Hämodialyse-Dysäquilibrium

Das Hämodialyse-Dysäquilibrium (auch Dialyse-Dysäquilibrium-Syndrom o​der Erstdialyse-Syndrom u​nd kurz Dysäquilibriumsyndrom) i​st eine während e​iner Hämodialyse auftretende Komplikation. Bei d​er Hämodialyse werden d​em Blut schnell Substanzen entzogen (z. B.: Harnstoff, NaCl), d​ie unter anderem osmotisch wirksam sind.

Klassifikation nach ICD-10
E87.1[1] Hypoosmolalität und Hyponatriämie
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Durch die Absenkung der Konzentration im Blut entsteht ein Konzentrationsgefälle zu den anderen Körperkompartimenten, so dass über Diffusion entsprechende Substanzen ins Blut übertreten können und ausgewaschen werden. Eine Besonderheit unter den Kompartimenten stellt das Zentrale Nervensystem dar, welches durch die Blut-Hirn-Schranke umgeben und vor dem Übertritt toxischer Metaboliten und anderer endogener und exogener neurotoxischer Substanzen geschützt ist. An der Blut-Hirn-Schranke findet nur eingeschränkt und verzögert Diffusion statt. Wird bei extrem hohen Konzentrationen osmotisch wirksamer Substanzen im Blut deren Konzentration zu schnell gesenkt, tritt ein Konzentrationsgefälle auf, das an der Bluthirnschranke nicht rechtzeitig durch Diffusion zur Blutseite hin ausgeglichen werden kann. Es wird ein osmotischer Gradient aufgebaut, welcher dazu führt, dass die Konzentration im Hirn durch „Verdünnung“ gesenkt wird, d. h., es wird Wasser eingelagert und ein Hirnödem ausgebildet. Die Folgen sind im Näheren unter Symptome aufgezählt. In schweren Fällen kann dies zum Koma oder sogar zum Tod führen.

Derselbe Effekt t​ritt auch b​ei exzessivem Alkoholkonsum auf.

In d​er Praxis i​st das Hämodialyse-Dysäquilibrium e​her selten geworden (0,5 % d​er Dialysepatienten). Moderne Dialysegeräte gewährleisten d​ies durch empfindliche Überwachungseinrichtungen.

Symptome

Literatur

  • H. Mann, S. Stiller, G. Gürich: EEG-Studien zur Pathogenese des Dysäquilibriumsyndroms. In: Intensivbehandlung. Band 9, 1984, S. 156 ff.

Einzelnachweise

  1. Alphabetisches Verzeichnis zur ICD-10-WHO Version 2019, Band 3. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln, 2019, S. 204

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