Hanauer Marionettentheater
Das Hanauer Marionettentheater ist ein privat geführtes mobiles Marionettentheater in Hanau. Es wurde 1968 von Georg und Gerlinde Richter gegründet und wird seit 2010 von Roland Richter geleitet.
Geschichte
Als das Hanauer Marionettentheater 1968 von Georg und Gerlinde Richter gegründet wurde,[1] hatten einige der hölzernen Figuren aus der Startphase eine bereits rund 300-jährige Dienstzeit hinter sich. Schon seit vielen Generationen waren die Richters als wandernde Marionettenkünstler unterwegs. Sie präsentierten ihre Aufführungen in früheren Jahrhunderten auf dem Land, in den Städten und an den Höfen der Fürsten. Dabei hatten die sogenannten „landfahrenden“ Puppenspieler aber immer ein Stammhaus, in welchem sich die weit verstreut agierenden Mitglieder der Familien im Winterquartier wieder trafen.
Die restriktive Politik der Regierung in der DDR, die dem Nachwuchs der Puppenspielerfamilien keine neuen Reisegewerbescheine mehr ausstellte, sondern sie zwang, beim elterlichen Betrieb zu verbleiben, war für viele Marionettenspieler der Grund, sich in den Westen Deutschlands abzusetzen. So wie Georg Richter mussten viele Marionettenspieler ihre Betriebe (Fuhrpark, Bühnen und Marionetten) im Osten zurücklassen, als sie in den Westen flüchteten. Auch Georg Richter konnte nur acht historische Köpfe in einer Reisetasche mit sich führen, als er 1952 von Ost- nach Westberlin wechselte und im Anschluss mit seiner Familie in die Bundesrepublik Deutschland weiterflog.
Einiges aus dem ursprünglichen Fundus fand durch die Flucht der weiteren Familienmitglieder wieder zurück, sodass das Hanauer Marionettentheater heute über eine Sammlung von rund 250 historischen Marionetten verfügt. Andere Richter-Marionetten fanden ihren Weg nach der Wende ins Theaterfigurenmuseum Lübeck, wo sie heute in einem eigenen Richter-Flügel ausgestellt sind.
Nach der Flucht war für fast alle Mitglieder der Familie Richter das Puppenspielerdasein zunächst zu Ende. Erst 1968 wurden die alten Puppenköpfe wieder aufgearbeitet, und es wurde nach alten Vorbildern eine neue Bühne gebaut. Vorübergehend war das Spiel mit den Marionetten lediglich ein Nebenerwerb, doch schon bald setzten sich die Qualität und der gelungene pädagogische Ansatz des Theaters weit über die Stadtgrenzen Hanaus hinweg durch. Ab 1980 konnten Georg und Gerlinde Richter wieder vollständig vom Theater leben. Es erfolgten Gastspielreisen in verschiedene Teile der Bundesrepublik Deutschland. Die alte Tradition war wieder lebendig.
Wie sich der Übergang von der achten zur neunten Generation einmal gestalten sollte, wurde am Anfang der 1990er Jahre ein dringliches Problem. Im Gegensatz zu früheren Generationen, in denen die Kinder dem Lebensrhythmus der Eltern folgten, um später einmal selbst Marionettentheater zu spielen, zeitigte die Tatsache der Ansässigkeit der Richters in Hanau Folgen, die anfangs unterschätzt worden waren. So verzögerte sich die Übergabe des Theaterbetriebes von einer Generation zur nächsten bis ins neue Jahrtausend. Bis zum Jahre 2008, als das Hanauer Marionettentheater sein vierzigjähriges Jubiläum feierte, agierten Georg und Gerlinde Richter gemeinsam vor und hinter den Kulissen. Als sich der Gesundheitszustand des mittlerweile 85-jährigen Ehemannes zu verschlechtern begann, führte die nun selbst 80-jährige Gerlinde den Theaterbetrieb mit dem gemeinsamen Sohn Roland weiter.
Einige Jahre leitete Roland Richter zusammen mit seiner Frau, Dr. Jale Richter, Literatur- und Theaterwissenschaftlerin, in neunter Generation das Marionettentheater. Nach der Trennung Jale Richters von Ehemann haben sich neue Schwerpunkte in der Gestaltung und Ausführung des Theaters entwickelt. Das „klassische Theater“ hat sich in der Zeit der Kooperative der Eheleute weiterentwickelt. Die damals entstandenen neuen Stücke und Konzepte wurden von Roland Richter & Tochter Katja Fiona Richter in eine neue Form gebracht. Dabei wurden aber die Leitlinien des Richterschen Marionettenspiels bewahrt.[2]
Konzepte für Schulen und Kindergärten
Die Aufführungen des Hanauer Marionettentheaters richten sich nach den Rezeptionsvoraussetzungen des Publikums: kein starres Festhalten an überkommenen Spieltechniken, sondern eine lebendige Ausgestaltung. Das jeweils auf das Alter der Kinder abgestimmte Theaterstück setzt auf den „live“ gesprochenen Dialog. Nach der Veranstaltung können die Kinder und Jugendlichen einen Blick hinter die Kulissen werfen.[3]
Stücke
Die Kinderstücke des Hanauer Marionettentheater umfassen sowohl klassische Grimmsche Märchen, als auch Märchen, die von Mitgliedern der Familie Richter geschrieben wurden.[4] Darüber hinaus stehen auch Stücke für Erwachsene auf dem Programm.[5]
Einzelnachweise
- Hanauer Marionettentheater: Georg und Gerlinde Richter. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 8. Mai 2015; abgerufen am 15. August 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Hanauer Marionettentheater: Geschichte. Abgerufen am 15. August 2014.
- Hanauer Marionettentheater: Konzepte für Schulen und Kindergärten. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 8. Mai 2015; abgerufen am 16. August 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Hanauer Marionettentheater: Unsere Stücke für Kinder. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 12. Februar 2015; abgerufen am 15. August 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Hanauer Marionettentheater: Unsere Stücke für Erwachsene. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 12. Februar 2015; abgerufen am 15. August 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.