeiten, ist sein Lebenswerk. (…) Und er ist ein wandelndes Lexikon; ein gutes, das nicht nur Begriffe nennt, sondern auch Zusammenhänge kennt».[7]

Schriften

  • Zürich als Industriestadt in: «Schweiz», Zürich, Schweizerische Verkehrszentrale Jg. 53, H. 11 1980, S. 1–32.
  • Industrialisierung, Eisenbahnschlachten und Städtebau, Basel, Birkhäuser 1983 ISBN 3-7643-1312-9.
  • Die Siedlungsstadt Winterthur, Bern, Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte 1989.
  • Winterthur. Industriestadt im Umbruch, Wetzikon, Buchverlag der Druckerei Wetzikon 1990.
  • Industrielehrpfad Zürcher Oberland, Wetzikon, Buchverlag der Druckerei Wetzikon 1991.
  • Wohnungsbau und Siedlungsentwicklung, Chronos 1999 ISBN 978-3-905313-33-8.
  • Der Osten war rot, Chronos 2008 ISBN 978-3-0340-0916-4.
Commons: Hans-Peter Bärtschi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Traueranzeige. In: Tagesanzeiger. Abgerufen am 4. Februar 2022.
  2. Kurzbiografie Bärtschis im Chronos Verlag
  3. Karl-Eugen Kurrer: Report on the State of Construction History in Austria, Germany and Switzerland. In: Construction History. Research Perspectives in Europe, ed. by Antonio Becchi, Massimo Corradi, Federico Foce and Orietta Pedemonte, pp. 61–112 (hier p. 107f.), Florence: Kim Williams Books 2004, ISBN 88-88479-11-2.
  4. Armando Mombelli: Industrie sorgte für Wohlstand in der Schweiz, Swissinfo, 31. August 2012
  5. Hans-Peter Bärtschi verstorben, abgerufen am 6. Februar 2022
  6. Kritik zu seinem Buch Die industrielle Schweiz – vom 18. ins 21. Jahrhundert in Work vom 15. April 2011 auf Hier-und-Jetzt-Verlag
  7. Kritik zu seinem Buch Die industrielle Schweiz – vom 18. ins 21. Jahrhundert in Der Landbote vom 30. April 2011 auf Hier-und-Jetzt-Verlag
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