Gustav Orglmeister
Gustav Orglmeister (* 23. Dezember 1861 in Prag; † 25. Oktober 1953 in Wien; vollständiger Name: Gustav Franz Orglmeister) war ein österreichischer Architekt und Baumeister des späten Historismus.
Leben
Gustav Orglmeister wurde im Prager Stadtteil Smírchov als Sohn des römisch-katholischen ehemaligen Jura-Studenten, Buchhalters bzw. Privatlehrers Dominik Orglmeister (* 1825 Kriegern, Amtsbezirk Podersam, Saazer Kreis, Böhmen) und der aus Prag stammenden Cäcilia Orglmeister geb. Suchanek geboren.[1] Sein Onkel war der Jurist und k. k. Steuerinspektor Leopold Suchanek (zuerst als Finanzconzipist in Fiume Veneto, später als Finanzbezirkscommissär III. Klasse und Inspektor in Böhmen tätig). Orglmeister absolvierte die Gewerbeschule in Reichenberg und die Deutsche Technische Hochschule Prag sowie die Kunstgewerbeschule Prag. 1889 gründete er in Wien gemeinsam mit Franz Kupka die Firma Kupka & Orglmeister und erhielt 1890 die Stadtbaumeister-Konzession. Kupka und Orglmeister waren vielfältig tätig. Sie bauten unter anderem Wohn- und Geschäftshäuser, Villen, Klubhäuser für Sportvereine sowie Ausstellungsbauten und erhielten sogar Aufträge im Eisenbahnbau, so etwa an der Wocheinerbahn. Ab 1911 war Orglmeister selbständiger Architekt und alleiniger Besitzer des Baugeschäfts G. Orglmeister.
Familie
Die Familie Orglmeister (Orgelmeister) hat ihren Ursprung in Kriegern, Bezirk Podersam, Böhmen. Orglmeister heiratete am 31. August 1892 in Wien-Innere Stadt (in der Lutherischen Stadtkirche) Elisabeth Anna Martini (1872–1939), die Tochter des Knopffabrikanten Hermann Julius Martini.[2] In einigen Veröffentlichungen wird alternativ das Eheschließungsjahr 1901 genannt. Aus der Ehe stammen zwei Söhne: der Baumeister Dipl.-Ing. Gustav Oglmeister (* 1894) und der Bankbeamte Franz Herbert Orglmeister (* 1895). Fälschlicherweise wird im Traueintrag der Vorname des Vaters mit Daniel statt Dominik angegeben. Stadtbaumeister Orglmeister war ein Cousin des Assistenzarztes der Pharmakologie am Deutschen Pharmakologischen Institut Prag und später in Dux (Böhmen) tätigen Gustav W. Orglmeister (* 1879 Kriegern). Dieser war verheiratet mit der aus Saaz stammenden Frauenärztin Johanna Orglmeister geb. Bernt (* 1882 Saaz), Tochter des Juristen, Stadtrats und Bezirksobmanns Franz Bernt (1847–1929) und der gebürtigen Saazerin Rosa Bernt geb. Pezellen (1850–1909). Rosa Pezellen (Saazer Familienname auch geschrieben Pezeli, Pezely, Petzeli, Pecelius, Pezelius...) war eine Verwandte des Juristen Franz Max Broudre in Saaz und der Malerin und Künstlerin Tina Bauer-Pezellen.
Auszeichnungen
- 1903: k. u. k. Hofbaumeister[3]
- 1909: gerichtlich beeideter Bausachverständiger und Schätzmeister
- 1911: Franz-Joseph-Orden
- königlich schwedischer Wasa-Orden
- königlich preußischer Kronenorden III. Klasse
- Ehrenzeichen für Verdienste um das Rote Kreuz
Bauten und Entwürfe
- 1897: Hotel Krantz (heute Hotel Ambassador) in Wien, Neuer Markt 6
- 1901: Remise und Depot (Bundesmobilienverwaltung) in Wien, Mariahilfer Straße 88
- 1904: Beteiligung am Bau der Triester- oder Karstbahn von Görz nach Triest
- 1909–1910: Kaasgrabenkirche in Wien, Ettingshausengasse 1
- 1913: Pavillon für die Adria-Ausstellung
- 1924–1925: Pfarrkirche Pischelsdorf an der Leitha
Literatur
- Erika Sieder, Dieter Klein: „...tout Vienne!“ Gustav Orglmeister 1861-1953. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2012, ISBN 3-901862-16-1.
Weblinks
- Gustav Orglmeister im Architektenlexikon Wien, abgerufen am 29. Dezember 2013
- Gustav Orglmeister. In: archINFORM; abgerufen am 29. Dezember 2013.
- Erika Sieder: Gustav Orglmeister: Der letzte k.u.k Stadtbaumeister. In: Die Presse. 30. Juni 2012, abgerufen am 2. Oktober 2020.
Einzelnachweise
- Geburts- / Taufeintrag, Prag (Smichow), 23. Dezember 1861, Fol. 303 - Archivni Katalog Prag
- Trauungs-Buch, Wien, 31. August 1892, Fol. 246 - Matricula online
- E. Sieder: Gustav Orglmeister. Der letzte k. u. k. Stadtbaumeister. In: Die Presse vom 30. Juni 2012 (abgerufen am 2. Oktober 2020).