Hallenbad Ost (Kassel)
Das Hallenbad Ost ist ein ehemaliges Hallenbad im Kasseler Stadtteil Bettenhausen. Das Gebäude wurde im Jahr 1929 im Bauhausstil errichtet und im Juni 1930 eröffnet. Das Hallenbad wurde vom Stadtbauamt entworfen; verantwortlich für die Gestaltung war Baurat Ernst Rothe für den ursprünglichen Entwurf, den dann Bauoberrat Gerhard Jobst entscheidend überarbeitete. Wegen seiner Bauhaus-Fassade ist es denkmalgeschützt. Das Bad wurde 2007 aufgrund von Baufälligkeit stillgelegt und lag lange brach. Nach gelungener Sanierung wird es seit 2021 als Büro- und Veranstaltungshaus genutzt und wird 2022 ein Standort der documenta 15 sein.
Geschichte
Seit der Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung der Stadt Kassel schnell auf weit über 100.000 Einwohner, und es entstand Bedarf an Freizeit- und auch Hygieneeinrichtungen. In dieser Zeit wurde auf dem Gelände des „Kleinen Forst“ am, „Fackelteich“ in der heutigen Nürnberger Straße, unweit des späteren Standortes des Hallenbades, 1894 ein Gaswerk in Betrieb genommen. Das Hallenbad wurde am 15. Juni 1930 eröffnet und durch die überschüssige Wärmeenergie des Gaswerks durch eine etwa 500 m langen Versorgungskanal mit Dampf, Warm- und Kaltwasser versorgt. Die Rohre verliefen parallel der Söhrestraße am Wahlebach entlang. Betrieben wurde das Bad von den 1929 als erste kommunale Aktiengesellschaft gegründeten Städtischen Werken.
Das Schwimmbecken des stillgelegten Bades ist 25 m lang und 12 m breit, hat ein Volumen von 570 m² und wurde als Mehrzweckbecken mit angeschlossenem Nichtschwimmerteil konzipiert. Neben dem Freizeitwert stellte zum Beginn des Betriebes auch der hygienische Aspekt eine Rolle dar. So besaßen nur wenige Wohnungen der damaligen Zeit in Kassel eine Badewanne und das Hallenbad Ost bot durch sein Angebot an „Volksbadewannen“ ein entsprechendes Angebot. Das Bad wurde von Schulen zum Sportunterricht und Vereinen als Trainingsort genutzt. Bereits im ersten Jahr verzeichnete das Hallenbad Ost 230.000 Besucher.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Badegebäude durch Bombentreffer beschädigt aber bereits 1949, nach entsprechenden Reparaturmaßnahmen, wieder in Betrieb genommen. Das Hallenbad bekam seinen Namenszusatz „Ost“ als in Kassel noch zwei weitere Hallenbäder (Stadtbad Mitte im Jahr 1967 und Hallenbad Süd im Jahre 1971) in Betrieb genommen wurden. Als Modernisierungen wurden in der Nachkriegszeit eine finnische Sauna, eine Blockhaussauna im Freigelände, ein Sanarium, Tauchbecken, Solarien und Ruheräume bzw. eine Liegewiese eingerichtet.
Da sich ab Mitte der 1990er Jahre die Besucherzahlen deutlich verringerten, weil eher ein Bedarf an Wellness- und Erlebnisbädern bestand und das Hallenbad Ost aufwendig saniert werden müsste, wurde es schließlich 2007 stillgelegt und der Neubau eines Bades am Auedamm beschlossen.
Weitere Nutzung
Nach dem Verkauf des Gebäudes gab es in der Vergangenheit verschiedene Pläne zur Nutzung, wie die Einrichtung eines Fitnessstudios,[1] den Umbau zu einem „Erfinderhaus“[2] oder den Umbau zu einem Teil eines Bürokomplexes.[3] Ende 2016 gaben die Städtischen Werke bekannt, dass sie wieder im Besitz des Gebäudes sind und sie es 2017 sanieren lassen wollen, um dort Büros einzurichten. Die Baumaßnahmen sollten bis Mitte 2018 abgeschlossen sein.[4] Das Vorhaben wurde jedoch aus unbekannten Gründen aufgegeben und das Gebäude wurde im Oktober an drei Kasseler Architekten verkauft, die in dem Gebäude neben ihrem Architekturbüro weitere Büroräume schaffen wollen.[5]
Einzelnachweise
- Umbau zu teuer: Hallenbad Ost bleibt Ruine, vom 20. Januar 2011, auf hna.de
- Neue Nutzungsidee: „Erfinder-Haus“ im Hallenbad Ost, vom 4. Januar 2014, auf hna.de
- Umbaupläne für Hallenbad Ost liegen auf Eis, vom 9. Februar 2015, auf hna.de
- HNA: KVG bekommt Büros im Hallenbad Ost: Sanierung startet Mitte 2017, abgerufen am 20. Dezember 2016, auf hna.de
- Kassel: Schandfleck soll weg: Hallenbad Ost in Kassel wird zum Architekturbüro – Bettenhausen. In: hna.de. Abgerufen am 2. November 2018.